Fundsache

Fundsache, Nr. 331 Mensch starb fast aus

Der moderne Mensch ist vor mehreren zehntausend Jahren in Afrika vermutlich nur knapp am Aussterben vorbeigeschrammt. Womöglich gab es um diese Zeit nur noch etwa 2000 Individuen, berichten Forscher des Genographic-Projekts, das mit einer globalen Genanalyse einen Atlas der Besiedelung der Welt schaffen will, im "American Journal of Human Genetics". Schuld sei möglicherweise das Klima gewesen, erklärt Genographic-Chef und Mitautor Spencer Wells.

So lasse sich im Malawi-See (heute Mosambik) eine Serie schwerer Dürren zur fraglichen Zeit nachweisen. "Die Populationsgröße sank möglicherweise auf nur noch 2000 Individuen", ergänzt Wells. "Wir waren am Rande des Aussterbens." Forscher um Doron Behar vom Rambam-Campus in Haifa (Israel) analysierten für die Studie Gene von 624 Afrikanern, um einen Stammbaum aufzustellen und die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen ihnen zu klären.

Dabei stellte sich auch heraus, dass viele kleine Gruppen in Afrika über etwa 100.000 Jahre isoliert voneinander lebten, bevor sie wieder Kontakt zueinander fanden und ihre Nachkommen schließlich aus Afrika auswanderten. Die Forscher untersuchten die DNA der Mitochondrien (mtDNA). Diese winzigen Zellbestandteile produzieren die chemische Energie der Zelle. Im Vergleich zu den rund drei Milliarden Bausteinen des Genoms im Zellkern ist die mtDNA mit rund 16.500 Bausteinen winzig und lässt sich schnell untersuchen. Weil die Mitochondrien nur mit der Eizelle in den neuen Menschen gelangen, stammen sie immer von der Mutter.

Menschheit in Ostafrika spaltete sich vor 150.000 Jahren

Weil zudem sehr gut bekannt ist, welche Regionen der mtDNA sich wie schnell ändern (mutieren), lässt sich durch den Vergleich der Unterschiede gut sagen, wie nahe etwa zwei Völker miteinander verwandt sind oder wann sich ihre Vorfahren voneinander trennten. Daher sind die Mitochondrien ein wertvolles Hilfsmittel für die Genetiker des von der National Geographic Society finanzierten Genographic-Projekts.

Dessen Forscher vermuten, dass sich die im Osten Afrikas entstandene Population von Homo sapiens vor etwa 150.000 Jahren in zwei Gruppen spaltete, von denen eine nach Süden und die zweite in Richtung Nordosten des Kontinents wanderte. Danach blieb die Menschheit für etwa 100.000 Jahre getrennt, um vor etwa 40.000 Jahren zu einer pan-afrikanischen Gruppe zu werden, erklärt Behar. Für 126,50 Dollar (etwa 80 Euro) kann jedermann Teil des Genographic-Projekts werden. So teuer ist das Paket, mit dem das Röhrchen für einen Abstrich von der Mundschleimhaut ins Haus kommt, sowie der Gentest selbst.

Quelle: ntv.de

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