Frankfurt-"Tatort" im Schnellcheck "Black Mirror" in Frankfurts Suburbia
19.12.2016, 04:03 Uhr
(Foto: HR/Degeto/Bettina Müller)
Ein soziopathischer Programmierer soll seinen Nachbarn in einer Frankfurter Vorortsiedlung ermordet haben. Eine Luftnummer, aber dafür stolpert das Ermittlerduo Brix und Janneke mitten in eine globale Big-Data-Verschwörung.
Das Szenario
Das zur Festung ausgebaute Haus eines paranoiden Programmierers stört die kleinbürgerliche Idylle am Wendehammer eines Frankfurter Vororts: Der geniale Soziopath Nils (Jan Krauter) steckt nicht nur die Nachbarskatzen und -hunde bei lebendigem Leib in die Gefriertruhe und tritt die Schildkröte des Nachbarsjungen zu Tode, sondern soll obendrein auch noch seinen direkten Anrainer auf dem Gewissen haben: Dass der Totgeglaubte wenige Tage später gesund und munter wieder vor der Tür steht, ist für die laufenden Mordermittlungen der Kommissare Brix (Wolfram Koch) und Janneke (Margarita Broich) zunächst irgendwie doof, dann aber auch wieder nicht so schlimm – schließlich ist so eine Big-Data-Verschwörung inklusive virusbedingtem Stromausfall im Großraum Frankfurt auch nicht so ganz ohne. Am Ende stirbt dann sogar noch eine ganze Reihe von Leuten, wenn auch nicht unbedingt die, von denen man es zunächst erwartet hätte.
Die eigentliche Botschaft

Im Big-Data-Sumpf: Janneke und Brix
(Foto: HR/Degeto/Bettina Müller)
Die Maschinen, die wir erschaffen haben, wachsen uns über den Kopf. Wie schwer sich die Menschen mit einer stimmigen Verbindung zwischen analoger und digitaler Welt tun, wird stellvertretend für die unübersichtliche Welt da draußen demonstriert - am Beispiel des spießigen und beengten Mikrokosmos des Wendehammers und seiner überzeichneten Bewohner. Nach den Stuttgarter und Bremer Exkursen zu künstlicher Intelligenz und virtueller Realität wählt der Hessische Rundfunk einen nicht immer ernsten, dafür umso bissigeren Weg, um seinen Bildungsauftrag an die Zuschauer zu vermitteln.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Die Hightech-Kontaktlinse des überaus verdächtigen Programmierers, die als elektronisches Gedächtnis fungiert und unbemerkt alles aufzeichnet und speichert, was der Träger sieht: Black Mirror lässt grüßen.
Der Plausibilitätsfaktor
Ein einzelner Hacker, der das komplette Frankfurter Stromnetz für einen längeren Zeitraum lahmlegt und US-amerikanische Geheimdienste, die Bomben in deutsche Flugzeuge legen, zeugen nicht unbedingt von einem übertriebenen Realismusfimmel der Drehbuchautoren Stephan Brüggenthies und Andrea Heller. Der Kampf der Wendehammer-Anwohner mit der digitalen Welt ist dafür in sich rundum schlüssig und wird von Regisseur Markus Imboden mit Liebe zum Detail erzählt.
Die Bewertung
8 von 10 Punkten. Brix und Janneke sind schlicht und ergreifend ein grandioses Ermittlerteam – und der ungewohnt heitere Umgang mit der Big-Data-Problematik eröffnet eine frische Perspektive auf den häufig so gravitätisch behandelten Themenkomplex der drohenden Gefahren der Digitalisierung.
Quelle: ntv.de