Unterhaltung

Eisner und Fellner in "Wehrlos" Der Wiener "Tatort" im Schnellcheck

Welchem Strang der  Geschichte sollen wir jetzt folgen?

Welchem Strang der Geschichte sollen wir jetzt folgen?

(Foto: ARD Degeto/ORF/Hubert Mican)

Bibi Fellner und Moritz Eisner beginnen mit Wiener Schmäh und zynischen Dialogen und drehen dann am Kontrastschalter: Aus dem multiplen Mann-Frau-Drama wird eine Lektion in Machtmissbrauch und Selbstjustiz. Prima Unterhaltung.

Das Szenario

Eigentlich wollte der mäßig begabte Langfinger Florian (Sebastian Wendelin) nur einen Bruch machen, als plötzlich Schüsse fallen. Der "depperte Bonny" flüchtet, rennt, stolpert und liegt plötzlich Auge in Auge mit einer Leiche. Der Tote ist Polizeichef Peter Kralicek, ein Stockwerk  höher finden die Ermittler in seiner Villa schließlich auch noch den Leichnam seiner Ehefrau. Sie erschlagen, er ein vermeintlicher Suizid - alles sieht nach Ehedrama aus. Die Kugel jedoch führt in Polizeikreise. Ein Fall für Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) also, die sich gerade in einer tiefen Beziehungskrise ihrer gemeinsamen Laufbahn befinden. Da trifft es sich gut, dass die Streithähne voneinander getrennt werden und Bibi sich als neuer Major in die Polizeischule einschleust, um dem zwielichtigen Ausbilder Thomas Nowak (Simon Hatzl) auf die Finger zu schauen. Dabei enthüllt sie einen großangelegten Skandal um Machtmissbrauch, menschenverachtende Rituale und kommt so schließlich gleich zwei Mördern auf die Spur.

Die eigentliche Botschaft

Ganz gut, wenn sie mal 'ne Pause machen: Moritz und Bibi.

Ganz gut, wenn sie mal 'ne Pause machen: Moritz und Bibi.

(Foto: ARD Degeto/ORF/Hubert Mican)

Wie so oft an dieser Stelle ein spontanes Schulterzucken. Hätte sich Drehbuch-Autor Ulli Brée für eine der angespielten Varianten von therapeutischem Urschrei-Krimi über Beziehungskisten-Gerumpel bis hin zu klassischen Wer-dominiert-wen-Themen und polizeilichen Ekelritualen entschieden und früher einen Schwerpunkt gesetzt, wäre einiges drin gewesen. Für einen Enthüllungskrimi waren es dann aber der Untertöne und Nebenschauplätze ein paar zuviel und für erhellende Einsichten in den ewigen Kampf der Geschlechter etwas arg over the top.

Darüber wird in der Mittagspause geredet

Vielleicht darüber, dass dem neuesten Fall aus Wien bei all der Streiterei und dem Geschlechter-Gemetzel der Schwerpunkt aus der Hand gekullert ist. Ein Hinter-den-Kulissen-Fall aus den Reihen einer Polizeischule hätte sicher ein schmuckes, kontroverses Stück ergeben, so aber zerfällt "Wehrlos" in zwei Hälften, die nur brüchig gekittet sind.

Der Plausibilitätsfaktor

Zerlegt man das Drama in seine Einzelteile, dann geht die Skala von hochplausibel bis konstruiert. Die ewigen Debatten zwischen den Geschlechtern - Machtkampf, Missverständisse, Mimosenhaftigkeit - überstehen den Realitycheck sicher spielend. Ob die Eleven der gesamten Polizeischule sich jedoch so mir nichts, dir nichts dem Diktat eines vogelwild agierenden Hobby-Imperators wie Thomas Nowak unterwerfen würden, erscheint etwas fragwürdig.

Die Bewertung

6 von 10 Punkten. "Wehrlos" hat seine tollen Momente und Bilder, scheitert in Teilen jedoch daran, sich einem Strang der Geschichte völlig hinzugeben.

Quelle: ntv.de

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