Fundsache, Nr. 129 Mittelalterliche Mikwe
11.04.2007, 14:23 UhrArchäologen in Erfurt sprechen von einem sensationellen Fund: Bei Erdarbeiten wurde eine mittelalterliche Mikwe, das rituelle Bad der jüdischen Gemeinde, entdeckt. In Deutschland seien aus jener Zeit nur vereinzelte Mikwen erhalten, so in Worms, Speyer, Köln und im thüringischen Sondershausen, sagte der Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Thüringen, Sven Ostritz, am Mittwoch. Der doppelstöckige Kellerbau aus sorgsam behauenen Steinquadern sei von außerordentlicher Qualität.
Die Mikwe ist seit 1250 urkundlich in Erfurt belegt. Sie gehörte zu der um 1100 errichteten alten Synagoge, die als einzige aus dieser Zeit noch in Deutschland erhalten ist und gegenwärtig für rund 1,2 Millionen Euro saniert wird. Erfurt hatte im Mittelalter eine der größten jüdischen Gemeinden.
Zu einer jüdischen Gemeinde gehört die Synagoge, die Mikwe und der Friedhof. In der von fließendem Wasser gespeisten Mikwe wurde das Geschirr einer rituellen Reinigung unterzogen. Sie wurde aber vor allem von Frauen genutzt, die sich nach ihrer Monatsblutung, vor der Hochzeit und nach Geburten einer Reinigung unterziehen mussten, bevor sie eine Synagoge betreten durften.
Die Ausgrabungen und Untersuchungen seien noch voll im Gange, sagte Archäologin Karin Szcech. So müssten noch die genaue Erbauungszeit und der ursprüngliche Eingang ermittelt werden. Sie hoffe auch, auf Reste eines Vorgängerbaus zu stoßen. Das Bad mit einem weitgehend erhaltenen Tonnengewölbe gehörte zu einem Haus am Ufer der Gera. Die Stadt Erfurt und das Denkmalamt wollen es sichern und für Besucher öffnen.
Quelle: ntv.de