Fundsache, Nr. 1200 Älteste Saurierspuren Deutschlands
13.06.2013, 16:23 Uhr
Ein Prachtexemplar eines Diadecteden ist bereits in Gotha im Museum der Natur zu bewundern.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Ahnungslos stapft ein possierlicher Ursaurier vor Urzeiten ans Flussufer. Mehr als 300 Millionen Jahre später stolpert eine Familie bei Bochum über seine Spuren. Deutsche Forscher nehmen begeistert die Fährte auf. Der Ruhrpott ist um eine Berühmtheit reicher.
Bei einer Wanderung hat eine Familie durch Zufall in einem Steinbruch bei Bochum eine Sensation entdeckt: Spuren eines etwa hausschweingroßen Wirbeltieres. Nach Angaben von Forschern handelt es sich um Fußabdrücke eines Ursauriers, der vor über 300 Millionen Jahre gelebt hat. Es sind die ältesten erhaltenen Spuren eines Ursauriers in Deutschland.
Wissenschaftler sprechen von einem außergewöhnlichen und überaus seltenen Fund. "Es handelt sich um die älteste Wirbeltierfährte in Deutschland, die je gefunden wurde", erläuterte Sebastian Voigt, Leiter des Urweltmuseums Geoskop in Thallichtenberg in Rheinland-Pfalz. Er hat die Abdrücke gemeinsam mit dem Geologischen Dienst von Nordrhein-Westfalen untersucht. Voigt gilt als renommierter Experte auf dem Gebiet derartiger Fährten.
Pflanzenfresser im Ruhrgebiet
Der Ursaurier hinterließ demnach vor 316 Millionen Jahren seine jeweils 20 Zentimeter langen Abdrücke am feuchten Ufer eines großen Flusses, der damals das heutige Ruhrgebiet durchströmte. Im Gestein wurden sie bis heute konserviert.
Spuren sogenannter Diadectiden, die zu den ersten pflanzenfressenden Reptilien gehören, tauchten zwar häufiger in jüngeren Gesteinsschichten auf, sagte Saurierexpertin Daniela Schwarz-Wings vom Museum für Naturkunde in Berlin. Wissenschaftlich bedeutend seien die Fußabdrücke des Bochumer Urreptils aber durch ihr Alter.
Personalien des Sauriers
Die Fährte ist den Angaben aus Bochum zufolge im ursprünglichen Gestein erhalten. So sei eine genaue Bestimmung ihres Alters und ihrer Herkunft möglich, bestätigte Schwarz-Wings. "Das ist wissenschaftlich bedeutend, weil es zeigt, welche Verbreitung diese Tiere in Europa hatten, und wie lange es sie schon gab", sagte die Berliner Wissenschaftlerin.
Kommende Woche soll ein Fachunternehmen den Fund bergen. Anschließend wird die Steinplatte mit den Abdrücken im Museum für Naturkunde des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe in Münster präpariert. Im Deutschen Bergbau-Museum Bochum sollen die Fußabdrücke schließlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Quelle: ntv.de, dpa