Fundsache, Nr. 394 Teile des Chasaren-Reiches entdeckt
04.09.2008, 09:01 UhrRussische Forscher haben offenbar die lang gesuchte Hauptstadt des Chasaren-Reiches in Südrussland entdeckt. Der Standort der Stadt sei anhand von Funden wie den Überresten eines Ziegelforts bestimmt worden, sagte Expeditionsleiter Dmitri Wasiljew. Die Hauptstadt des Königreichs der Chasaren lag demnach nahe der heutigen Ortschaft Samosdelka im Norden des Kaspischen Meeres. "Das ist eine ungeheuer wichtige Entdeckung", sagte der Forscher der Universität von Astrachan. Die Chasaren waren ein halbnomadisches, zum Judentum konvertiertes Turkvolk, das etwa zwischen dem achten und dem zehnten Jahrhundert im heutigen Südrussland herrschte.
Bislang sei nur sehr wenig über die Chasaren und ihre Traditionen, ihre Beerdigungsrituale sowie ihre Kultur bekannt, sagte Wasiljew weiter. Nun könne das Geheimnis geklärt werden, wie das Volk gelebt habe. Die Forschergruppe hatte in der Gegend um Samosdelka neun Jahre lang nach der untergegangenen Stadt gesucht. Nun gebe es genug Hinweise, um den Standort der in arabischen Dokumenten Itil genannten Stadt mit Sicherheit bestimmen zu können, sagte Wasiljew.
In dem entdeckten Fort mit dreieckigem Grundriss seien die Überreste von Hütten gefunden worden, die typisch für die Lebensweise der Chasaren gewesen seien, sagte der Forscher. Bislang seien manche Wissenschaftler davon ausgegangen, dass die Stadt im Kaspischen Meer versunken sei. Itil war der Forschung zufolge eine multikulturelle Metropole, in der neben jüdischen, christlichen und muslimischen Gotteshäusern auch heidnische Religionen ihren Platz fanden. Zu seiner Blütezeit erstreckte sich das Chasaren-Reich über das heutige Südrussland, den Westen Kasachstans, die Ostukraine, Aserbaidschan sowie große Teile des Nordkaukasus.
Quelle: ntv.de