Frage & Antwort, Nr. 214 Warum kommt ein Bumerang zurück?
06.03.2012, 07:25 Uhr
Bumerangs sind nicht immer V-förmig, es gibt sie in unzähligen Formen.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Ich habe es zwar noch nie geschafft, einen Bumerang richtig zu werfen. Aber eigentlich sollen diese Fluggeräte mit der richtigen Wurftechnik ja direkt zum Werfer zurückkommen. Warum? (fragt Gerhard H. aus Linz)
Es gibt zwei Dinge, die fast jeder über Bumerangs zu wissen glaubt. Erstens: Ein klassischer Bumerang ist dazu gedacht, nach dem Wurf zum Werfer zurückzukehren. Zweitens: Der Bumerang stammt aus Australien. Doch beides stimmt so nicht ganz.

Thomas Szartowicz ist Vizepräsident des Deutschen Bumerangclubs e.V. und arbeitet als Deutsch- und Chemielehrer an einer internationalen Schule.
Unstrittig ist, dass der Bumerang heutzutage hauptsächlich ein Freizeit-Sportgerät ist. Das Wurfgerät gibt es in unzähligen Ausführungen, Formen und Farben. Und alle haben sie eines gemeinsam: Werden sie richtig abgeworfen, kann der Werfer ihn an Ort und Stelle wieder aus der Luft fischen. Thomas Szartowicz, Vizepräsident des Deutschen Bumerangclubs, erklärt, warum. "Jeder Bumerang besteht aus zwei oder mehr Flügeln, die ungefähr so aussehen wie die Tragflächen eines Flugzeuges. Diese Flügel sind parallel verschoben, so dass man im Prinzip zwei Tragflächen hintereinander hat." Beim klassischen, V-förmigen Bumerang betrage der Winkel zwischen den Flügeln ungefähr 45 Grad, ergänzt Szartowicz.
Der Bumerang werde senkrecht zum Boden abgeworfen – anders als etwa ein Frisbee, das die Wurfhand parallel zum Boden verlässt, so der Experte. "Man kann sich das nun so vorstellen: Die Bumerang-Flügel schneiden die Luft ähnlich einer Tragfläche beim Flugzeug." Beim Flugzeug sei es so, dass die Auftriebskraft nach oben wirke. Es rotiere nicht und die Flügel befinden sich parallel zum Boden. "Beim Bumerang aber, der senkrecht zum Boden steht und dabei rotiert, wirkt die Auftriebskraft nach innen - zum Kreismittelpunkt", fährt Szartowicz fort. Im besten Fall fliegt der Bumerang also eine schöne Kreisform – und landet dort, wo er abgeworfen wurde. "Es gibt sogar Doktorarbeiten über die Flugbahn von Bumerangs. Diese Kurve zu beschreiben, ist unheimlich schwer, weil sehr viele unterschiedliche Kräfte darauf einwirken", erklärt der Sport- und Chemielehrer.
Mythos eins: Ein Bumerang kommt zurück
So viel zu dem, was wir heute als Bumerang kennen: ein Sportgerät, dessen Flugkurve nur sehr schwer zu berechnen ist. "Ursprünglich jedoch war der Bumerang eine Jagdwaffe", klärt Szartowicz auf. Und auf der Jagd ist es sehr unpraktisch, wenn man die Flugbahn seiner Waffe nicht voraussagen kann – und noch viel unpraktischer, wenn die Waffe nicht das Ziel, sondern den Werfer trifft. Der Experte: "Bumerangs, sogenannte 'Kylies' oder 'Killersticks', waren im Prinzip Hightech-Stöcke. Sie waren so schön geschliffen, dass sie einen leichten Auftrieb nach oben hatten, der das Holz in der Luft hielt." So konnte ein Bumerang sehr weit parallel zum Boden einfach nur geradeaus fliegen – die perfekte Flugeigenschaft für eine Jagdwaffe. "Durch diesen komfortablen Wurf konnte man richtig gut treffen."
Wie aber kommt es dann zur Entwicklung des wiederkehrenden Bumerangs? "Die Kylies wurden alle aus Naturmaterialien hergestellt. Und sie waren auch Werkzeuge, zum Beispiel wurde damit auch gegraben." Irgendwann also verzog sich der Killerstick – und flog nicht mehr so, wie man eigentlich wollte. Die Jäger sortierten die kaputten Bumerangs schließlich aus. "Und weil sie für die Jagd unbrauchbar waren, hat man damit dann vermutlich angefangen zu spielen – und langfristig so lange daran herumgeschnitzt, bis er die Form hatte, die wir heute kennen."
Mythos zwei: Er stammt aus Australien

Richtig ist, dass die Aborigines bis heute mit einem Bumerang auf die Jagd gehen. Falsch ist, dass er aus Australien stammt.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Es ist richtig, dass die Aborigines bis heute den Kylie als Jagdwaffe benutzen. Und sie tun dies in einer jahrtausendealten Tradition. Aber der Experte vom Deutschen Bumerangclub klärt auf: "Diese Wurfhölzer waren früher auf der ganzen Welt verbreitet, in Australien hat es sich eben bis in die Gegenwart gehalten." Im Ägyptischen Museum in Kairo etwa könne man die Bumerangs des berühmten ägyptischen Herrschers Tutanchamun betrachten, die Howard Carter seinerzeit in dessen Grab fand. "Das zeigt: auch die Ägypter waren schon vor langer Zeit im Besitz eines solchen Wurfgerätes. Diese sehen den Exemplaren, die in Australien gefunden werden, sehr ähnlich. Sie sind häufig nur schöner bearbeitet und zum Beispiel aus Elfenbein geschliffen", so Szartowicz.
Der älteste bislang bekannte Jagd-Bumerang wurde im Jahr 1985 in Polen gefunden. Er soll rund 23.000 Jahre alt sein. Auch in Asien, Afrika und Amerika wurde die jahrtausendealte Jagdwaffe bereits nachgewiesen – einige Indianerstämme in Nordamerika benutzen sie, wie auch die Aborigines, heute noch. Eines ist also sicher: Der Killerstick war schon sehr früh weltweit verbreitet.
Übrigens: Im Bumerang-Sport gibt es regelmäßig auch Weltmeisterschaften – und da zählt Deutschland zur Weltspitze. Alle zwei Jahre findet die "Bumerang-WM" statt, zuletzt 2010 in Rom. In diesem Jahr wird der Wettbewerb in Brasilien ausgetragen; Thomas Szartowicz tritt gemeinsam mit seinen Kollegen von "B-Motions" als deutsches Team an. Bereits drei Mal konnten sie sich den Titel im Mannschaftswerfen sichern.
Quelle: ntv.de