Fundsache

Fundsache, Nr. 227 Innere Uhr der Korallen

Wie auf ein geheimes Kommando hin trübt sich einmal im Jahr das Wasser rund ums Great Barrier Reef vor der australischen Küste. Dann stoßen die Korallen binnen kurzer Zeit ihre Eier und Spermien aus – so viele, dass Taucher Probleme haben, weiter als einen Meter zu sehen. Die Vermehrung muss gleichzeitig geschehen, weil Meeresströmungen das Zusammentreffen von Ei- und Spermienzellen sonst nahezu unmöglich machen und die Chancen einer Befruchtung drastisch verringern würde. Aber wie schaffen es die Korallen, die keine Augen oder ähnliche Lichtsinneszellen haben, ihre Geschlechtszellen gemeinsam loszuschicken?

Früher Sinn für blaues Licht
Andere Tiere, von den Insekten bis zu den Säugetieren, stellen ihre innere Uhr vielfach mithilfe von blauem Licht. Dafür besitzen sie nicht nur Augen, sondern auch spezialisierte Proteine, die Cryptochrome. Diese können Licht „einfangen“ und diese Information weitergeben. Eine Gruppe um Oren Levy vom Zentrum für Meeresstudien an der Universität von Queensland im australischen St. Lucia suchte nun im Genom der Steinkoralle (Acropora millepora) ebenfalls nach Genen für Cryptochrome – und wurde fündig. Dabei gehören Korallen zu den einfachsten mehrzelligen Organismen. Dass es bereits bei ihnen einen Sinn für blaues Licht gibt, sei ein Hinweis dafür, dass diese Moleküle bereits in den Ur-Ozeanen entstanden seien, schreibt die Gruppe im Journal „Science“.

Sicherheitsabstand
Vielleicht hätten die Organismen damals eine Möglichkeit gesucht, um der Wasseroberfläche nicht zu nahe zu kommen. In den oberen Wasserschichten ist der Anteil des schädlichen ultravioletten Lichtes gefährlich hoch, erklärt Levy. Seine Gruppe fand heraus, dass die beiden Korallengene cry1 und cry2 zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten unterschiedlich aktiv sind und im Falle von cry2 auf Mondlicht reagieren. Damit könnten die beiden Erbanlagen zu den Auslösern der spektakulären Massenvermehrung gehören, heißt es in „Science“.

Quelle: ntv.de

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