Frage & Antwort, Nr. 23 Warum schmettern SCHMETTERlinge?
06.03.2007, 04:22 Uhr
Ein Tagpfauenauge hat sich auf einer Blüte niedergelassen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Woher hat so ein "leichtes" Geschöpf wie der Schmetterling seinen Namen? (fragt Wolf Kraus, Schwaig)
160.000 Arten umfasst die Gruppe der Schmetterlinge. Sie ist damit nach den Käfern die artenreichste Insekten-Ordnung der Biologie. Der wissenschaftliche Name bedeutet wörtlich "Schuppenflügler", was tatsächlich eine sehr treffende Bezeichnung ist, denn die Flügel der Schmetterlinge sind auf der Ober- und Unterseite mit Schuppen bedeckt. Bei vielen Artgenossen ist zudem auch der gesamte Körper beschuppt. Diese Schuppen ähneln flachen Haaren, die dachziegelartig auf den Flügeln liegen und so die Flügeladern verdecken.
Und warum haben die Schuppenflügler so einen gewaltigen Namen? "Das Wort geht vermutlich auf "Schmetten" bzw. "Schmand" zurück, weil man offenbar früher beobachtete, dass manche Arten beim Rahmschlagen der Milch angelockt werden", sagt Gunnar Brehm von der Universität Jena. Christine Ströhlein vom Schmetterlingspark idea pflichtet bei und ergänzt: "Im Mittelalter war der Aberglaube verbreitet, die Schmetterlinge seien verkleidete Hexen, die in dieser Gestalt in Speisekammern und Keller schlichen, um dort den Rahm, den "Schmetten", zu stehlen."
In verschiedenen Dialekten fanden oder finden sich immer noch zahlreiche Varianten des Begriffs. Im Westfälischen wurden Schmetterlinge auch als Schmandlecker bezeichnet, im Mittelniederdeutschen sprach man von Molkentövenern. Im Tschechischen ist heute noch das Wort "smetana" für Sahne oder Rahm gebräuchlich, in Polen ist es "smietanka". Auch der englische "butterfly" (Buttervogel) zielt auf die vermeintliche Vorliebe für Molkereiprodukte.
Falter kommt aber nicht vom Falten

Dr. Gunnar Brehm vom Institut für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
"Für die meisten Arten ist Milch oder Sahne allerdings wenig attraktiv", sagt der Biologe Brehm. "Der größte Teil der Schmetterlinge interessiert sich für Nektar, oft von ganz bestimmten Pflanzen. Arten wie Schillerfalter oder Maivogel werden aber auch von Exkrementen angelockt. Den Totenkopf zieht es in Bienenstöcke, wo er Honig frisst. Besonders in tropischen Gegenden kann man gelegentlich große Mengen von Schmetterlingen dabei beobachten, wie sie sich an Pfützen oder auf Steinen versammeln, um dort Salze aufzunehmen.
Die meisten der weltweit vorkommenden Falter sind in tropischen Gebieten verbreitet und nachtaktiv. Das bedeutet, dass wir von den meisten Arten bisher gar nichts über ihre Nahrung wissen - weder über die der erwachsenen Falter noch über die ihrer Raupen. Hier gibt es noch viel zu erforschen und zu entdecken."
Neben Schmetterling kann gleichwertig auch der Begriff Falter verwendet werden. "Hier hat sich die Trennung zwischen Tagfaltern und Nachtfaltern eingebürgert, allerdings sind nur die Tagfalter stammesgeschichtlich eine natürliche Gruppe", sagt Brehm. Das Wort Falter stammt aus dem Althochdeutschen "fifaltra", was so viel wie "Flügel schwingend" oder "flattern" bedeutet.
Quelle: ntv.de