Blut vom Dinosaurier gesaugt Neue Zeckenart in Bernstein entdeckt
13.06.2017, 14:12 Uhr
Diese Zecke steckt in rund 100 Millionen Jahre altem Birma-Bernstein.
(Foto: Chitimia-Dobler, Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr)
Zecken gehören zu den gefährlichsten Tieren in Deutschland. Es gibt viele Arten und sie gelten auch aus evolutionärer Sicht als wahre Überlebenskünstler. Dass sie es tatsächlich sind, beweist der Einschluss in einem Bernstein, der 100 Millionen Jahre alt ist.
Sie ist bestens erhalten und konnte deshalb gut untersucht werden: eine Zecke, die in einem Stück Birma-Bernstein (Birmit) eingeschlossen und konserviert ist, der vor rund 100 Millionen Jahren entstand. Das Tier, das dementsprechend aus der Kreidezeit stammt, wurde untersucht, analysiert und schließlich nach seiner Herkunft Amblyomma birmitum benannt. Es hat bis heute enge Verwandte der Gattung Amblyomma auf der Erde.

Darstellung der rund 100 Millionen Jahre alten Bernsteinzecke Amblyomma birmitum.
(Foto: Ruthensteiner, SNSB-ZSM)
Die genaue Bestimmung der Zecke gelang Lidia Chitimia-Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr mittels einer sogenannten Mikroröntgentomographischen Analyse. Die Zeckenexpertin und ihre Kollegen konnten damit sowohl die äußeren wie auch die inneren Strukturen des Kleinstlebewesens im Bernstein völlig zerstörungsfrei untersuchen. Zudem wurde eine dreidimensionale Darstellung des 1,5 Millimeter langen Tieres angefertigt, die eine exakte Beschreibung der neuen Art möglich machte.
Bei der Zecke handelt es sich um ein ausgewachsenes Weibchen, das überraschenderweise nicht nur die Merkmale der heute noch lebenden Zecken-Gattung Amblyomma, sondern auch der australischen Gattung Bothricroton aufweist. Die Forscher gehen deshalb davon aus, dass sie mit dem Tier ein seltenes Zwischenstadium in der Evolution der beiden Gattungen, ein sogenanntes Missing Link, entdeckt haben.
Spannendes Gedankenspiel
So wie heute gleiche mehrere Arten der lebenden Verwandten der Gattung Amblyomma sich in die Haut von Reptilien bohren und deren Blut fressen, so könnte die Zecke in dem Bernstein vor 100 Millionen Jahren auch das Blut urzeitlicher Reptilien getrunken haben. "Wir gehen davon aus, dass die neu entdeckte Zeckenart aus dem burmesischen Bernsteinwald durchaus auch an Dinosauriern gesaugt hat", erklärt Chitimia-Dobler. Ein Szenario wie im Film Jurassic Park ist jedoch ausgeschlossen: Eine DNA-Analyse des Blutes, welches die Zecke zu ihren Lebzeiten von ihrem Wirt gesaugt hat, ist nach so langer Zeit definitiv nicht mehr möglich.
Die Wissenschaftler der Bundeswehr, die mit Kollegen der Zoologischen Staatssammlung München und dem Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung Berlin zusammenarbeiteten, veröffentlichten ihre Ergebnisse hier.
Quelle: ntv.de, jaz