Verräterische Abwasseranalyse Karte zeigt tschechischen Drogenkonsum
09.10.2013, 17:58 Uhr
Was in den Körper gelangt, kommt auch irgendwann wieder heraus: Der Abwasseranalyse zufolge ist Prag tschechische Kokain-Hauptstadt.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Vielen kommt beim Thema Rausch und Tschechien wohl zuerst Bier in den Sinn. Wie jetzt jedoch durch die Analyse von Abwasser nachgewiesen werden konnte, wird im Nachbarland auch fleißig geschnieft, gespritzt und geraucht - und das je nach Ort in unterschiedlichem Ausmaß.
Wissenschaftler in Tschechien haben durch die Analyse der Abwässer von zehn Städten versucht, einen Vergleich über die Muster von Drogenkonsum in dem Land anzustellen. Demnach wird der Nachrichtenagentur CTK zufolge in Prag offenbar das meiste Kokain konsumiert, während in der sonst vor allem für ihr Bier bekannten Stadt Pilsen das meiste Heroin gespritzt wird. Im nah an der deutschen Grenze gelegenen Aussig (Usti) an der Elbe hinterließen besonders viele Crystal-Konsumenten ihre Spuren.
So sollen allein in Pilsen im Zeitraum von einer Woche rund 7500 Tagesdosen Heroin durch die Abwasseranalyse nachgewiesen worden sein. Die von unabhängigen Forschern des Instituts Accendo in Ostrava im Auftrag des Innenministeriums erstellte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass auch Drogentouristen merklich zu dem Ergebnis beitragen. Diese dürften auch in der Partymetropole Prag dazu beigetragen haben, dass die Stadt ebenfalls einen hohen Konsum von Ecstasy aufweist.
Bei den Proben wird das Abwasser auf Rückstände von Drogen untersucht, die mit dem Urin ausgeschieden werden. Die Methode bietet somit zwar einen gewissen Nutzen, um Auskunft über die tatsächlich konsumierte Drogenmenge innerhalb des Einzugsbereichs zu sammeln. Allerdings können die verschiedenen Arten des Drogenkonsums auch zu erheblichen Schwankungen im Blut und somit in der im Abwasser nachweisbaren Menge führen.
Kein Rückschluss auf Einzelkonsumenten möglich
Zudem können individuelle Faktoren wie zum Beispiel Alter, Gewicht oder der bisherige Drogenkonsum zu uneinheitlichen Werten beitragen. Für die Aussagekraft der Methode spricht die Tatsache, dass die nachgewiesene Konzentration nach Großereignissen mit vielen Partygästen und entsprechendem Drogenkonsum in der Regel deutlich steigt. Ein Rückschluss auf einzelne Konsumenten lässt das Verfahren nicht zu, weshalb es aus datenschutzrechtlicher Sichtweise als unbedenklich eingestuft werden kann.
Bei einer ähnlichen, europaweiten Studie im vergangenen Jahr stellten norwegische Forscher fest, dass der Kokainkonsum auf dem Kontinent sich auf rund 350 Kilogramm pro Tag beläuft, wobei das belgische Antwerpen als Hauptstadt des weißen Pulvers hervorstach. Damals fiel bereits das tschechische Budweis durch eine hohe Konzentration von Methamphetamin (Crystal) auf. Deutsche Städte wurden nicht untersucht.
Quelle: ntv.de, bwe/dpa