Fundsache

Fundsache, Nr. 1254 Jahrtausendealte rituelle Stätte in Peru

Die Geoglyphen von Nazca in Peru gehören zu den letzten Geheimnissen der Erde - die genauen Hintergründe des Entstehens der gigantischen Scharrbilder sind bis heute nicht geklärt. Nun stoßen Forscher etwas weiter nördlich auf ein weiteres Rätsel.

Erdlinien und Sonnenuntergang zur damaligen Wintersonnenwende.

Erdlinien und Sonnenuntergang zur damaligen Wintersonnenwende.

(Foto: dpa / Charles Stanish, UCLA)

Im Süden Perus haben Forscher Überreste einer mehr als 2000 Jahre alten Stätte gefunden, die astronomischen und rituellen Zwecken diente. Im Chincha-Tal sind teils kilometerlange Erdlinien auf jenen Ort ausgerichtet, wo vor 2300 Jahren zur Wintersonnenwende die Sonne unterging. Das berichtet das Team um Charles Stanish von der University of California in Los Angeles in den "Proceedings" der US-nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS"). Demnach sind die Linien etwa 300 Jahre älter als die weiter südlich gelegenen berühmten Geoglyphen von Nazca.

Die Scharrbilder von Nazca wurden 1924 entdeckt, als erstmals kommerzielle Fluglinien über die Wüste von Nazca flogen und Passagiere Linien und Figuren erkannten.

Die Scharrbilder von Nazca wurden 1924 entdeckt, als erstmals kommerzielle Fluglinien über die Wüste von Nazca flogen und Passagiere Linien und Figuren erkannten.

(Foto: REUTERS)

Jene Nazca-Bodenzeichnungen, die zum Großteil Tiere darstellen, sind so ausgedehnt, dass man sie nur aus großer Höhe erkennen kann. Die Geoglyphen im etwa 200 Kilometer südlich von Lima gelegenen Chincha-Tal sind weit weniger auffällig. Sie werden der späten Phase der Paracas-Kultur im Zeitraum von 400 bis 100 vor Christus zugerechnet. Auf etwa 30 Quadratkilometern dokumentierten die Forscher 71 Geoglyphen, die nur wenige Zentimeter tief in die Erde geritzt sind, allerdings oft über mehrere Kilometer Länge. Viele Linien gehen von aufgeschütteten Plattformen aus.

Künstliche Landschaft in der Wüste

Die Längsseiten von zwei der Plattformen und von zehn Linien weisen sehr genau in jene Richtung, in der damals bei der Sonnenwende im Juni die Sonne unterging. Da das Chincha-Tal auf der Südhalbkugel liegt, markieren diese Geoglyphen die Wintersonnenwende. Die Untersuchung von Pflanzenresten deutet darauf hin, dass Teile der Konstruktionen etwa 2300 Jahre alt sind.

Stanish und Kollegen vermuten, dass das Gebiet zwischen der Küste und den Bergen rituellen Handlungen diente. "Die Paracas-Gesellschaften schufen in dieser Region eine künstliche Landschaft in einer Wüste, um wiederkehrende soziale Ereignisse zu vermitteln." Dem Forscherteam zufolge könnten die Geoglyphen auch dazu gedient haben, Orte und Zeiten für den Kontakt zwischen Küstenbewohnern und den Menschen aus höheren Anden-Regionen festzulegen. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Linien teils religiösen, teils weltlichen und sozialen Zwecken dienten. "Die genaue Natur dieser sozialen Ereignisse bleibt dunkel und wird im Fokus unserer künftigen Forschung liegen", schreiben sie am Ende des Artikels.

Quelle: ntv.de, sni/dpa

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