Kompakter Kombi, sportlicher Stil CLA 250 Shooting Brake – fast wie ein AMG
15.06.2015, 10:28 Uhr
Der CLA 250 Shooting Brake ist die sportlichste Art einen Kombi in der Mittelklasse zu fahren. Mit 211 PS auch nur noch eine Stufe unter einem AMG.
(Foto: Holger Preiss)
Der CLA Schooting Brake wurde explizit für den deutschen Markt erschaffen, denn neben SUV sind die Kombis hierzulande immer noch der Renner. Aber ist ein Mercedes mit Linien wie aus dem Designkatalog wirklich ein praktikables Auto mit dynamischen Werten?
Ist schon klar, wer in einem Schwaben richtig auf die Tube drücken will, der orientiert sich in Richtung AMG. Nur, und das klären wir gleich am Anfang, ist das nicht nur die höchste Ausbaustufe, sondern auch die teuerste im gesamten Portfolio. Das gilt auch für einen der schönsten Kombis, die augenblicklich in der Kompaktklasse unterwegs sind, den CLA Shooting Brake. Für den Boliden mit AMG-Label muss der geneigte Hobby-Rennfahrer mal locker 57.000 Euro über den Tisch reichen. Dafür gibt es dann aber auch 360 PS, die 450 Newtonmeter Drehmoment an alle vier Räder verteilen. Der Spurt auf 100 km/h gelingt in 4,7 Sekunden und die Spitze liegt bei Tempo 250.
Souverän bis 240 km/h

Am stylischen Heck gibt es zwei bildschöne Endrohrblenden, die ein weiteres Indiz für die Power des CLA 250 Shooting Brake sind.
(Foto: Holger Preiss)
Das sind beeindruckende Werte, aber wie gesagt, es geht auch preiswerter. Nämlich mit dem CLA 250 Shooting Brake für knapp 40.000 Euro. Unter der Haube mit den kurzen Überhängen pumpt der gleiche 2.0-Liter-Vierzylinder wie im AMG, leistet hier allerdings "nur" 211 PS. Wer wie im Testwagen auf 4Matic, also den Allradantrieb, verzichtet, erlebt beim Kickdown, wie es sich anfühlt, wenn 350 Newtonmeter fröhlich auf die Vorderachse krachen und den Designer-Kombi nach vorne schießen lassen. Dabei gilt es das Lenkrad schön festzuhalten, denn das zuppelt ordentlich an den Rädern.
Dafür sprintet der sportliche Schwabe aber auch in 6,9 Sekunden an der 100 km/h-Marke vorbei und zieht souverän bis auf Tempo 240. Allerdings gelingt das nur, wenn die Taste für die Fahrmodi auf Sport steht oder manuell über die kleinen Paddles am Lenkrad geschaltet wird. Wer im Standardmodus E, der für Economy steht, unterwegs ist, muss sich damit abfinden, dass die im andern Fall extrem flott schaltende 7-Gang-Automatik an manche Stellen gefühlt, ein wenig zögerlich wirkt.
Sportliche Sparsamkeit
Schön wäre zwischen den Fahrstufen Economy und Sport eine Einstellung, die "Normal" heißen könnte. Das könnte wahrscheinlich die angenehme Alternative für den Stadtverkehr sein, wo man ständig zum Halten und Anfahren gezwungen ist. Natürlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass gerade der Eco-Mode für respektable Verbrauchswerte im CLA 250 sorgt. Wer hier smooth dahingleitet, schont bei einem Durchschnittsverbrauch von unter sieben Liter Benzin das Portemonnaie ganz gewaltig. Und wer Spaß haben will und den 211 Pferden richtig die Sporen gibt? Nun, der darf über lange Strecken mit einem zweistelligen Verbrauch nicht hadern. Im Schnitt genehmigte sich der Schwabe im Test 8,6 Liter. Ein Wert, der in dieser Leistungsklasse durchaus zu den guten gehört.

In seinen Integralsitz geschmiegt hält der Fahrer im CLA 250 Shooting Brake ein Lenkrad in der Hand, das mit exakter Rückmeldung den Wagen um die Kehren führt.
(Foto: Holger Preiss)
Nichtsdestotrotz steht Sportlichkeit beim CLA 250 Shooting Brake an erster Stelle aller Eigenschaften. Das wird beim Handling deutlich. Auch ohne Allrad lässt sich der Schwabe dank der Sport-Direktlenkung mit exzellenter Rückmeldung extrem schnell durch Kurven steuern, ohne das Gefühl zu vermitteln gleich an fahrtechnische Grenzen zu stoßen. Zudem wird die Elektronik hier im Ernstfall zu einer Art Ersthelfer. Wenn der Wagen nämlich tatsächlich übersteuert, gibt es eine Gegenlenkbewegung, die ein Ausbrechen verhindert. Auch beim scharfen Bremseingriff gibt es, wenn erforderlich, eine Lenkkorrektur.
Mehr oder weniger?
Ebenfalls für ein gutes Gefühl bei der Kurvenhatz sorgt das serienmäßige Komfortfahrwerk mit Tieferlegung. Wer es hier noch einen Tick heftiger wünscht, der kann die Ausstattung AMG Line ordern. Für zusätzliche 2558 Euro gibt es dann unter anderem ein Sportfahrwerk mit Tieferlegung. Wer so weit geht, der kann aber auch dem Willen zur Dynamik folgend zusätzlich den Allradantrieb für knapp 2000 Euro mehr ordern. Aber unter uns Betschwestern: Für die alltägliche Sportlichkeit reichen das Serienfahrwerk und der Frontantrieb allemal aus, ohne dass der Pilot bei schärferen Ausritten irgendwelche Verwerfungen fürchten muss.

Mit 495 Liter gibt es im CLA Shooting Brake fünf Liter mehr Stauraum als im C-Klasse T-Modell. Bei umgeklappter Rückenlehne steigt der Ladeboden minimal an.
(Foto: Holger Preiss)
Die muss man erstaunlicherweise auch nicht beim Platzangebot im CLA Shooting Brake wähnen. Mit 495 Liter Kofferraumvolumen schluckt er trotz seiner wirklich extrem abfallenden Dachlinie fünf Liter mehr als das T-Modell der C-Klasse. Der Unterschied wird erst deutlich, wenn die Rückbank mit einem lockeren Handgriff umgelegt wird. Dann nimmt die C-Klasse 1510 Liter, wobei es beim Shooting Brake nur noch 1354 Liter sind. Auch die Zuladung ist durch die weit in die Öffnung gezogenen Rückleuchten im CLA etwas eingeschränkt. Abstriche muss man eben machen, wenn man das optisch deutlich dynamischere Auto fahren will. Außerdem ist das T-Modell im Einstieg mit der gleichen Motorisierung satte 3000 Euro teurer. Wer übrigens möchte, dass sich die Heckklappe an seinem Shooting Brake elektrisch öffnet, der muss weiter 464 Euro bereithalten.
Platz ohne Quengelei
Das Geld für ein T-Modell muss man auch mit Blick auf die zweite Reihe nicht ausgeben. Reisende mit durchschnittlicher Körpergröße, finden auch im Shooting Brake ausreichend Platz. Zwar ist der Kopf dicht am Himmel, aber die Knie müssen nicht an der Rückenlehne des Vordermanns gewetzt werden. Noch wichtiger scheint hier der Blick auf die kleinen Mitreisenden. Die haben im Shooting Brake erstaunlicherweise ausreichend Platz. Müssen aber, damit es keine Quengeleien gibt, im Kindersitz oder auf dem Sitzkissen platziert werden, denn die Schulterlinie ist so hoch geschwungen, dass Kinder bis zu einer Körpergröße von 1,40 Meter nicht aus den schmalen Seitenscheiben gucken können.

Der Platz im Fond ist beim CLA Shooting Brake üppiger als erwartet. Baumelbeine von kleinen Geistern finden ebenso Platz wie die Knie normal gewachsener Erwachsener.
(Foto: Holger Preiss)
Sportlich tief platziert sich auch der Fahrer in den serienmäßigen Integralsitzen, die fein ausgeformt und mit straffen Seitenwangen für angenehmen Halt in allen Fahrsituationen sorgen und auch auf langen Wegen guten Sitzkomfort bieten. Wer möchte, dass sich das sportliche Gestühl des Fahrers elektrisch vor- und zurückbewegt, der muss zusätzlich 375 Euro ausgeben. Und da wir schon bei den zusätzlichen Ausgaben sind, soll an dieser Stelle auch über den Umstand Klage geführt werden, dass sich die Seitenspiegel nicht in Serie elektrisch klappen lassen. Irgendwie ist es peinlich, wenn man auf dem Parkplatz aus einem Sternenkreuzer steigt und um das Auto rennt, um die Ohren anzulegen, während neben einem ein Kleinwagen der asiatischen Konkurrenz surrend die Spiegel einklappt.
Ein Plus für 1023 Euro
Zusätzliche 1005 Euro werden fällig, wenn man sich für Bi-Xenon-Scheinwerfer entscheidet. Als empfehlenswerte Investition darf die Rückfahrkamera – die super scharfe Bilder liefert – für 374 Euro betrachtet werden. Eine fahrtechnisch preisintensive, aber wirklich schöne Zugabe ist die Distronic Plus für 1023 Euro. Dahinter verbirgt sich ein Abstandhalter, der in Kombination mit dem Tempomat für entspanntes teilautonomes Fahren in Baustellen oder auf langen Autobahnabschnitten sorgt und bis dato in keinem hier gefahrenen Auto so gut funktionierte wie in einem Mercedes. Und noch ein kleines aber feines Beiwerk des Testwagens soll nicht unerwähnt bleiben: Wer sich für die Vernetzung seines Benz' mit "Mercedes connect me" entscheidet, hat neben Unfall-, Pannen- und Wartungsmanagement auch noch sehr hilfreiche "Live Traffic Informationen" von TomTom. Das System stellt sich spontan und vor allem zeitnah auf Verkehrsänderungen ein und managt den Piloten souverän um Staus und Engstellen.
Fazit: Der CLA 250 Shooting Brake ist die sportlichste Alternative unter den kompakten Kombis. Allerdings ist er nicht die preiswerteste Art des dynamischen Reisens. Schon gar nicht, wenn man ihn mit einigen inzwischen fast unverzichtbaren Features ausstattet. Da schnippt der relativ kommod anmutende Einstiegspreis von 39.746 Euro locker über die 50.000-Euro-Marke. Das ist dann schon eine Summe, die es erst einmal für ein Fahrzeug, das im Segment der Mittelklasse angesiedelt ist, aufzubringen gilt. Selbst mit Blick auf den von Bähr & Fess Forecasts berechneten Restwert von 52,5 Prozent des Neuwertes nach vier Jahren wird der eine oder andere schlucken. Zumal die direkten Konkurrenten Audi A3 Sportback und BMW 125i in der Anschaffung weniger kosten. Dafür darf sich der Shooting-Brake-Fahrer damit trösten, dass er in dem wesentlich schickeren und sogar praktischeren Auto sitzt.
DATENBLATT | Mercedes CLA 250 Shooting Brake |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,63 / 1,78 / 1,44 m |
Leergewicht (DIN) | 1500 kg |
Sitzplätze | 5 |
Ladevolumen | 495 - 1354 Liter |
Motor | Reihen-Vierzylinder 1991 ccm Hubraum |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Systemleistung | 155 kW/ 211 PS |
Kraftstoffart | Benzin |
Antrieb | Frontantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 240 km/h |
max. Drehmoment | 350 Nm bei 1200 - 4000 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 6,9 s |
Normverbrauch (Stadt, Land, kombiniert) je 100 km | 7,3 / 4,7 / 5,7 l |
Testverbrauch | 8,6 l |
Tankinhalt | 50 l |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 132 g/km |
Emissionsklasse | EU 6 |
Grundpreis | 39.746,00 Euro |
Preis des Testwagens | 48.944,70 Euro |
Quelle: ntv.de