Fundsache, Nr. 310 Ursprung des aufrechten Gangs
20.03.2008, 19:57 UhrBereits vor mindestens sechs Millionen Jahren schritten die Vorfahren des Menschen auf zwei Beinen durch die afrikanische Steppe. Das bestätigt die neuerliche Untersuchung eines Oberschenkelknochens, der im Jahr 2000 in Kenia gefunden wurde und zu der Vormenschenart Orrorin tugenensis gehört. Form und Bau des Knochens ähnelten denen der Australopithecinen, einer Vormenschenart, die vor etwa vier Millionen Jahren in Afrika lebte, berichtet ein US- Forscherteam im Fachjournal "Science". Viele Fachleute hatten bereits einen aufrechten Gang beim Orrorin tugenensis vermutet.
Die Untersuchung widerspreche aber auch der Annahme, der Orrorin tugenensis sei bereits viel menschenähnlicher gewesen als die später lebenden Australopithecinen und damit womöglich ein direkterer Vorfahr des Menschen, schreiben Brian Richmond von der George- Washington-Universität in Washington und William Jungers von der Universität Stony Brook (US-Staat New York). Über die Einordnung des Orrorin tugenensis in die Stammlinie des Menschen wird seit seiner Entdeckung unter Fachleuten gestritten.
Die Ähnlichkeit des Oberschenkelknochens mit denen der Australopithecinen belege, dass der Bauplan für den aufrechten Gang schon früh in der Entwicklungslinie des Menschen entstanden sei und für lange Zeit nahezu unverändert beibehalten wurde. Erst im späten Pliozän vor etwa zwei Millionen Jahren habe sich dann mit dem Auftauchen der Gattung Homo die Struktur von Oberschenkel und Hüfte erheblich verändert.
Ein vor etwa sieben Millionen Jahren und damit noch vor dem Orrorin tugenensis lebender Vormensch, der Sahelanthropus tchadensis, ging womöglich bereits ebenfalls aufrecht. Allerdings gibt es von diesem Vertreter bisher nur Fundstücke von Schädelknochen und Zähnen, die eine genaue Beurteilung seiner Fortbewegung schwer machen. Auch dessen Stellung im Stammbaum der Menschen ist unklar.
Quelle: ntv.de