Fundsache

Fundsache, Nr. 896 Reste von "Sankt Anna"

Die Expedition des Zweimasters "Sankt Anna" vor fast hundert Jahren zur Nordpassage endete im nördlichen Sibirien mit einer Katastrophe. Nun finden Forscher die Reste des Expeditionsschiffes.

Traditionssegelschiffe in Travemünde.

Traditionssegelschiffe in Travemünde.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Nach fast hundert Jahren im ewigen Eis der Arktis sind die Spuren einer russischen Polarexpedition gefunden worden, deren Schicksal als Vorlage für einen späteren Kultroman diente. Russische Forscher entdeckten nach eigenen Angaben nahe der Inselgruppe Franz-Josef-Land im Nordpolarmeer unter anderem Menschenknochen und Schiffstagebuch-Seiten von der Expedition der "Sankt Anna", die zu dem Buch "Zwei Kapitäne" führte.

Der Zweimaster war 1912 von Sankt Petersburg in Richtung Wladiwostok zur Erkundung der Nordostpassage aufgebrochen. Nach zwei Jahren nahm die Reise des Schiffs unter Kapitän Georgi Brussilow in den Eismassen nördlich Sibiriens ein jähes Ende, die "Sankt Anna" wurde von Eismassen eingeschlossen.

Auf dem Schiff kam es zum großen Streit: Elf der 24 Besatzungsmitglieder versuchten unter Führung des Navigators Walerian Albanow, zu Fuß das Festland zu erreichen. Nur zwei von ihnen - Albanow und ein Mitstreiter - schafften es bis nach Franz-Josef-Land. In seinen 1917 veröffentlichten Memoiren gab Albanow an, er habe das Schiff verlassen, um die wenigen Nahrungsmittel den anderen zu überlassen.

Vorlage für einen Bestseller

Die Memoiren Albanows wurden 1917 veröffentlicht und inspirierten den sowjetischen Schriftsteller Wenjamin Kawerin zu seinem späteren Erfolgsroman "Zwei Kapitäne", der 1946 den Stalin-Preis gewann und zur Kultlektüre in der damaligen Sowjetunion avancierte.

Russische Forscher folgten nun auf Grundlage von Albanows Memoiren den Spuren der "Sankt Anna"-Seeleute. Nach fünf Tagen stießen sie eigenen Berichten zufolge auf erste Fundstücke. Neben einem menschlichen Skelett seien eine Armbanduhr, ein Löffel, Schneeschuhe, ein Messer und eine aus Bruchstücken einer Rumflasche gebastelte Sonnenbrille gefunden worden. Zudem gewährten vier auf das Jahr 1913 datierte Seiten aus dem Schiffstagebuch Einblicke in das Leben an Bord. Darin hieß es unter anderem: "Heute bekamen wir unsere letzte Tabakration. Streichhölzer haben wir auch fast keine mehr."

Quelle: ntv.de, AFP

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