Fundsache

Fundsache, Nr. 291 Antlitz-Rekonstruktion

Die schottische Anthropologin Caroline Wilkinson rekonstruiert im Auftrag des Bachmuseums Eisenach das Antlitz des Barockmusikers Johann Sebastian Bach (1685-1750) neu. "Sie stützt sich dabei auf die Totenmasken von Bach, einen bronzenen Schädelabguss von 1894, Skizzen, Messungen und Fotografien", sagte Museumsdirektor Jörg Hansen. Wilkinson, die auch die Gesichter des legendären Pharaos Tutanchamun und des heiligen Nikolaus rekonstruiert habe, gelte als eine der führenden Gerichtsmedizinerinnen. Sie habe unter anderem auch Standards für Schädelrekonstruktionen keltischer Krieger geschaffen.

Bereits 1894 versuchten der Leipziger Anatom Wilhelm His und der Bildhauer Carl Ludwig Seffner nach der Ausgrabung der Gebeine Bachs auf dem Leipziger Johannisfriedhof, das Gesicht des Musikers zu rekonstruieren. "Es war die erste medizinische Gesichtsrekonstruktion überhaupt", sagte Hansen. Das von His entwickelte Messpunktverfahren sei eine von fünf Methoden.

"Wir sind gespannt, wie das Gesicht des in Eisenach geborenen Musikers ausgesehen hat", sagte der Museumsdirektor. Der Komponist habe nachweislich nur für das Porträt von Elias Gottlob Haussmann Modell gesessen und der habe den gesamten Rat von Leipzig gemalt. "Und das ist unser Kreuz mit dem Bild." Entsprechend ungenau seien bei dieser "Fließbandarbeit" von Haussmann viele Details wie Hände, Kleidung, Frisur. Während die Gesichtszüge durch den Muskelaufbau wohl relativ authentisch rekonstruiert werden können, werden Bachs Haar-, Augen- und Gesichtsfarbe ein Geheimnis bleiben. Die Farbe der Augen von Bach sei in den Gemälden mal blau, mal braun. "Bei den Haaren orientieren wir uns an der damaligen Mode."

Die nach neuen forensischen Erkenntnissen gefertigte Wachsbüste soll in der Sonderausstellung "Bach im Spiegel der Medizin" gezeigt werden, die zum Bach-Geburtstag am 21. März öffnet.

Quelle: ntv.de

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