Fundsache

Stichwort Stammzellen-Arten

Auf Stammzellen konzentrieren sich viele Hoffnungen der Medizin. Sie sind noch nicht auf eine besondere Aufgabe festgelegt und können damit prinzipiell zu allen Zellentypen werden. Damit möchten Forscher dann verschlissenes Gewebe ersetzen.

ADULTE STAMMZELLEN finden sich an vielen Stellen als natürliches Reservoir im erwachsenen Körper. Im Knochenmark etwa entstehen daraus immer neue Blutzellen. Auch in der Leber, der Bauchspeicheldrüse und im Hirn gibt es sie. Der Umgang mit diesen Zellen gilt als ethisch weitgehend unbedenklich, allerdings haben sie ein eingeschränktes Entwicklungspotenzial. Die Transplantation von Knochenmark gegen Blutkrebs (Leukämie) ist eine Therapie mit adulten Stammzellen. In einigen Studien gab es mit diesen Zellen auch schon Erfolge bei Herzinfarktpatienten.

Sehr viel entwicklungsfähiger, aber ethisch heftig umstritten sind EMBRYONALE STAMMZELLEN. Sie stammen aus frühen Embryonen, die dabei zerstört werden. Solche Zelllinien sind noch weit weniger differenziert und haben daher ein größeres Potenzial für die Entwicklung und damit die Forschung. Wissenschaftler wollen auch verstehen, wie sich embryonale Stammzelle entwickeln und was sie überhaupt ausmacht. Dies ist derzeit nicht exakt bekannt - ebenso gibt es noch keine Therapie mit diesen Stammzellen.

GEKLONTE EMBRYONALE STAMMZELLEN entstehen, wenn der Kern einer erwachsenen Körperzelle in eine entkernte leere Eizelle verpflanzt wird. Daraus kann im Labor ein Embryo werden - dies ist kürzlich erstmals nachweislich mit menschlichen Zellen gelungen. Allerdings wurden daraus bislang noch keine Stammzelllinien gemacht. Der große Vorteil solcher Zellen wäre: Sie haben die gleiche genetische Ausstattung wie der Spender. Daraus hervorgehendes Gewebe würde nicht abgestoßen. Eine solche Behandlung trüge den Namen THERAPEUTISCHEN KLONEN. Beispiele für eine solche Therapie gibt es noch nicht.

Ende 2007 berichteten Forscher von zurückprogrammierten Stammzellen ("INDUZIERTE PLURIPOTENTE STAMMZELLEN, iPS). Dabei musste nicht der Umweg über einen Embryo gegangen werden. Stattdessen schleusten Forscher vier Erbanlagen in eine erwachsene Zelle ein. Diese wurde daraufhin zu einer Zelle mit allen Eigenschaften einer embryonalen Stammzelle zurückprogrammiert. Ob solche iPS-Zellen ein vollwertiger Ersatz für embryonale oder andere Stammzellen sein können, muss sich erst noch erweisen.

Biologen unterscheiden bei alledem verschiedene Stadien von Stammzellen: Die befruchtete Eizelle ist TOTIPOTENT - aus ihr kann ein ganzer Mensch werden. Mit der fortschreitenden Entwicklung im Embryo spezialisieren sich die Zellen, werden dabei zunächst PLURIPOTENT und können noch alle Gewebe aber keinen Menschen bilden. Aus den späteren MULTIPOTENTEN Stammzellen geht nur noch eine Zellgruppe hervor, etwa alle Blutzellen.

In Deutschland dürfen unter strengen Auflagen nur solche menschlichen embryonalen Stammzellen importiert werden, die vor dem 1. Januar 2002 gewonnen wurden. Damit können Forscher hierzulande nicht mit dem neuesten Material forschen. Die Wissenschaftler fürchten daher, dauerhaft ins Hintertreffen zu geraten.

Quelle: ntv.de

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