Frage & Antwort, Nr. 328 Warum verknoten sich Kraken nicht?
27.05.2014, 07:07 Uhr
Kraken heften sich an alles, was in ihre Nähe kommt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Warum verknoten sich die Arme eines Oktopusses nicht ständig? (fragten sich israelische Biologen der Hebrew University in Jerusalem)
Kraken sind intelligente Tiere, die durch die Beobachtung von Vorbildern lernen können. Die problemlose Koordination der acht Arme scheint jedoch einem anderen Mechanismus zu folgen. Warum sich also die Saugnäpfe, die sich zahlreich an allen Armen befinden, nicht an den eigenen Gliedmaßen haften, haben Forscher nun herausgefunden. Dafür gingen sie den Weg der Amputation, der nicht nur bei Tierschützern Entsetzen auslöst. Binyamin Hochner von der Hebrew University in Jerusalem und seine Kollegen experimentierten mit einzelnen, amputierten Armen Gemeiner Kraken (Octopus vulgaris). Diese bewegen sich nämlich nach ihrer Abtrennung noch über eine Stunde lang weiter und heften sich sogar an diverse Gegenstände, aber nicht an andere amputierten Oktopus-Arme - außer, die obere Hautschicht war entfernt.
Die Wissenschaftler nahmen daraufhin die Haut der Tiere genauer unter die Lupe. Sie klebten diese in einer Versuchsanordnung auf Gegenstände, die von den amputierten Armen als Haftmöglichkeit nun nicht mehr benutzt wurden. An Dingen, die mit einem Armextrakt der Tiere bestrichen waren, hafteten die amputierten Gliedmaßen nur schwach.
Die Forscher gehen aufgrund ihrer Erkenntnisse davon aus, dass in der Haut der Kraken eine chemische Substanz produziert wird, die den Haftreflex der Saugnäpfe bremst. Um welchen Stoff es sich dabei handelt, konnte jedoch nicht herausgefunden werden.
Kraken erkennen ihre eigenen Arme
Frühere Versuche hatten bereits gezeigt, dass sich die Arme eines Oktopus weitgehend autonom bewegen, das Tier also im Grunde nicht weiß, was seine Arme in jedem Moment tun. Eine ständige genaue Vorstellung ihrer Lage wäre auch sehr schwierig, da diese viel mehr Bewegungsmöglichkeiten haben als etwa die zwei mit festen Knochen und Gelenken in der Bewegung eingeschränkten Arme eines Menschen. Umso wichtiger ist es, dass die Arme durch die selbstständige Vermeidung anderer Arme verhindern, dass sich die Tiere unentwirrbar verknoten.
Komplett eigenständig sind die Krakenarme jedoch nicht. Kraken können den beschriebenen chemischen Mechanismus nach Angaben der Forscher willentlich durch zentrale Nervenbefehle ausschalten, wenn es angebracht ist. Denn im Gegensatz zu amputierten Armen ergreifen lebende Kraken in Einzellfällen abgetrennte Krakenarme und halten sie mit ihren Saugnäpfen fest - und dies vor allem dann, wenn es nicht ein eigener Arm ist. Das bedeute, dass die Tiere auf eine bisher unbekannte Weise sogar ihre eigenen Extremitäten erkennen könnten, schreiben die Forscher.
Übrigens: Oktopus ist griechisch und bedeutet "der Achtfüßige". Über den Plural des Wortes wird immer wieder gestritten. Er kann laut Duden sowohl Oktopusse als auch Oktopoden lauten.
Quelle: ntv.de, jze/dpa