Frage & Antwort, Nr. 465 Wieso fällt Toast meist auf die Butterseite?
17.01.2017, 11:11 Uhr
Fast immer fällt der Toast auf die Butterseite - oder kommt uns das nur so vor?
(Foto: imago stock&people)
Es wirkt wie ein Naturgesetz: Wischt man mal aus Versehen den schon beschmierten Toast vom Teller, landet er ausgerechnet mit der Butterseite auf dem Boden. Warum ist das so? Und kann man dagegen etwas tun?
Eines muss natürlich vorab geklärt werden: Fällt der Toast wirklich fast immer mit der Butter voran auf den Boden oder kommt uns das nur so vor? Das wurde in einem groß angelegten Experiment untersucht. Der britische Physiker Robert Matthews erzählt davon 2001 im "Telegraph": Schüler in Großbritannien waren landesweit dazu aufgefordert, einen beschmierten Toast 20 Mal vom Teller zu schubsen und zu dokumentieren, wie er landete. Fast 10.000 Tests kamen auf diese Weise zusammen. Das Ergebnis: In 62 Prozent der Fälle fiel der Toast auf die Butter. Das kann kein Zufall sein, befand Matthews. Doch woran liegt's?
Darauf haben viele für sich schon längst eine Antwort gefunden: Der Toast ist auf der gebutterten Seite einfach schwerer. Kein Wunder also, dass die Erdanziehungskraft ihn dann auf diese Seite fallen lässt. Oder? Das klingt plausibel, ist aber falsch. Denn die britischen Schüler wiederholten ihr Experiment mit unbeschmiertem Toast. Die obere Seite blieb butterfrei, wurde aber markiert. Und wieder landete das Brot deutlich häufiger auf dieser Seite – ganz ohne Aufstrich. Der spielt für das Frühstücks-Malheur offenbar keine nennenswerte Rolle. Aber wie erklärt es sich dann?
Der Weg zum Boden ist zu kurz

Fällt der Toast von dort oben, stehen die Chancen für eine Landung auf der butterfreien Seite besser.
(Foto: imago/Manngold)
Es liegt an der Tischhöhe. Matthews schrieb darüber bereits 1995 im "European Journal of Physics" und stellte entsprechende Berechnungen an. Toastscheiben haben eine gewisse Mindestgröße und Esstische eine bestimmte Höhe, meist liegt die bei etwa 75 Zentimetern. Wenn nun ein Toast über den Teller und vom Tisch rutscht, dreht er sich. Aber für eine volle Drehung um 360 Grad ist der Weg bis zum Aufprall zu kurz. Was auf dem Teller noch oben war, dreht sich beim Fallen nach unten - und schon ist der Boden erreicht. Die Landung ist butterweich ...
Das ist sie jedoch nicht, wenn wir beim Essen 2,40 Meter hoch sitzen - auf einer Leiter etwa oder, gemütlicher, in einem Baumhaus. Fällt der Toast aus dieser Höhe, hat er gute Chancen, mit der Butter nach oben zu landen, wie Matthews weiß. Darauf deuten seine Berechnungen hin und auch das haben die britischen Schüler getestet, mehr als 2000 Mal. In nur 47 Prozent der Fälle fiel der Toast dabei auf die gebutterte Seite. Etwas häufiger hatte sich das Brot bei dieser Fallhöhe einmal komplett drehen können, bis es auf dem Boden aufkam.
Kleinere Scheiben haben mehr Schwung
Ähnliches hatte, wie Matthews erzählt, auch 1991 schon ein Wissenschaftler-Team herausgefunden, das Ergebnis jedoch anders interpretiert. Damals waren 300 mit Butter beschmierte Toasts in die Luft geworfen worden. Sie landeten genauso oft mit der Butter nach unten wie nach oben – 50 zu 50 standen die Chancen, ganz wie beim Münzwurf. Daraus schlossen die Forscher damals, dass unser Eindruck, grundsätzlich Pech zu haben mit beschmierten Toasts, täuscht. Es waren allerdings die Forscher, die irrten: Ihr Experiment entsprach einfach nicht den realen Bedingungen am Frühstückstisch.
Neben der Fallhöhe, die man verändern kann, damit der Toast sauber landet, lässt sich auch mit der Größe der Scheibe experimentieren. Je kleiner sie ist, umso schneller dreht sie sich nämlich. So hilft man dem Glück möglicherweise schon auf die Sprünge, wenn man von Toast auf Zwieback umstellt – und diesem, wenn er zu fallen droht, auch noch einen ordentlichen Schubs verpasst.
Matthews und seinen Berechnungen zufolge aber dürfte die Kantenlänge des Brotes bei den üblichen Tischhöhen nicht über zweieinhalb Zentimeter hinausgehen - wollte man auf Nummer sicher gehen. Das klingt winzig, ist jedoch schnell und einfach erreicht: Viertelt man den Toast, ist auch im Falle eines Falles alles in Butter – auf dem Toast. Nicht auf dem Boden.
Übrigens: Robert Matthews wurde für seine Forschung zum gebutterten Toast 1996 mit dem satirischen Ig-Nobelpreis ausgezeichnet. Dieser ehrt wissenschaftliche Ergebnisse, die "Menschen zuerst zum Lachen, dann zum Nachdenken bringen".
Quelle: ntv.de