Unterhaltung

Nebel im Wohnzimmer Der Frankfurter "Tatort" im Schnellcheck

This girl is on fire ... (Margarita Broich)

This girl is on fire ... (Margarita Broich)

(Foto: HR/Benjamin Dernbecher)

Der Sonntagskrimi begibt sich auf stilistische Abwege, wieder mal. In "Fürchte dich" wandeln die Frankfurter auf gar gruseligen Pfaden und bekommen es mit verwirrten Opas, untoten Ladys und jeder Menge Feurio zu tun.

Das Szenario

Jetzt steht jemand hinter mir! (Zazie de Paris)

Jetzt steht jemand hinter mir! (Zazie de Paris)

(Foto: HR/Benjamin Dernbecher)

Das hatte Paul Brix (Wolfram Koch) sich bestimmt anders vorgestellt, als er damals zu Fanny (Zazie de Paris) in das alte Gemäuer am Stadtrand gezogen ist. Früher hieß es "Haus der Barmherzigkeit", wie sich im Laufe des aktuellen Falles herausstellt, und was dort 60 Jahre zuvor passierte, sorgt auch in der Gegenwart noch für einigen Aufruhr. Otto Schlien (Axel Werner), einstiger Bewohner dieses Kinderheims, versucht die Bude anzuzünden und redet im Wahn, seine Enkelin Merle (Luise Befort) wirkt reichlich durcheinander, was aber noch gar nichts ist gegen das, was sonst noch passiert. Der Geist einer Frau, die durch einen Streich der Kinder in den 50er Jahren ums Leben kam, sucht das Haus heim, Fanny redet plötzlich in Zungen und sieht aus wie ein Zombie aus der Zwischenwelt und am Ende, nach Skeletten unter Holzdielen, mächtig viel Nebel und einigen schaurig-schönen Schockmomenten, steht alles in Flammen.

Die eigentliche Botschaft

Mit Botschaft hat es dieses lautstarke Stück Pulp-TV nicht so sehr. Wenn überhaupt, dann die, dass Regisseur Andy Fetscher und sein Co-Autor Christian Mackrodt augenscheinlich Lust drauf hatten, dem Tatort mal ein horrorhaftes Feuer unterm Allerwertesten zu machen. "Fürchte Dich" wird so zu einem Zitatreigen aus diversen Dekaden Gruselkino und baut unappetitliche Partikel als "Poltergeist" und Edgar Wallace, aus "Twilight Zone" und "Drag me to Hell" zu einem Sonntagskrimi der unheimlichen Art zusammen. Das Ergebnis changiert zwischen sehr gelungen, insbesondere die drei, vier "Jetzt steht da gleich jemand hinter Dir … Nein, doch nicht … argh, doch ... KREIIIIIISSCH"-Momente, und eher albern, wenn man hier allzu großäugig und mit chronisch offenem Mund versucht, den US-Originalen das Wasser zu reichen.

Darüber wird in der Mittagspause geredet

Grusel aus Frankfurt in Serie? Warum nicht?

Grusel aus Frankfurt in Serie? Warum nicht?

(Foto: HR/Andy Fetscher)

Was erlauben Tatort? Als wenn der Münsteraner Quatsch, das Porno-Gequassel, das Tukur-Theater und der Drehbuchverzicht in Ludwigshafen nicht schon genug an Experimenten geboten hat - muss man dem konventionellen Krimigucker am Sonntag nun auch das "Haunted House of Pantoffelkino" mitsamt Nebel ins Wohnzimmer kippen? (Ironie-Modus wieder aus) Klar, warum denn nicht!? Mehr davon bitteschön. Es kann ruhig noch lauter knallen.

Der Plausibilitätsfaktor

Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) als Mulder und Scully wider Willen. Wer wollte da nach Plausibilität fragen? Eine andere Frage, die man stellen könnte: Warum macht man die Frankfurter nicht dauerhaft zu einer Art X-Akten-Dependence unter den "Tatort"-Kommissaren? Als Einzelfall etwas krude in die Serie montiert, könnte das dauerhaft durchaus eine eigenständige, jenseitige Gänsehaut-Filiale unter all den Bodenständigen im Diesseits werden.

Die Bewertung

7 von 10 Punkten. Der Tatort als Horrorfilm - nicht alles gelingt, aber den Versuch war es wert. Siehe oben: Fortsetzung durchaus erwünscht. Nicht nur zu Halloween.

Quelle: ntv.de

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