Fundsache, Nr. 1141 Panofsky in NSDAP-Panzerschrank
30.08.2012, 20:47 Uhr
Die Typoskripte der Habilitation Erwin Panofskys.
(Foto: dpa)
In München wird ein bedeutendes Manuskript des Kunstkritikers Erwin Panofsky entdeckt. Bei der Schrift aus dem Jahr 1920 über den italienischen Renaissance-Künstler Michelangelo, die in einem früheren Panzerschrank der NSDAP gefunden wird, handelt es sich um eine der bedeutendsten Schriften der Kunstgeschichte.

Erwin Panofsky während seiner Dankesrede anlässlich der Verleihung des Ordens "Pour le Mérite" 1967 in München.
(Foto: dpa)
Im Keller des Zentralinstituts für Kunstgeschichte haben Wissenschaftler die verschollen geglaubte Habilitationsschrift des berühmten Kunsthistorikers Erwin Panofsky (1892-1968) gefunden. Das teilte das Institut mit. Die 334 Seiten umfassende Schrift mit dem Titel "Die Gestaltungsprinzipien Michelangelos, besonders in ihrem Verhältnis zu denen Raffaels" befand sich demnach in einem alten Panzerschrank der NSDAP, in dem früher Mitgliedskarteien aufbewahrt wurden.
Der Schrank stand nach Institutsangaben in einem bislang nicht erschlossenen Teil der Altregistratur. Das Zentralinstitut befindet sich in einem ehemaligen Verwaltungsbau der NSDAP und in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen "Führerbau".
"Die jahrzehntelang verloren geglaubte Habilitationsschrift von Erwin Panofsky zählt zu den Mythen unseres Faches", zitiert die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" den stellvertretenden Direktor des Institutes, Wolfgang Augustyn. "Der unerwartete Fund hat uns völlig überrascht und schließt eine große Lücke in der Geschichte der europäischen Kunstgeschichte."
Panofsky gilt als einer der wichtigsten und einflussreichsten Kunstwissenschaftler des 20. Jahrhunderts und als "Einstein der Kunstgeschichte". Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verließ er Deutschland und lehrte seitdem in den USA. Panofskys Witwe Gerda kommentierte den spektakulären Fund der Münchner Wissenschaftler laut FAZ so: "Ich war total überrascht. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich wusste erst nicht, ob ich träumte oder wachte."
Quelle: ntv.de, dpa