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Wie eine gute Illustrierte Mazda CX-5 - im Vergangenen verfangen

Der Mazda CX-5 ist immer noch eine sehr schicke und irgendwie auch imposante Erscheinung in seinem Kodo-Designer-Kleid.

Der Mazda CX-5 ist immer noch eine sehr schicke und irgendwie auch imposante Erscheinung in seinem Kodo-Designer-Kleid.

(Foto: Holger Preiss)

Dass Mazda schon immer etwas anders war als die anderen Autobauer, ist bekannt. Insofern verwundert es nicht, dass auch der zum Praxistest bei ntv.de angetretene CX-5 in seiner neuesten Auflage nicht mit einem digitalen Feuerwerk daherkommt, sondern eher den Charme einer guten Illustrierten versprüht.

Mazda hat klare Pläne für die Zukunft. Und die besagen, dass der japanische Hersteller mit weit größerem Aufwand als bisher ins Premium-Segment vordringen soll. Wie ein Fahrzeug aussieht, das diesen Anspruch erfüllt, zeigt Mazda mit dem CX-60, einem SUV, das es bei 4,75 Meter Länge nicht nur in den Außenmaßen locker mit einem BMW X3 oder einem Mercedes GLC aufnehmen kann. Doch wie sieht es momentan darunter aus? Wie reiht sich der für das Jahr 2022 aufgehübschte CX-5 hier ein? Immerhin ist das SUV seit seinem Start im Jahr 2012 ein Erfolgsgarant. In Europa stellt er aktuell immer noch knapp 20 Prozent der jährlich abgesetzten Fahrzeuge.

Premium auf den ersten Blick

Die Veränderungen im Zuge des Facelift des Mazda CX-5 sind dezent geblieben.

Die Veränderungen im Zuge des Facelift des Mazda CX-5 sind dezent geblieben.

(Foto: Holger Preiss)

Aber, und das ist leider nicht von der Hand zu weisen: Der CX-5 ist in die Jahre gekommen. Nicht, was sein Design betrifft. Tatsächlich ist das sogenannte Kodo Design über jeden Zweifel erhaben. Einmal mehr dann, wenn es so wie bei der Neuauflage mit einer markanten Frontpartie, neuer Lichtsignatur der LED-Leuchten an Front und Heck sowie neu gestalteten Stoßfängern aufgewertet wird. Richtig rund wird das Bild, wenn wie beim Testwagen 19-Zoll-Räder in den schwarz gerahmten Radhäusern stehen.

Auch in den Innenraum möchte Mazda das Gefühl von Qualität bringen. Und tatsächlich gelingt das auf den ersten Blick bestens. Da sind die neuen, sehr bequemen Sitze, die weich geschäumte Plastik auf der Armatur, die einzelnen belederten Überzüge an den Türinnenverkleidungen, der Mittelkonsole und dem Dashboard mit Steppnähten oder die verchromten Spangen an den Luftauslässen. Aber das ist nicht neu. Eben so wenig wie die Hartplastik eine Etage tiefer.

Mazda-SUV mit haptischem Vergnügen

Der Innenraum des Mazda CX-5 wirkt auf den Fahrer wie das Blättern in einer guten Illustrierten.

Der Innenraum des Mazda CX-5 wirkt auf den Fahrer wie das Blättern in einer guten Illustrierten.

(Foto: Holger Preiss)

Vor Jahren wirkte das alles elegant, schick und modern. Heute scheint es bekannt und reiht sich in die ansonsten weiterhin analoge Welt des Mazda CX-5 ein. Nach wie vor wird die Armatur von Rundinstrumenten dominiert und selbst der zentral platzierte Tacho, der digital animiert ist, stellt sich als Analoganzeige dar. Das ist nicht per se schlecht, nein, es ist sogar, weil gelernt, übersichtlicher. Nur die Außenwirkung ist eben die einer vergangenen Epoche. Das gilt auch für das mit 10,25 Zoll recht kleine und vor allem nicht touchfähige Zentraldisplay. Der Bildschirm lässt sich ausschließlich über den bekannten Drück-Dreh-Steller in der Mittelkonsole steuern und zeigt eine Grafikoberfläche, die den Charme längst vergangener Zeiten versprüht.

Auch sonst wird vieles, wie man es von früher kennt, manuell über Drehsteller, Knöpfe und Schalter geregelt, die aber wunderbare Rastpunkte haben und auf eine immer wieder wundervolle Art für haptisches Vergnügen sorgen. Warum die Türverriegelung allerdings wie in den 1990er Jahren über einen Kippschalter hinter der Türentriegelung und nicht über einen zentralen Knopf erfolgt, ist unverständlich. Dennoch hat dieses aus der Zeit gefallenen Gebilde etwas. Zu vergleichen ist das vielleicht mit dem Gefühl, das einen überkommt, wenn man nach dem ewigen Wischen auf den TFT-Displays von Smartphones oder Tablets mal wieder eine hochwertig gedruckte Illustrierte in die Hand bekommt. Das Blättern in den Seiten, der Geruch von frisch Gedrucktem und der Umstand, dass die Bilder plötzlich erstaunlich groß sind, ohne dass man sie im Detail aufziehen muss, verschafft dem Betrachter ein vertrautes, inneres Vergnügen.

Mazda CX-5: Alles andere als ein Sportwagen

Das Platzangebot im Mazda CX-5 ist reichlich und auf dem Gestühl überwindet man auch klaglos lange Strecken.

Das Platzangebot im Mazda CX-5 ist reichlich und auf dem Gestühl überwindet man auch klaglos lange Strecken.

(Foto: Holger Preiss)

Dieses Vergnügen hat der Fahrer auch, wenn er mit Handschalter fährt. Mazda erfreute seine Piloten schon immer mit kurzen und sehr präzisen Schaltwegen. Weniger Freude kommt hingegen bei der Motorisierung auf. Obgleich es sich bei dem Treibsatz im Testwagen um den 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner Skyactive G 165 mit 165 PS und 213 Newtonmeter Drehmoment handelt. Tatsächlich verspricht Mazda für seine mit extrem hoher Verdichtungsverhältnis (13,0:1) arbeitenden Benzinmotoren einen niedrigen Verbrauch und ein spontanes Ansprechverhalten. Vor allem letztgenannter Punkt kann für den ntv.de-Test nicht bestätigt werden. Wer hier spontan überholen will, sollte zwei Gänge runterschalten, dabei den Begrenzer im Auge behalten und keine Ambitionen haben, auf den freien Strecken der Autobahn die im Datenblatt angegebene Höchstgeschwindigkeit von 198 km/h erreichen zu wollen. Denn bereits bis Tempo 180 fühlte sich der Anlauf wie der Aufstieg auf den Mount Everest an: zäh und lange. Da schwindet der Glaube, dass es die Tachonadel irgendwann kurz vor die 200 schafft, schnell.

Nun muss man ja angesichts der aktuellen Spritpreise nicht rasen. Aber auch der im Test ohne Speed-Exzesse ermittelte Verbrauch regt nicht zum Jubel an. Wer den Japaner sehr verhalten bewegt, die Schaltempfehlungen nutzt und den Drehzahlmesser kaum an die 2000 bringt, der geht mit 8,1 Litern aus dem Rennen. Wer dennoch versucht, etwas Druck aufzubauen, wird sich mit einem Liter mehr abfinden müssen, der durch die Schläuche jagt. Dabei könnte der flotte Ritt mit dem Mazda CX-5 ganz spaßig sein, denn der AWD Allradantrieb sorgt für eine ordentliche Fahrstabilität, wobei die Kraftverteilung an Vorder- und Hinterräder automatisch und variabel erfolgt.

Gutes Fahrverhalten und kleine Helfer

Trotz seiner schnittigen Form und der zwei Endrohre am Heck ist der Mazda CX-5 mit dem 165 PS starken Benziner kein Sportwagen.

Trotz seiner schnittigen Form und der zwei Endrohre am Heck ist der Mazda CX-5 mit dem 165 PS starken Benziner kein Sportwagen.

(Foto: Holger Preiss)

Damit, dass der Mazda CX-5 kein Sportwagen ist, kann man sich arrangieren. Denn über das Fahrverhalten selbst gibt es nichts Negatives zu sagen. Das Ungemach der Straße versucht der Japaner geschickt aus dem Innenraum zu lassen und auf Lenkbefehle reagiert er artig und recht präzise. Die von Mazda erfundene Fahrdynamik-Regelung G-Vectoring sorgt ihrerseits mit einer intelligenten Radlastverteilung dafür, dass sich die Wankbewegungen beim Spurwechsel oder auch die Kurvenfahrten nicht in die Magengruben der mit einem guten Platzangebot gesegneten Hinterbänkler überträgt.

Hinzu kommt, dass auch die Japaner inzwischen ihre kleinen Verkehrshelfer verbessert haben. So hat natürlich auch der CX-5 einen Spurhalteassistenten, der bei mutmaßlich fehlerhafter Spurführung des Fahrers sanft ins Lenkrad greift. Wem das zu viel ist, der kann den Kollegen per Knopfdruck für selbstbestimmte Zeit von seinen Aufgaben entbinden. Den Stauassistenten gibt es übrigens für den Handschalter nicht. Eine konsequente Entscheidung, denn wirklich entspannend ist der nur, wenn ein Automat die Gangwahl während der Schleichfahrten übernimmt.

Mazda CX-5 bietet viel Platz ohne Premiumpreise

Der Kofferraum des Mazda CX-5 fasst 522 bis 1626 Liter Gepäck.

Der Kofferraum des Mazda CX-5 fasst 522 bis 1626 Liter Gepäck.

(Foto: Holger Preiss)

Der Kofferraum bietet wie gehabt zwischen 522 und 1626 Liter Stauraum, was für das Urlaubsgepäck kaum Einschränkungen bedeutet. Im Innenraum gibt es als Stauraum für Kleinigkeiten ein großes Handschuhfach, ein weiteres Fach unter der etwas weit hinten liegenden Armauflage über der Mittelkonsole und es ein vom Autor sehr geschätztes Brillenfach im Dachhimmel. Zudem - und das bekommt einen Pfiffigkeits-Punkt - gibt es unterhalb der Klimaautomatik ein induktives Ladefach für das Smartphone. Der Clou ist aber, dass der, der sein Gerät dort nur ablegen möchte, einen Knopf findet, mit dem er den Ladevorgang unterbrechen kann. Sich übel aufheizende Akkus sind hier also Geschichte.

Über eines müssen wir aber noch sprechen: den Preis. Mazda hat sich in den letzten Jahren, verbunden mit dem Wunsch, sich in die Premium-Riege einzureihen, auch preislich weit nach oben orientiert. Unterdessen ist ein SUV wie der CX-5 gemessen an der Konkurrenz aber fast schon wieder preiswert. Der Testwagen in der recht umfänglichen Ausstattungslinie Homura kostet 40.890 Euro. Einzige Beigabe ist die Sonderlackierung Soul Red Crystal für zusätzlich 950 Euro, was den Endpreis dann auf 41.840 Euro hebt. Wer also auf den zu Teilen schon etwas übertriebenen digitalen Fortschritt verzichten kann, wer kein sportliches, aber ein sehr praktisches SUV sucht, der sollte unbedingt mit dem Mazda CX-5 eine Probefahrt machen.

DATENBLATTMazda CX-5 SKYACTIV-G 165 AWD
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)4,57 / 1,84 / 1,68 m
Radstand2,70 m
Leergewicht (DIN)1599 kg
Sitzplätze5
Ladevolumen522 - 1626 Liter
MotorReihenvierzylinder mit 1998 cm³ Hubraum
Getriebe6-Gang-Handschalter
Systemleistung Verbrennungs- und E-Motor165 PS (121 kW) bei 6000 U/min
KraftstoffartBenzin
AntriebAllradantrieb
Höchstgeschwindigkeit198 km/h
Tankvolumen58 Liter
max. Drehmoment (Systemleistung)213 Nm bei 4000 min
Beschleunigung 0-100 km/h10,9 Sekunden
Normverbrauch kombiniert nach WLTP7,6 Liter
Testverbrauch (kombiniert)8,1 Liter
CO₂-Emission kombiniert146 g/km /Euro 6d-Temp
Grundpreis40.890 Euro
Preis des Testwagens41.840 Euro

Fazit: Der Mazda CX-5 ist ein SUV, das optisch immer noch attraktiv daherkommt und auch fahrtechnisch seine Vorzüge hat. Er ist aber definitiv kein sportliches Auto. Hier sollte man eher der gelassene Cruiser-Typ sein. Auch Technikverliebtheit ist in einem CX-5 nicht angesagt. Hier geht es vorzugsweise analog zu, aber wenigstens lassen sich Android Auto oder Apple Carplay lassen sich per Kabel auf den Zentralmonitor übertragen.

Quelle: ntv.de

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