"Starke Schultern" Der "Polizeiruf 110" im Schnellcheck
25.03.2018, 21:46 Uhr
Teamarbeit sieht anders aus: das Ermittler-Duo Brasch (Claudia Michelsen) und Köhler (Matthias Matschke).
(Foto: MDR / filmpool fiction / Conny Klein)
Keine Entwarnung zwischen Brasch und Köhler, immer noch gärt es zwischen den beiden. Dabei weiß der Zuschauer kaum noch, warum sie nicht miteinander klarkommen. Die brennende Villa des Baulöwen Ottmann bietet leider auch nur kurz Ablenkung.
Das Szenario
Wäre da nicht noch der Job, dann würde sich Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) wahrscheinlich am liebsten nur noch in der Diskothek verlustieren oder daheim in den Wodka seufzen, so aber gibt es genug zu tun. Kriminalrat Lemp (Felix Vörtler) hat aufgrund der anhaltenden Probleme seiner Untergebenen mit Kollege Köhler (Matthias Matschke) den Psychologen Niklas Wilke (Steven Scharf) zur Supervision bestellt, und einen Fall gibt es auch zu lösen. Die Villa von René Ottmann (Thomas Loibl) wurde nächtens in Brand gesetzt, der Bau-Unternehmer kommt nur knapp mit dem Leben davon. Tatverdächtige gibt es einige: Ottmanns Schwager (Sebastian Rudolph) etwa, dessen Frau Susan (Ursina Lardi) sich mehrmals die Woche Ottmann hingibt, und das in den Kleidern seiner verstorbenen Frau. Paul Wettiger (Hans-Heinrich Hardt), dessen Betrieb sich Ottmann unter den Nagel gerissen hat, oder Uwe Schneider (David Korbmann), der bei dieser feindlichen Übernahme den Job verloren hat.
Die eigentliche Botschaft
Das Positive in einem arg plakativ konstruierten "Polizeiruf 110" voller x-mal gehörter Einzeiler und Klischee-Sätze: Das mit der Message haben die Macher sich weitestgehend verkniffen. Kein aktueller Kontext, kein vordringliches Abarbeiten von Schlagzeilen, das sich über den Plot legt. Einmal kurz werden illegal Beschäftigte beim Bau angerissen, sonst aber schmurgelt die Charade um den Bau-Unternehmer, der seine Schwägerin als Ersatz-Gattin nimmt, in ihrem eigenen Saft, das aber leider nur bei niedriger Temperatur.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Vielleicht über Fußball? Den HSV? Das letzte Länderspiel? Wie es mit dem Eiersuchen zu Ostern aussieht? Wann der Frühling endlich kommt? Ach so, Stichwort "Polizeiruf": Da bleibt nicht viel. Vielleicht darüber, ob es denn wohl zwischen Niklas Wilke (Steven Scharf) und Doreen Brasch (Claudia Michelsen) auch in der nächsten Folge noch kribbelt. Wäre ganz schön, ist ja sonst nicht allzu viel los.
Der Plausibilitätsfaktor
Fehlanzeige. Wäre aber auch bei ansprechenderer Umsetzung nicht das Thema gewesen, ging es hier doch um klassisches Krimi-Kino. Hitchcock hat aus ähnlichem Stoff so etwas wie "Vertigo" gedrechselt, in Magdeburg spielen sich die Dinge in nicht ganz so luftiger Höhe ab.
Die Bewertung
4 von 10 Punkten. In Sachen Konstellation potenziell nuancenreicher Krimi-Stoff, in der Umsetzung pomadig bis platt.
Quelle: ntv.de