Fundsache

Fundsache, Nr. 124 Keltische Kultstätte im Hunsrück

Eine bislang einmalige keltische Kultstätte ist bei Grabungen im Archäologiepark "Belginum" im Hunsrück entdeckt worden. In der Mitte des Kultplatzes befänden sich quarzhaltige Gesteine (Quarzite), eines fünf mal fünf Meter groß, die von zwei Gräben umgeben seien, sagte die Leiterin des Archäologieparks, Rosemarie Cordie. Auf Grund von in den Steinen eingebrannten Eisenresten werde davon ausgegangen, dass an der Stätte "unglaublich große Feuer" brannten, möglicherweise zur Darbietung von Opfern.

Der Kultplatz wurde im ersten Jahrhundert nach Christus von römischen Bewohnern in einen kleinen Tempel eingebaut und später in einen römischen Umgangstempel integriert. Ungewöhnlich sei, dass die Quarzite dabei nicht zerstört wurden, sagte Cordie. In dem Straßenort "Vicus Belginum" an der heutigen Hunsrückhöhenstraße, der im ersten Jahrhundert nach Christus errichtetet wurde, konnten Reisende zwischen Bingen und Trier nach einer Tagesreise Pferde wechseln, Wagen reparieren lassen, essen und übernachten. In der Blütezeit der Siedlung im zweiten und dritten Jahrhundert lebten dort 200 bis 300 Einwohner, vor allem Kelten vom Stamm der Treverer, plus ebenso viele Durchreisende.

Seit 50 Jahren forschen Wissenschaftler auf dem rund 35 Hektar großen Gelände. Die Anlage, zu der neben der Siedlung ein Gräberfeld, drei Tempelbezirke, ein Kulttheater und ein Militärlager zählen, ist laut Cordie in Mitteleuropa einzigartig. Die zahlreichen Funde belegten, "wie die keltische Bevölkerung unter römischer Herrschaft vom ersten Jahrhundert vor Christus bis 400 Jahren danach allmählich römisch wurde, ohne ihre Wurzeln zu vergessen". Anders als andere Römerorte wurde "Belginum" nie überbaut.

Quelle: ntv.de

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