Frage & Antwort

Frage & Antwort Welcher Planet ist der größte?

Mehr als 2700 Planetenkandidaten hat die NASA-Sonde Kepler bei anderen Sternen aufgespürt.

Mehr als 2700 Planetenkandidaten hat die NASA-Sonde Kepler bei anderen Sternen aufgespürt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wie groß ist der größte bekannte Planet außerhalb unseres Sonnensystems? Wo ist er? Und wie heißt er? (fragt Robert K. aus Eckernförde)

Auf diese Frage, so meint man, sollte die Fachwelt schnell und konkret antworten können. Ein Anruf, und schon weiß man Bescheid über den größten Planeten, den Astronomen jemals entdeckt haben und der irgendwo dort draußen seine Bahnen zieht. – Schön wär's. Ganz so einfach ist es nicht. Ruth Titz vom Institut für Planetenforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erklärt im Gespräch mit n-tv.de, was das Problem ist: "Stellen Sie sich vor, auf einem Schulhof sind lauter Schülerinnen und Schüler versammelt. Da können Sie ganz genau sagen, wie viele Mädchen und wie viele Jungs dort sind, Sie können herausfinden, wer schon über 1,60 Meter groß ist, und Sie können mit einer Waage ermitteln, wer der Schwerste ist. Stellen Sie sich nun vor, auf dem Schulhof sind nicht nur Kinder, sondern auch Elefantenbabys und Giraffen. Und nun wird es Nacht, Sie sehen nichts und wissen daher nicht, wen Sie gerade wiegen. Da können Sie zum Schluss nur sagen: Das Größte, was auf unserem Schulhof herumspringt, ist etwas, das eine halbe Tonne wiegt. Und das könnte dann ein Elefantenbaby gewesen sein."

Planet, Stern oder Brauner Zwerg?

So also ergeht es Wissenschaftlern, die im Weltraum neue Objekte ausfindig machen. Nicht immer nämlich können sie unterscheiden, ob es sich bei dem, was sie sehen, um einen Planeten, einen Stern oder aber einen Braunen Zwerg handelt (einen verhinderten Stern, sozusagen). "In der Enzyklopädie der extrasolaren Planeten, die Jean Schneider vor Jahren eröffnet hat, sind aktuell 999 Planeten verzeichnet", sagt Titz. "Aber diese Zahl ist nicht in Stein gemeißelt. Denn manche Objekte muss man wieder zurücknehmen, weil Messungen ergeben, dass die Eigenschaften doch nicht die eines Planeten sind."

Um hier erste Einordnungen vorzunehmen, sind, wie Titz erzählt, zwei Größen für die Wissenschaftler von Bedeutung: zum einen die Masse, zum anderen der Radius des Objektes. "Hat man beide Angaben, lässt sich schon ganz gut sagen, ob es sich bei dem Objekt um einen Planeten handeln könnte oder nicht." Doch die Sache hat einen Haken: "Es gibt die Transitmessmethode, die liefert den Radius", erklärt die Planetenforscherin. "Und es gibt die Radialgeschwindigkeitsmethode, mit der man herausfinden kann, wie schwer das Objekt mindestens ist. Kombiniert man beide Methoden, so erhält man die genaue Masse und den Radius. Aber nur für die wenigsten der 999 gelisteten Planeten haben wir tatsächlich beide Angaben parat."

Was ist Corot 3b?

Eine Montage: Corot 3b und Jupiter im Größenvergleich mit unserer Sonne.

Eine Montage: Corot 3b und Jupiter im Größenvergleich mit unserer Sonne.

(Foto: L'Observatoire Astronomique Marseille-Provence/DLR)

Dennoch möchte Titz natürlich eine Antwort geben auf die Frage, wie groß der größte bekannte Planet ist: "Es gibt ein Objekt mit dem Namen Corot 3b. Im Radius ist er nicht größer als Jupiter. Doch er ist ungefähr 21 Mal schwerer als dieser." Corot 3b ist ungefähr 2000 Lichtjahre von uns entfernt. In nur vier Tagen bewegt er sich einmal um seinen Stern herum. "Ein langes Wochenende", sagt Titz, "und schwupps, ist dort das Jahr vorbei." Corot 3b steht in der Liste der gefundenen Planeten, weil er immer wieder an seinem Stern vorbeizieht und damit regelmäßig eine kleine Sternenfinsternis verursacht. Doch seine ungeheure Masse bei einem nur jupiterähnlichen Radius macht die Forscher stutzig. "Corot 3b muss ganz schön dicht gepackt sein", kommentiert Titz. "Deswegen vermutet man, dass er kein Planet ist, sondern ein Brauner Zwerg."

Doch es gibt noch andere Giganten auf der Liste der Exoplanetenforscher: Sie heißen zum Beispiel 2M 0746 oder 2M 2206 und sind 30 Mal so schwer wie Jupiter. Allerdings sind sie dabei im Radius höchstens zweieinhalb Mal so groß wie dieser. Und dann ist da auch noch CT Cha b. Er hat 17 Jupitermassen. Das Very Large Telescope in der Atacamawüste hat ihn in mehr als 500 Lichtjahren Entfernung fotografiert. Die Forscher wissen bereits, dass ständig neues Material auf CT Cha b auftrifft. Damit wird er zurzeit als ein sich noch entwickelnder Planet gehandelt.

Für die Wissenschaftler sind Statistik und Größenranking gar nicht das Wichtigste, wenn sie in den Weiten des Universums mögliche Exoplaneten ausfindig machen. "Uns geht es um die Eigenschaften", sagt Titz. "Wie sind die Objekte strukturiert? Was für eine Innenarchitektur haben sie? Das sind ja keine homogenen Schneebälle, Blei- oder Eisenkugeln oder Wasserkugeln, sondern die sind strukturiert. So wie die Erde: Das ist ein Eisenkern mit viel drumherum." Um hier weitere Erkenntnisse zu gewinnen, soll 2022/24 PLATO an den Start gehen und die Arbeit der außer Betrieb gegangenen Satelliten CoRoT und Kepler fortsetzen. Durch ihn hoffen die Forscher auf weitere spektakuläre Ergebnisse. Denn PLATO ist auf erdähnliche Planeten spezialisiert, die um sonnenähnliche Sterne kreisen, und das in nicht allzu weiter Ferne. Womöglich zeigt sich dadurch zwar kein besonders großer Planet, dafür aber ein Zwilling der Erde.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen