
Eine Blume zum Essen - eine Distel genauer - hat es dem Koch besonders angetan: Die Artischocke.
(Foto: M. Ladiges)
Kann man Blumen essen? Und schmecken die überhaupt? Marc Ladiges klärt uns auf über schöne und stachelige Pflanzen und hat ein Rezept, das sich immer gut macht, wenn Gäste kommen und obendrein etwas für die vielleicht strapaziertere Leber getan werden muss.
Auf der Suche nach Essbarem sind unsere Urahnen damals durch die großen Wälder und Graslandschaften gezogen. Schon zu dieser Zeit waren Blumen, ihre Samen und Knollen von großem Interesse, da sie leicht zu erkennen und in fast unendlicher Menge vorhanden waren. Eine dieser Blumen, mit zweijähriger Wachstumsperiode, erreichte schnell eine große Beliebtheit: Allium. Allgemein auch als "Lauch" aus der Zwiebelfamilie bekannt.
4 große Artischocken
3 Bio-Zitronen
1 rote Zwiebel
2 Esslöffel groben Senf oder Dijon-Senf (am besten französischen "À l'ancienne", keinen süßen Senf verwenden!)
4 Esslöffel milden Weißweinessig
4 Esslöffel Salatöl
1 Esslöffel brauner Rohrzucker
1 Teelöffel Fleur de sel
Ein guter Schuss Schlagsahne, wenn gewünscht.
Meersalz, Bindfaden, frische Kräuter
Knoblauch (allium sativum) konnte sich erst nach der Vermehrung durch die Menschen zu der Pflanze entwickeln, die wir heute kennen und ist die erste Kulturpflanze. Die Zahl der essbaren Blumen ist sehr groß, tatsächlich viel größer, als wir gemeinhin annehmen. Dazu gehören Gänseblümchen, Rosen, Veilchen und natürlich Sonnenblumen.
Der Verzehr von Blumen gilt heute als unnötig, da uns eine Vielzahl von Nahrungsmitteln zur Verfügung stehen, aber sie sind so gesund, dass sich der Verzehr auszahlt. Mir aber hat es eine Distel besonders angetan: Die Artischocke. Diese Blume ist nicht nur appetitanregend und verdauungsfördernd, was sie zu einer optimalen Vorspeise macht, sie enthält auch den Bitterstoff Cynarin, der den Stoffwechsel der Leber anregt.
Am liebsten esse ich die Artischocke wie unten beschrieben. Die Vorbereitung ist etwas aufwendig, aber es lohnt sich.
Artischocken "À l'ancienne"
Zubereitung
Einen großen flachen Topf mit reichlich Wasser zum Kochen aufsetzen.
Eine Zitrone halbieren. Bindfaden und ein scharfes Messer bereitlegen.
Den Artischocken den Stiel so abbrechen, dass die Fäden mit herausgezogen werden. Den Boden ein halben Zentimeter abschneiden und sofort mit der Zitrone abreiben. Die Blätter bis zur Blüte (feine Fäden) abschneiden. Mit einem Esslöffel die Blüte bis auf den Boden auskratzen.
Es dürfen keine Blütenfaden zurückbleiben, da diese auch "Heu" genannten Fäden nicht essbar sind. Das Blüteninnere auswaschen und mit Zitronensaft beträufeln. Die Blume nun so binden, dass eine halbe Zitrone in der Blüte steckt und eine Zitronenscheibe den Boden bedeckt. Die Prozedur verhindert das Verfärben der Artischocke.
Das Kochwasser gut salzen und die Blumen 20 Minuten kochen.
Für die Sauce die Zwiebel in feine Würfel schneiden und mit den restlichen Zutaten zu einen Vinaigrette aufschlagen. Wenn Sie keine Sahne verwenden wollen, empfehle ich die Sauce mit einem Stabmixer aufzumontieren.
Die noch heißen Artischocken vom Bindfaden befreien und auf Tellern drapieren. Die Vinaigrette in die Blume füllen und mit frischen Kräutern garnieren.
Die Blätter einzeln von außen nach innen lösen und durch die Sauce ziehen. Das Mark sitzt am Ende des Blattes. Sind alle Blätter abgezogen bleibt das marinierte Herz der Blume, das unter Feinschmeckern sehr geschätzt wird.
Zu dieser delikaten Vorspeise passt Baguette am besten.
Gutes Gelingen wünscht Marc Ladiges
Eine frische Artischocke zu finden ist gar nicht so einfach. Da sich die Blüte mindestens eine Woche lang kaum verändert, aber gleichzeitig von außen nach innen verhärtet, ist die Prüfung schwierig. Eine Artischocke sollte sich fest und gefüllt anfühlen, wenn man sie in die Hand nimmt.
Trockene Blätter und ein stark verfärbter Stielansatz deuten auf zu lange Lagerung hin. Für unser heutiges Rezept benötigen wir große Artischocken, die meist in Frankreich produziert werden. Ihre kleinen lila Verwandten aus Italien sind nicht geeignet. Eine solche Artischocke wiegt zwischen 300 und 500 Gramm. Auch das Gewicht kann uns einen Hinweis auf die Frische geben. Sie sollten sich schwer anfühlen.
Quelle: ntv.de