Das Simply-Clever-SUV Skoda Kodiaq - Ein Bär lehrt das Fürchten


Der Skoda Kodiaq ist ein echtes SUV und ein Raumwunder.
(Foto: Holger Preiss)
Die Tschechen liefern ein SUV ab, das sich am Superb orientiert und mit den Simply-Clever-Tugenden ausgestattet sein wird, die der Marke eigen sind. Jetzt weiß n-tv.de aber auch, wie er sich fährt.
Es geht die Angst um unter den Autoherstellern. Ein Bär ist geboren. Zur Welt kam er allerdings - was sein Name vermuten lässt - nicht in Alaska, sondern in Tschechien. Die Rede ist vom Skoda Kodiaq. Das große SUV wird - und für diese Aussage muss man kein Prophet sein - seine Käufer finden. Das Konzept ist simply clever und hat sich schon bei Octavia, Superb und Co. bewährt: Baue ein Auto, das sich preislich in der Mitte einordnet, aber Features bietet, die man so nur aus dem Oberhaus kennt. Pack das Paket voll mit pfiffigen Details, die sonst eher selten zu finden sind.

Die schnittige LED-Leuchten betonen das stark ausgeformte Heck des Skoda Kodiaq.
(Foto: Holger Preiss)
Aber was heißt das jetzt auf den Skoda Kodiaq umgemünzt? Mit 4,70 Meter Länge reiht sich das SUV vor einem VW Tiguan und einem Audi Q5 ein, ist genauso lang wie ein Hyundai Santa Fe und nur 18 Zentimeter kürzer als ein BMW X5. Anhand der Aufzählung wird deutlich, wohin die Reise mit dem Kodiaq geht. Wer den Bären besteigt, fühlt sich an Platzverhältnisse erinnert, wie man sie aus dem Skoda Superb kennt. Eben jenen Pkw, der inzwischen schon als Audi A6-Light gehandelt wird. Nicht zu Unrecht, darf Skoda doch den üppigen Baukasten der VW-Mutter fast umfänglich nutzen.
Platzriese mit Pfiff
Das gilt auch für den Kodiaq. So erfreut das SUV nicht nur mit einem üppigen Platzangebot, das seinen Höhepunkt in einem 720 Liter fassenden Gepäckabteil findet und sich bei umgelegter Rückbank sogar auf gigantische 2065 Liter erweitern lässt. Wer es braucht, kann hier bis zu 2,80 Meter lange Gegenstände hinter der Heckklappe verschwinden lassen. Bei so viel Raum ist es nur konsequent, dass Skoda optional eine dritte Sitzreihe anbietet. Die kostet je nach Ausstattungslinie zwischen 750 Euro und 890 Euro. Dort geht es natürlich nicht so üppig zu wie in Reihe zwei, aber Kinder dürften sich dort durchaus wohlfühlen. Selbst wenn sieben Personen den Kodiaq besetzen, bleibt im Kofferraum Platz für 240 Liter Gepäck.
Neben dem Platz haben sich Designer und Ingenieure große Mühe mit dem Innenraum gegeben. Die Materialien wirken nicht teuer, aber wertig. Große, schön gezeichnete Paneele zieren das Dashboard. Verzeihlich der Umstand, dass die sehr nach Plastik klingen, wenn die Finger darauf spielen. Pfiffig die Idee, dass sich hinter einer großen Zierleiste ein zweites Handschuhfach befindet. Clever auch der Umstand, dass sich beim Öffnen der Türen gummierte Stoßkanten um die neuralgischen Punkte winden. Das erspart einem selbst und auch anderen beim unachtsamen Öffnen unschöne Beulen im Blech.
Ein geräuscharmes Fahrvergnügen
Wie sich der Tscheche fährt, wenn er bis unter die Dachkante beladen ist, kann an dieser Stelle noch nicht gesagt werden. Wenn das Handling - und davon ist auszugehen - nur halb so gut ist wie in der Besetzung mit zwei bis vier Personen, sollte es hier keinen Unmut geben. In Mlada Boleslav haben die Ingenieure viel Wert darauf gelegt, den Kodiaq bei aller Robustheit so komfortabel wie möglich zu machen. Und das ist in Gänze gelungen. Egal, ob der 150-PS-Benziner anschiebt oder der gleichstarke Diesel für den Vortrieb sorgt, der Bär wird niemals brummig. Selbst beim Top-Selbstzünder mit 190 PS ist im Innenraum außer einem leisen Brummen nichts zu hören. Auch Rollgeräusche von der Straße übertragen sich nur äußerst dezent in den Innenraum. Zwischen 120 und 140 km/h war lediglich das Rauschen des Fahrtwindes wahrnehmbar. Bei der Dämmung haben die Tschechen hier wirklich Großes gleistet.
Bei den Triebwerken überzeugte der 2.0-Liter Vierzylinder Diesel mit 150 PS mit Blick auf das Gesamtpaket am meisten. Gekoppelt an eine gewohnt flüssig laufende Sechsgang-Handschaltung flüsterte sich der mit 33.840 Euro startende Kodiaq über Autobahnen, nahm leichtfüßig steil ansteigende Serpentinen und ließ sich gleichsam entspannt bergabwärts steuern. Im ersten Auslauf mit lockerem Gasfuß liefen 7,8 Liter Diesel durch die Schläuche des 1,7 Tonnen schweren SUV. Ein Wert, der sich ohne Mühe in Richtung 7 bringen lässt. Nur ein wenig durstiger zeigte sich der 190 PS starke Selbstzünder, der über eine 7-Gang-Automatik 400 Newtonmeter an alle vier Räder verteilte. Der geht natürlich noch einen Zacken kraftvoller nach vorn, beschleunigt in 8,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und treibt die Fuhre bis auf 210 km/h an. Für diese Variante werden dann bereits 37.040 Euro fällig.
150 PS die überzeugen
Eine Empfehlung für den Privatgebrauch ist auf jeden Fall der 150 PS Benziner. Der schöpft seine Kraft aus einem Turbo-aufgeladenen 1,4 Liter Vierzylinder, drückt 250 Newtonmeter auf die Straße, lässt sich wahlweise mit einer Sechsgang-Automatik verbandeln und kostet so ab 32.990 Euro. Auch hier kann über den Antrieb nicht gelästert werden. Ausreichend flott geht es voran, auch hier stand beim Verbrauch eine 8 vor dem Komma nur in der Geräuschentwicklung zeigten sich Unterschiede. Tatsächlich wirkte der Benziner erstaunlicher Weise einen Tick knurriger als die beiden Diesel. Das darf an dieser Stelle aber gern als Randnotiz abgetan werden, denn wirklich laut wurde es auch hier nicht.
Was alle drei gefahrenen Modelle eint, ist ein ausgezeichnetes Fahrverhalten. Die Lenkung ist ausreichend direkt und gibt gute Rückmeldung. Trotz des Gewichts neigt sich der Kodiaq in schnell gefahrenen Kurven nur sanft - vor allem dann, wenn für zusätzliche 940 Euro das adaptive Fahrwerk gebucht wird. Das beinhaltet auch einen Fahrmodischalter, der über sechs Fahrstufen gescheucht werden kann. Allerdings wird der Kodiaq auch im Sportmodus nicht zur Rennmaschine. Zeigte sich aber als ausgezeichneter und vor allem komfortabler Langläufer. Das einzige, was etwas gewöhnungsbedürftig ist, ist der mit 12,2 Metern recht üppige Wendekreis. Ein schneller U-Turn ist auf schmalen Straßen ausgeschlossen, da heißt es durchaus noch einmal zurücksetzen.
Hotspot, Max-Dot und Smart Link
Aber natürlich sind Fahrverhalten, Motoren und Platz nicht alles, was man sich in Tschechien für den Kodiaq hat einfallen lassen. Um seine Langstreckentauglichkeit auch für die Passagiere in Reihe zwei und drei nicht nur bequem, sondern auch unterhaltsam zu gestalten, kann der Kodiaq mit dem Businesspaket Amundsen zum fahrenden Hotspot gemacht werden. Die Konnektivität kostet im Paket und je nach Ausstattung 990 oder 1490 Euro - beinhaltet aber auch ein dynamisches Radio-Navigationssystem, das sich in Echtzeit an den TomTom-Daten bedient. Verkehrszeichenerkennung, Sprachbedienung, eine induktiv arbeitende Handyladestation, Müdigkeitserkennung und eine Gepäcknetztrennwand sind ebenfalls im Paket enthalten. Was letztgenannte Option in dem Paket verloren hat, ist nicht ganz klar, schadet aber auch nicht.
Wichtiger ist, dass alle fahrrelevanten Daten auf einen neuen, sehr lichtstarken acht Zoll großen kapazitiven Bildschirm und auf ein farbiges Maxi-Dot-Display übertragen werden, das sich zwischen den großen analogen Rundinstrumenten platziert. Das erfreut besonders, wenn es sich um Infos handelt, die über die SmartLink-Funktion, also über eine App, in den tschechischen Bären gebeamt werden. Das heißt, über Smartphone und Tablet können nicht nur die Füllmenge des Tanks oder der Reifendruck abgefragt werden, sondern auch geplante Routen an das Navi gesendet werden. Wer sein Auto "verlegt" hat, bittet die App es wiederzufinden. Alles durchaus nützliche Kleinigkeiten, die das Autofahren nicht nur zeitgemäß, sondern in gewisser Weise auch leichter machen. Stellt sich natürlich die Frage, was das ganze kostet? Im ersten Jahr ist der Vertrag, den Skoda über Vodafon abgeschlossen hat, frei. Für die Folgejahre werden durchaus tragbare Jahreskosten von 90 Euro fällig. Insgesamt beträgt die Infotainment-Laufzeit drei Jahre.
Beim Preis keinen Bären aufbinden
Natürlich lässt sich der Kodiaq in allen Belangen aufwerten und noch schicker machen, eben in die schon erwähnte Audi-Light-Variante verwandeln. Für 890 Euro lassen sich die Sitze mit feinem Nappa bespannen. 160 Euro bedarf es, wenn man eine LED-Ambiente-Beleuchtung möchte. Zwischen 300 und 600 Euro werden fällig, wenn man den Wagen vom Parkassistenten in die Lücke schieben lassen möchte. Zur Optionsliste gehört auch ein Trailer-Assistent, der wuchtet auch einen Anhänger rückwärts automatisch ums Eck. Natürlich sind auch sämtliche adaptive Fahrhilfen für den Kodiaq zu bekommen: Spurhalteassistent, Abstandsradar, Bremsassistent und Lenkhilfe. Alles Dinge, die im Zusammenspiel den Stau nicht zum Vergnügen, aber durchaus erträglicher machen und die ein weiterer Schritt hin zum autonomen Fahren sind.
Das Beste ist aber, dass es enorm schwierig sein dürfte, selbst wenn man die Kreuze in der Optionsliste fast vollständig setzt, die magische Grenze der 60.000 Euro zu überschreiten. Da aber kein Mensch alle Angebote in sein Auto packt, sollte am Ende für einen gut motorisierten und ordentlich ausgestatteten tschechischen Bären keine 50.000 Euro fällig werden. Auch in dieser Hinsicht ist der Kodiaq eine Kampfansage an die Konkurrenz und man kann verstehen, dass die Mitbewerber ein bisschen vor dem Bären zittern. Der Einstieg in den Kodiaq beginnt bei 25.490 Euro. Allerdings gibt es dafür auch nur einen Fronttriebler mit 1,4 Liter Benziner und 125 PS. Ob der ausreicht, das große SUV standesgemäß anzutreiben, kann an dieser Stelle nicht gesagt werden. Interessenten können das aber ab März 2017 beim Skoda-Händler selbst testen. Im Netz konfigurierbar ist das Bärchen aber schon jetzt.
Quelle: ntv.de