Frage & Antwort

Frage & Antwort, Nr. 240 Welche sieben Sachen sind gemeint?

Sie haben wohl mehr als nur sieben Sachen: Zwei Festivalbesucher müssen schwer schleppen.

Sie haben wohl mehr als nur sieben Sachen: Zwei Festivalbesucher müssen schwer schleppen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Meine Mutter sagte manchmal, wenn es nötig war: "Dann kannst du deine sieben Sachen packen!" Ich habe mich immer gefragt: Welche sieben Sachen sollen das sein? (fragt Harry D. aus Schwäbisch Hall)

In China würde diese Frage niemand stellen, denn schon ein altes Sprichwort weiß: "Zum täglichen Leben gehören sieben Dinge, nämlich Brennholz, Reis, Speiseöl, Salz, Sojasoße, Essig und Tee." Welche Dinge die deutsche Redewendung "seine sieben Sachen packen" meint, lässt sich nicht ganz so einfach erklären.

Die Wendung stammt aus dem 17. Jahrhundert. Deshalb dürften andere Dinge gemeint sein als Portemonnaie, Schlüssel, Personalausweis, Handy, Laptop und je ein Ladekabel. Eine Theorie besagt, dass mit dieser Redensart die sieben Teile einer Ritterrüstung gemeint waren: je zwei Arm- und Beinteile, ein Brustpanzer, der Helm und der Kragen. Wahrscheinlicher ist aber, dass hinter den "sieben Sachen" oder auch "Siebensachen" gar keine speziellen Dinge stecken.

"Die Sieben stand im Mittelalter für eine kleine Anzahl von etwas, also für ein Weniges", erklärt Sprichwort-Experte Rolf-Bernhard Essig gegenüber n-tv.de. Der Germanist hat mehrere Bücher zum Thema Redensarten veröffentlicht und wurde schon öfter "Sprichwort-Papst" genannt. In der Aufforderung seine sieben Sachen zu packen, schwinge auch mit, dass der Angesprochene nur wenig Besitz hat. Heute könne es auch entschuldigend gemeint sein: "Ich pack nur eben meine sieben Sachen", nach dem Motto: "Es wird ganz schnell gehen".

Warum gerade sieben?

Doch warum sollen es sieben Sachen sein? Drei oder fünf wären doch sogar noch weniger. Etwa wegen der schön klingenden Alliteration "sieben Sachen"? Dann könnten es auch sechs sein. Wieso immer sieben? Sieben Zwerge, sieben Geißlein, das Siebengebirge, Siebenschläfer, die sieben Weltwunder, der siebte Sinn, das verflixte siebte Jahr, der siebte Himmel und die sieben Meilenstiefel: Irgendetwas muss es auf sich haben mit dieser Zahl.

Auch hier weiß Essig eine Antwort. "In der Bibel, aber auch im gesamten Orient hat die Zahl Sieben eine besondere Bedeutung", sagt er. Die sieben Todsünden, die sieben Bitten im Vater-Unser, die sieben Tage der Schöpfung, die sieben "fetten" und "mageren" Jahre von Ägypten, die sieben Gleichnisse: Allein in der Bibel taucht diese Zahl auffällig oft auf.

Als Summe der beiden Zahlen drei und vier steht die Sieben dort für die Vollendung, für die Vereinigung des Göttlichen mit dem Weltlichen. Denn die Drei verkörpert im Christentum vor allem die Dreifaltigkeit, also das Göttliche, die Vier aber das Weltliche, vor allem durch die vier Elemente. Im Hebräischen haben die Wörter "sieben" und "Vollendung" sogar den gleichen Wortstamm.

Bedrohlicher Klang

Die Sieben steht also zum einen für das Heilige, so Essig, andererseits kann sie aber auch für das Böse stehen. Hochmut, Neid, Zorn, Trägheit, Geiz, Völlerei, Wollust: Die sieben Todsünden sind dafür nur ein Beispiel. Die Offenbarung des Johannes, die die Apokalypse vorhersagt, schmeißt mit der Zahl Sieben nur so um sich: Als Schreiben an sieben Gemeinden handelt es von sieben Siegeln, sieben Posaunen und sieben Schalen.

So hat die Aufforderung "Pack deine sieben Sachen!" nach Meinung des Experten auch einen bedrohlichen Klang. "Da schwingt etwas mit von 'Nimm alles mit, lass nichts übrig und verschwinde für alle Zeit!', fast schon magisch-beschwörend." Heute hat das Sprichwort aus der Sicht des Experten aber an Intensität verloren. "Ich packe meine sieben Sachen" heißt dann einfach: "Ich packe meinen Kram zusammen."

Außer natürlich, die Mutter möchte, dass man seine sieben Sachen packt – das ist nach wie vor bedrohlich und man sollte schnellstens sein Zeug zusammensuchen. Portemonnaie und Schlüssel, Perso, Handy, Laptop und die beiden Ladekabel. Oder eine Unterhose für jeden Wochentag. Oder was auch immer man selbst eben als die sieben wichtigsten Dinge des Lebens betrachtet.

Quelle: ntv.de

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