Soul fährt gegen Lifestyle-SUVs an Kia verkauft seine Seele
19.03.2014, 10:25 Uhr
Der Kia Soul ist eine unausgesprochene Kampfansage an die Lifestyler unter den kleinen SUV.
Auf deutschen Straßen ist der Kia Soul bis dato kaum zu sehen. Dabei steht er seit 2009 bei den Händlern. Mit der von Peter Schreyer in Form gebrachten neuen Variante soll sich das ändern. Aber einen Makel kann auch der neue Soul nicht ablegen.
Vorgestellt wurde der neue Kia Soul der Weltöffentlichkeit in seiner jetzigen Form bereits auf der New York Auto Show im vergangenen Jahr. Aber eigentlich verkaufen die Koreaner ihre Seele schon seit 2008. In Deutschland gibt es den kubischen Crossover seit 2009. Dass er hierzulande nicht wie eine Bombe einschlug, ist nach den Aussagen von Deutschland Geschäftsführer Martin van Vugt dem Umstand geschuldet, dass er bezüglich seiner Vermarktung etwas "stiefmütterlich" behandelt wurde. Das kann sogar sein, denn weltweit hat der Seelenwanderer immerhin 760.000 Mal den Weg zu den Kunden gefunden. Andererseits kann man den schwachen Absatz in Europa auch damit erklären, dass die Formsprache des Soul eine sehr eigene ist. Erinnert sie doch auch irgendwie an den in Asien hofierten und hierzulande verschmähten Nissan Cube. Allerdings setzt der Soul eher auf Avantgardismus als auf pure Zweckmäßigkeit.
Soul geht auf Seelenfang
Damit ist die Stoßrichtung des Seelenfängers ganz klar. Er geht gegen Lifestyler wie Mini Countryman, Nissan Juke und bald auch Jeep Renegade. Um hier mithalten zu können, hat Chefdesigner Peter Schreyer nur marginale, aber dennoch das Seelenbild schärfende Veränderungen an der Form vorgenommen. Im Zuge dessen wurde der Crossover auf die Plattform des Ceed gestellt. Das verlängert den Radstand um zwei Zentimeter auf 2,57 Meter. Diese Seelenverwandtschaft sorgt auch für ein besseres Abrollverhalten, für gute Kurvenstabilität und einen sauberen und relativ stoßfreien Lauf über Unebenheiten und Querfugen.
Auch in der Länge legt der koreanische Seelenfänger um zwei Zentimeter zu und misst jetzt 4,14 Meter. Ein Umstand, der zusammen mit den 1,5 Zentimetern, die es zusätzlich in die Breite ging, vor allem den Insassen zugute kommt. Denn weder in der ersten noch in der zweiten Reihe gilt es über Platzmangel zu jammern. Selbstverständlich hat auch das Gepäckabteil von der neuen Plattform profitiert. Hier wurden aus 340 Litern 354 Liter. Das reicht jetzt immerhin für einen Kurzurlaub, bei dem man ja bekanntlich auch schon mal die Seele baumeln lassen kann. Außerdem verstaut sich das Gepäck jetzt hinter einer Heckklappe im "Rucksack Design". Was das ist? Die von markanten Rückleuchten gerahmte und von schwarzen Zierstreifen gesäumte Farbfläche unterhalb der Heckscheibe. Wer will, kann die Heckleuchten als Trage- und die Applikationen als Beckengurt interpretieren.
Vielleicht sind es ja gerade diese Beigaben, die dem Soul by Peter Schreyer bereits den "iF Production design award" einbrachten. Im Gegensatz zum Vorgänger wirkt die Front mit neuem Kühlergrill, den großen trapezförmigen Lufteinlass und den weit außen platzierten Nebelscheinwerfern wuchtiger und dennoch gefälliger als die des Vorgängers. Ob es eine gute Idee ist, die Stoßfänger und die Radhäuser in schwarzer Klavierlackoptik zu rahmen, darf bezweifelt werden. Stadtrempler dürften hier für argen Unmut sorgen.
Keine Sportskanone
Aber wen schert's? Es sieht stylish aus und so packt Kia gleich noch den Farbtopf aus und bietet für den Soul erstmals eine Zweifarblackierung, die ebenfalls den SUV-Charakter unterstreicht. Allerdings sollte, wer jetzt ernsthaft mit dem Gedanken spielt, ins Gelände zu gehen, Folgendes im Hinterkopf haben: Der Soul wird lediglich mit zwei Motorisierungen angeboten, als 1,6 Liter Benziner mit 132 PS und einem 1,6 Liter Turbodiesel mit 128 PS. Beide Motoren treiben den Soul ausschließlich über die Vorderachse an. Allrad ist nicht verfügbar und spielt auch in der Zukunft keine Rolle für den Seelenwanderer.
Hinzu kommt, dass der Benziner keine Sportskanone ist. Zwar ist im Vergleich zum Vorgänger das Drehmoment von 161 Newtonmetern deutlich früher abrufbar, aber wer nicht flink und häufig den Schalthebel rührt, der wird sehr lange Anlaufwege brauchen, bis er die Endgeschwindigkeit von 185 km/h erreicht hat. Das gleiche gilt für Steigungen und beim Überholen. Die größte Überraschung ist aber der Durst des kleinen Triebwerks. Auf der ersten Ausfahrt genehmigte sich der Soul 9,1 Liter. In Anbetracht der im Datenblatt vermerkten 6,8 Liter schmerzt hier nicht nur die Seele. Noch überraschender war der Verbrauch des Diesels, der verbandelt mit einem 6-Stufen-Automatikgetriebe ebenfalls über 8.0 Liter schluckte. Deutlich zu viel für ein Auto, das auf andere Werte als die schnelle Kurvenhatz oder den Lauf durch das offene Gelände setzt. Und noch etwas überrascht: Eine Sprit sparende Start-Stopp-Automatik gibt es nur, wenn man sich mit den ab Serie angebotenen 16-Zoll-Felgen zufrieden gibt. Wer die deutlich fetzigeren 18-Zöller ordert, bekommt sie nicht. Warum? Das weiß selbst Kia nicht.
Gepunktet wird im Innenraum
Gepunktet wird im Soul aber vor allem im Innenraum: das Interieur wurde mit vielen kreisförmigen Elementen aufgewertet. Neue Soft-Touch-Oberflächen Sorgen für eine angenehme Haptik. Das Infotainmentsystem erfreut jetzt ab der Ausstattungslinie Spirit mit einem 8-Zoll-TFT-Display und optionalem digitalen Radioempfang. Schick auch die Hochtöner, die über den Luftauslässen thronen und ein wenig an Bose-Boxen erinnern, die in Premiummarken aus der Armatur fahren, wenn die Soundrakete gestartet wird. Per USB-Stick kann die Lieblingsmusik übrigens im Audiosystem gespeichert werden, wobei eine frequenzgesteuerte LED-Ambiente-Beleuchtung die Seele zum Klingen bringt.
Und auch der Arbeitsplatz des Piloten hat optional Neues zu bieten. Da wäre neben dem beheizbaren Lenkrad die Möglichkeit zur Belüftung der Vordersitze, der Blick auf ein neues, zwischen den Rundinstrumenten platziertes Aktiv-Matrix-Display, auf dem die wichtigsten Fahrinformationen abgerufen werden können und Spur- und Fernlichtassistent. Auf all das dürfen sich potenzielle Soul-Kunden ab dem 29. März freuen. Auch darüber, dass natürlich wie immer bei Kia sieben Jahre Garantie die Kaufentscheidung erleichtern sollen. Auch der Einstiegspreis von 16.990 Euro ist eine Ansage. Allerdings gilt das nur für die "plumpe" Basis. Wer einen Großteil der hier aufgeführten Annehmlichkeiten im Fahrzeug haben möchte, der sollte mindestens 22.790 Euro für einen 1,6 GDI in der Ausstattungslinie Spirit in die Hand nehmen. Den Diesel, also den 1,6 CRDi, mit denselben Features, gibt es ab 24.990 Euro. Ob man damit seinen Seelenfrieden schließen kann, muss jeder für sich entscheiden.
Quelle: ntv.de