Auto

Reines Vernunftauto aus Japan Toyota Avensis - Frische Brise ohne Wind

Das Facelift hat den Toyota Avensis etwas frischer gemacht. Ein Ausbund an Emotionalität ist er aber immer noch nicht.

Das Facelift hat den Toyota Avensis etwas frischer gemacht. Ein Ausbund an Emotionalität ist er aber immer noch nicht.

Ein Ausbund an Emotionalität war der Toyota Avensis noch nie. Aber auch mit dem Facelift und Motoren aus Bayern wird der Japaner nicht wirklich peppig. Er ist und bleibt das, was er war: ein Auto für kühle Vernunftmenschen.

Warum ist es für die ausländischen Fahrzeughersteller so schwierig geworden, einen schlichten Mittelklasse-Kombi an den Mann zu bringen? Weil überall die Angriffe aus der SUV-Fraktion lauern. Hinzu kommt, dass die Importeure sich gegenseitig das Leben schwer machen. Nicht zuletzt durch die prächtige Entwicklung der Koreaner im Budget-Bereich. Kein Wunder, dass Toyota nach sechs Jahren kein komplett neues Avensis-Modell auf den Markt bringt, sondern der aktuellen Ausgabe eine Modifikation verpasst. Das ist schlicht und ergreifend günstiger, so Toyota. Folgt aber auch der Strategie der Langeweile, die die Japaner seit Jahren an den Tag legen. Der Slogan "Nichts ist unmöglich", ist hier schon lange Geschichte.

Bessere Ausstattung zum gleichen Preis

Die Heckleuchten gibt es in Serie mit LED.

Die Heckleuchten gibt es in Serie mit LED.

Den Marketing-Leuten bleibt da nur die Werbung mit der besseren Ausstattung zum gleichen Preis. Das bedeutet, dass man für 23.640 Euro eine Limousine mit 1,6-Liter-Otto-Motor bekommt, die 132 PS leistet, dafür aber auch die volle Sicherheitsausrüstung inklusive autonomer Notbremsung an Bord hat, die in einem Geschwindigkeitsbereich zwischen 10 bis 80 km/h eingreift. Um den japanischen Allrounder etwas frischer aussehen zu lassen, hat man die Frontpartie deutlich geschärft und auch am Hinterteil nachgebessert - mit schickeren Schlussleuchten samt markantem Lichtdesign. Je nach Ausstattung sorgen LED für die Ausleuchtung nächtlicher Straßen. Am Heck gibt es die in Serie.

Innen lag der Fokus vor allem auf der Verbesserung der Materialqualität, wie Produktexperte Ahmet Karaman betont. Was der Avensis-Innenraum aber vielmehr gebrauchen könnte, ist eine Portion Pep. Da hilft es auch nicht, wenn je nach Konfiguration ein bronzefarbener Dekorstreifen ins Interieur gebastelt wird. Die Stärke des Japaners liegt hier vor allem in seiner Funktionalität: So gibt es schnörkellose Rundinstrumente mit klarer Beschriftung, ein gut zur Hand liegendes Tastenpaneel für die Klimatisierung und gerade so viel Infotainment wie nötig und damit deutlich weniger als möglich.

Im Innern lag der Fokus vor allen auf verbesserter Materialanmutung.

Im Innern lag der Fokus vor allen auf verbesserter Materialanmutung.

Der eine wird es mögen, während der andere bei so viel Reduktion nur mit den Augen rollen kann. Na gut, ein wenig elektronische Spielerei bietet der Avensis dann doch: Ab sofort gibt es eine kamerabasierte Verkehrszeichen-Erkennung, die ihre Resultate im TFT-Feld zwischen den Instrumentenskalen anzeigt. Und die Scheibenwischer-Ablage ist winters beheizt je nach Ausstattung.

Überschaubares Leistungsband

Auch an den Leistungsdaten ist zu erkennen, dass der Avensis ein Vernunftauto bleiben soll. Natürlich hätte ein Weltkonzern wie Toyota leichtes Spiel gehabt, um den von BMW zugelieferten 2-Liter-Diesel auf 180 PS und mehr hochzuzüchten. Aber auch bei den Bayerm werkelt er als Single-Turbo mit 143 PS unter den Blechkleidern der Bayern. Doch die Kraftreserven reichen, um im Stadtverkehr als auch auf Landstraße und Autobahn flott voranzukommen. Auch das Überholen von LKW am Berg wird keineswegs zur Geduldprobe.

Platz gibt es im Avensis reichlich. Auch hinter der Heckklappe kann im Kombi mit 543 Litern ordentlich eingeladen werden.

Platz gibt es im Avensis reichlich. Auch hinter der Heckklappe kann im Kombi mit 543 Litern ordentlich eingeladen werden.

Beim Verbrauch veranschlagt der Hersteller im Datenblatt weniger als fünf Liter. Der 1,6-Liter-Benziner soll sogar um 0,4 Liter sparsamer sein. Allerdings dürfte das größere Aggregat der Masse wesentlich besser gefallen. Nicht, dass der 112 PS-Motor schlecht wäre, aber er hat schon spürbar mehr Mühe mit dem 1,5-Tonner. Zur Kraftübertragung dient übrigens lediglich das Sechsgang-Schaltgetriebe mit elend langen Wegen. Das Fehlen der Automatik begründet Toyota mit wirtschaftlichen Argumenten.

Platzangebot ist gut

Im Zuge der Überarbeitung haben die Techniker auch an der Dämmung gearbeitet. Natürlich ist der Diesel am Klang erkennbar. Bei höherem Tempo tritt die Maschine akustisch aber in den Hintergrund. An den recht deutlich wahrnehmbaren Windgeräuschen kommt man hingegen nicht vorbei. Dafür fällt das Platzangebot nach wie vor großzügig aus. Allerdings sollte man das von einem 4,82 Meter-Kombi auch erwarten. Die renovierten Sitze lassen nach rund 200 Kilometern keinerlei Klagen über ein schmerzendes Hinterteil aufkommen.

Wie man es dreht und wendet, der Avensis ist und bleibt ein Vernunftauto, das Leute, die nach einem Hauch Emotion suchen einfach nur einschläfern wird. Daran können selbst die Triebwerke aus dem emotional aufgeladenen Hause BMW nichts ändern. Schade.

Quelle: ntv.de, hpr/sp-x

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