Fundsache, Nr. 290 Leckende Muskelkanäle
15.02.2008, 16:15 UhrWarum Marathon-Läufer mit wackligen Beinen und Muskelkater zu kämpfen haben, haben Wissenschaftler aus Frankreich und den USA herausgefunden. Schuld daran sind undichte Kanäle in den Muskelzellen, die Kalzium in den Muskel sickern lassen, berichten sie in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften.
Bei Mäusen konnten sie die Ermüdungserscheinungen mit einem neuartigem Medikament abschwächen: Die rannten dank des Wirkstoffs deutlich länger in dem Laufrad als normalerweise. Die Gruppe um Andrew Bellinger von der Columbia University in New York hatte Mäuse täglich drei Stunden lang schwimmen und im Laufrad rennen lassen. Die anschließende Untersuchung der Muskeln zeigte, dass durch die Dauerbelastung ein Molekül verändert wird, das unter anderem für das Schließen der Kalzium-Kanäle verantwortlich ist. Ähnliche Veränderungen fanden die Forscher auch in Muskelproben von Radfahren, die drei Tage täglich drei Stunden intensiv in die Pedale getreten hatten.
Medikament macht müde Mäuse munter 
Für das Zusammenziehen des Muskels ist es wichtig, dass die Kalziumkanäle dicht sind. Leckt das Kalzium in den Muskel, lässt die Kontraktionsfähigkeit nach. Außerdem wird durch das ausströmende Kalzium ein Enzym aktiviert, das dann direkt die Muskelfasern angreift. Dies erkläre auch die oftmals lang anhaltenden Beschwerden nach starker Anstrengung, schreiben die Wissenschaftler. Denn die entstandenen Schäden müssten zunächst repariert werden, was Tage, sogar Wochen dauern kann.
Den Mäusen verabreichten die Wissenschaftler anschließend einen Wirkstoff, der die Beeinträchtigung des "Kanalwächters" verhinderte. Daraufhin nahm die Ausdauerleistung deutlich zu. Dieses Medikament soll nun auch an Menschen getestet werden. Bestätige sich seine Wirkung, könne es zur Behandlung von chronischer Herzschwäche eingesetzt werden. Untersuchungen zufolge geht die Erschöpfung des Herzmuskels ebenfalls auf undichte Kalzium-Kanäle zurück.
Quelle: ntv.de