Fundsache

Fundsache, Nr. 747 Reste einer Römer-Villa

Keramikscherben eines römischen Tafelgeschirrs (Terra Sigillata), die von Jenaer Wissenschaftlern bei Grabungen an der frühen römischen Villa gefunden wurden.

Keramikscherben eines römischen Tafelgeschirrs (Terra Sigillata), die von Jenaer Wissenschaftlern bei Grabungen an der frühen römischen Villa gefunden wurden.

(Foto: ZB)

Im Süden Portugals sind Archäologen der Universität Jena vermutlich auf Reste einer alten Römer-Siedlung gestoßen. Auf einem Acker in der Nähe der Stadt Silves fanden sie mit Kollegen aus Hamburg Mauern einer Villa, teilte die Friedrich-Schiller-Universität mit. Im Fundament des Hauses waren Keramiken und Münzen verborgen, die auf eine Besiedlung im ersten vorchristlichen Jahrhundert bis ins 5. Jahrhundert hindeuteten. Die Hinweise, dass es sich um eine römische Siedlung handle, seien fast erdrückend, sagte Grabungsleiter Dennis Graen. "Der Fund ist äußerst erstaunlich, da die Gegend nicht als Kerngebiet der Römer gilt."

Die Geschichte von Silves reicht rund 3000 Jahre zurück. Zunächst war sie von Phöniziern und Karthagern besiedelt, später von Römern. Nach der Eroberung durch die Mauren stieg sie zu deren Hauptstadt der Algarve auf. Über die Geschichte der Römer in diesem Teil der einstigen Provinz Lusitania sei wenig bekannt, erklärte Graen vom Institut für Altertumswissenschaften in Jena. "Man kannte nur einige Villen entlang der Küste, aber es existierte keine einzige Fundstelle dieser Art im Hinterland." Die Forscher seien von der Gemeindeverwaltung auf den Acker hingewiesen worden. An der Oberfläche waren Keramikscherben und Mosaiksteinchen aufgetaucht.

Eine Amphore vermutlich spanischer Herkunft.

Eine Amphore vermutlich spanischer Herkunft.

(Foto: ZB)

Bei geomagnetischen Untersuchungen fanden die Archäologen dann den Grundriss eines dreiflügligen Gebäudetraktes. Die Grabungen ergaben massive Außenmauern, die die teilweise noch sehr gut erhaltenen Innenmauern umschließen. Hinweise auf eine römische Besiedlung geben laut Graen reich verzierte Keramikscherben aus dem damaligen Gallien und Nordafrika, Gewandspangen aus Bronze, Reste von Wandmalereien, tausende Mosaiksteinchen, Amphoren und Münzen mit dem Abbild Kaiser Konstantins. Ob tatsächlich Römer dort siedelten oder es sich um Einheimische handelt, die nach römischem Vorbild lebten, sollen weitere Grabungen auch in der näheren Umgebung zeigen.

Zunächst wollen die Wissenschaftler aber weitere Teile der entdeckten Villa freilegen. Fundstücke wie Tierknochen, Werkzeug sowie Teile eines Webstuhls und einer Getreidemühle deuteten darauf hin, dass es sich bei dem entdeckten Gebäudeteil um den Nutztrakt des Hauses handle, erklärte Graen. "Bei den nächsten Grabungen werden wir hoffentlich auf den vermutlich hochwertiger ausgestatteten Wohntrakt stoßen." Die Forscher gehen davon aus, dass der Hausherr sehr wohlhabend war. Darauf deuten Reste von Fensterglas, Teile von bemaltem Wandputz und Hinweise auf eine isolierende Wandverkleidung, die wohl für eine Art Badeanlage genutzt wurde.

Quelle: ntv.de, dpa

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