Für Foodies und Fahrradfahrer Toronto by Bike: "Alles pulsiert!"
17.03.2023, 18:07 Uhr
Von weitem erstrahlt eine Skyline, die nicht sofort verrät, wie grün und fahrradfreundlich die Metropole ist.
(Foto: Frauke Rüth)
Die kanadische Metropole Toronto am Lake Ontario gilt als eine der spannendsten Städte Nordamerikas. Mit weltoffener Herzlichkeit heißt sie Kulturliebhaberinnen, Foodies und Outdoor-Enthusiasten willkommen. Am besten erkundet man die City mit dem Fahrrad.
Das ist das Epizentrum der Coolness: West Queen West. In diesem Viertel von Toronto hat sich in den vergangenen Jahren rund um die namensgebende Queen Street West eine beträchtliche Anzahl an Restaurants, Barber-Shops, Bio-Läden und Yoga-Studios angesiedelt. Es wimmelt von Menschen, die einen Kaffee in einem der Delis trinken, sich auf dem Farmers Market im Trinity Bellwoods Park mit Obst und Gemüse aus den umliegenden Bauernhöfen Ontarios eindecken oder einfach der fünfköpfigen Jazz-Kombo zuhören, die gerade ein kostenloses Konzert im Park gibt.
"Das ist typisch für Toronto: Alles pulsiert. Hier ist einfach immer etwas los", sagt Jessica Halliday. Die Touristik-Expertin erzählt bei einem vegetarischen Sushi, dass die Stadt ein wahrer Patchwork-Teppich aus sechs Bezirken ist, unterteilt in 140 Viertel, oft als "Neighbourhoods" bezeichnet, von denen jedes seinen ganz eigenen Charakter habe. "Ich liebe die Kontraste, die tollen Restaurants und Clubs an der King Street, Downtown mit seinem Mix aus Backsteinhäusern und modernen Bankenkomplexen und Glasfassaden."
Es liegt eine Energie über der Stadt am nordwestlichen Ufer des Lake Ontario, der man sich nicht entziehen kann. Eine der besten Arten, ihre vielfältigen Ecken kennenzulernen, ist eine Fahrradtour durch Downtown auf dem gut ausgebauten Radwegenetz, das auf oftmals abgeteilten Spuren über die Hauptverkehrsadern führt. Klar, erst mal ist man etwas unsicher, wenn man in einer fremden Großstadt auf den Drahtesel steigt - aber unser Tourguide Terence Eta von "Toronto Bike Tours" schafft es schnell, dass man sich sicher im Verkehrsgetümmel fühlt. Alle paar Minuten legen wir einen Stopp ein, um die imposanten Gebäude am Straßenrand zu bewundern, seien es der prächtige Bau des "College of Art and Design" auf Stelzen oder der von Star-Architekt Frank Gehry gestaltete knallblaue Ausstellungsturm der "Art Gallery of Ontario", die mit ihrer Sammlung von mehr als 73.000 Kunstwerken eines der bedeutendsten Museen Nordamerikas ist.
Und natürlich das von beinahe jedem Standort aus sichtbare Wahrzeichen der Stadt: der "CN Tower", der sich ikonisch zwischen den Häusern emporschiebt. "Adrenalinjunkies wagen sich an einen Edge-Walk, bei dem man in 356 Metern Höhe einen Spaziergang an der Kante der Aussichtsplattform entlang macht - selbstverständlich mit Klettergurten gesichert", erklärt Terence, und schaut nach oben, ob das gerade auch der Fall ist. Ist es, wie wir ehrfürchtig feststellen. Und uns dafür entscheiden, lieber auf dem Boden zu bleiben und weiterzuradeln.
Multikulti (nicht nur) in der Food-Szene
Toronto wird oft auch als Canadas Downtown bezeichnet - als Kanadas Innenstadt, denn es herrscht eine offene internationale Stimmung, in der jeder willkommen ist. "Mehr als die Hälfte seiner 2,9 Millionen Einwohner wurde nicht in Kanada geboren, heutzutage leben hier Menschen aus 200 Nationen, und es werden 140 verschiedene Sprachen und Dialekte gesprochen", sagt Terence. Das spiegelt sich im Stadtbild wider, wir radeln zum Beispiel durch Korea- und Chinatown.
Besonders eindrucksvoll zeigt sich dieser Multikulturalismus in der Food-Szene: Man kann sich gleichsam einmal um die Welt futtern. Vor Kurzem widmete der Michelin Guide der Metropole als erster Stadt Kanadas eine eigene Ausgabe und kürte darin die besten 74 unter mehr als 5000 Restaurants, darunter solche mit japanischer, französischer und mexikanischer Ausrichtung.
Einen guten Überblick über die vielfältige Kulinarik bietet das hippe Boho-Viertel Kensington Market. Zwischen seinen bunten Häuschen und Vintage-Boutiquen findet man keine großen Restaurantketten - dafür aber kleine, unprätentiöse Delis, die wirklich für jeden Geschmack Streetfood bieten: Fish & Chips bei "Fresco's", köstliche jamaikanische Rinderpasteten von der "Golden Patty Bakery", Käse aus dem "Cheese Magic"-Laden in der Baldwin Street. Und nur wenige Meter weiter im "Pow Wow Café" kredenzt Koch Shawn Adler traditionelle indigene Küche. Heute stehen Elch mit Preiselbeeren und Lachs auf Bannock-Fladenbrot auf der Speisekarte. Seine Zutaten sammelt der Anishinaabe - eine der heute größten indigenen Ethnien Nordamerikas - gerne mal in den Wäldern Ontarios, etwa Klettenwurzel oder wilden Ingwer.
Ein weiteres Highlight für Fans von Gourmet-Lebensmitteln liegt im Osten, im ältesten Teil der Stadt rund um die Front Street: Der St. Lawrence Market, eine historische Markthalle, in der seit 1803 Spezialitäten angeboten werden. Kräftiger, reifer Cheddar, portugiesische Blätterteigtörtchen - das Foodie-Herz, es lacht. Eine besonders lange Schlange hat sich vor der "Carousel Bakery" gebildet, von der ein köstlicher Duft ausströmt. Hier gibt es das "Award-winning" Paemeal-Bacon-Sandwich mit Ahornsenf und Meerrettich, das nicht nur Normalsterblichen schmeckt: Die "Carousel Bakery" liefert häufig das Catering für Dreharbeiten an Film-Sets, die übers ganze Jahr verteilt an vielen Ecken der Stadt aufploppen, sei es "Chicago", "Cinderella Man" und "Fever Pitch".
Grüne Oasen, "The Beach", Tiere = Toronto
Nachdem das Sandwich verzehrt ist, radeln wir weiter zum Distillery District, einem der schönsten Viertel der Stadt. Dort, wo sich einst Whiskey- und Bier-Brauereien befanden, ist das sorgfältig sanierte, denkmalgeschützte Quartier entstanden, das als größtes Ensemble viktorianischer Industrie-Architektur in Nordamerika gilt. Da alles verkehrsberuhigt ist, kann man entspannt die kopfsteingepflasterten Wege entlangschlendern und die Galerien, Shops und Restaurants mit ihren hübschen Außenterrassen erkunden. Im Winter gibt es einen beliebten Weihnachtsmarkt und eine Eislaufbahn. Die beste Zeit für einen Besuch ist jedoch der Sommer, wenn Film-Festivals, Kunstausstellungen und Konzerte auf dem Areal stattfinden.
Nur wenige Minuten vom Trubel entfernt liegt das Ufer des Lake Ontario, das wir jetzt ansteuern, um am Sugar Beach unter großen, festinstallierten Schirmen ein Päuschen einzulegen - nur einer von den vielen Stränden im Stadtgebiet, zwischen denen man die Qual der Wahl hat. Rund 20 Minuten östlich von Downtown heißt gar ein ganzes Stadtviertel "The Beaches". Sobald die ersten Sonnenstrahlen die bitterkalten Wintertage vertrieben haben, findet das Leben draußen statt, denn eines ist klar: Die Kanadier sind aus tiefstem Herzen Naturfreunde.
Das liebste Ausflugsziel der Torontonians liegt nur eine zehnminütige Fährfahrt entfernt: Auf der vorgelagerten Inselgruppe Toronto Islands sind keine Autos erlaubt und es leben gerade mal 600 Leute dauerhaft dort in viktorianischen Häusern, von denen jedes an die Villa Kunterbunt erinnert. Wer als Tagestourist übersetzt, kann einer Reihe von Aktivitäten nachgehen, darunter Kajak-fahren, Stand-up-Paddling, Picknicken und Outdoor-Yoga.
Aber auch in der Stadt gibt es mehr als genug Grün: Toronto beherbergt rund 1500 Grünflächen, vom Scarborough Bluffs über den Queen's bis hin zum High Park. Einer der beeindruckendsten ist sicherlich der Rouge National Urban Park, der erste und einzige städtische Nationalpark der Welt. Lediglich eine gute halbe Stunde mit dem Auto oder der Bahn braucht man von Downtown aus, um den 16.000 Hektar großen Park mit seiner beeindruckenden Vielfalt an Tieren und Pflanzen zu erkunden.
Jeder Bewohner, den man fragt, zählt begeistert seinen Lieblingsflecken auf. "Einer meiner Favoriten ist 'Evergreen Brick Works'", verrät Fahrrad-Guide Terence, während er sich auf den Lenker stützt. In dem ehemaligen Steinbruch im östlich gelegenen Don River Valley wurden 100 Jahre lang Backsteine hergestellt. Nach der Schließung hat man das Gebiet in den 1990er-Jahren in einen Park umgewandelt - eine wahre Wildnis mitten in der Stadt, in der die unterschiedlichsten Tierarten ansässig sind - Vögel, Schildkröten, Fische. Dafür sollte man sich etwas Zeit nehmen, findet Terence, aber: "Jetzt ist die Tour zu Ende."
Anreise: Air Canada fliegt täglich von Frankfurt nach Toronto.
Hotel: - Das Fairmont Royal York liegt im Herzen der Innenstadt gegenüber dem Hauptbahnhof Union Station. Das mondäne Gebäude – die britischen Royals übernachten hier, wenn sie in Toronto weilen – ist ein guter Ausgangspunkt, um die Stadt zu erkunden. www.fairmont.de/royal-york-toronto/
1 Hotel Toronto: Ultrastylischer Neuzugang, angesiedelt im hippen West King Village. Das Hotel zeichnet sich durch biophiles Design – die Natur wird in den Räumen in Form von Pflanzen integriert – und modernste Nachhaltigkeitsmaßnahmen aus. www.1hotels.com/toronto
Wir haben eine Heart of Downtown Biketour mitgemacht: www.torontobicycletours.com/tour/heart-of-downtown/
Mehr zum Edge Walk am CN Tower: https://www.cntower.ca/brave-the-edgewalk
Auf Toronto Island ist eine SUP oder Kajak-Eco Tour zu empfehlen: https://www.torontoislandsup.com/eco-tour.html
Allgemeines unter: https://www.destinationtoronto.com
Quelle: ntv.de