Unterhaltung

Die "Lindenstraße" erstmals live Ein Mord zum Jubiläum?

Der erste Verdacht: Herzinfarkt. Aber Erich könnte auch einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein.

Der erste Verdacht: Herzinfarkt. Aber Erich könnte auch einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein.

(Foto: WDR/Steven Mahner)

Nach 30 Jahren lässt die "Lindenstraße" erstmals die Hosen runter. Die Jubiläumsfolge wird nicht nur feierlich an- und abmoderiert. Sie flimmert auch live durchs Wohnzimmer. Einer muss dafür mit seinem Leben bezahlen.

Hausmeistergattin Else Kling fegte den Hausflur, Dreikäsehoch Klausi Beimer hatte die Masern und Stefan Nossek mimte den Womanizer: Als die "Lindenstraße" am 08. Dezember 1985 zum ersten Mal auf Sendung ging, ging es noch verhältnismäßig verhalten und gesittet zur Sache. Das sollte sich aber schon bald ändern, schließlich hatte der Serienschöpfer Hans W. Geißendörfer vor allem eins im Sinn: Er wollte den Menschen in Deutschland den Spiegel vor halten. Es ging ihm in erster Linie darum, einen fließenden Übergang zwischen dem, was in der realen und dem, was in der fiktiven TV-Welt passiert, zu präsentieren. Und so gaben sich mit den Jahren vermeintliche Tabu-Themen und kontroverse Alltagsgeschichten in der Serie nur so die Klinke in die Hand.

Liebesdramen, verfrühte Schwangerschaften, AIDS, politischer und religiöser Fanatismus und Coming Outs auf beiden Geschlechterseiten: Die "Lindenstraße" war stets am Puls der Zeit. Und das ist sie auch heute noch – 30 Jahre nach ihrer Geburtsstunde. Während andere Serien in fiktiven Traum- und Albtraumwelten versinken, tischt die Mutter aller deutschen Soaps stets frisch auf.

Trotz Liveausstrahlung bleibt ein Bezug zu aktuellem Geschehen im Hintergrund.

Trotz Liveausstrahlung bleibt ein Bezug zu aktuellem Geschehen im Hintergrund.

(Foto: WDR/steven Mahner)

Für die Jubiläumsfolge rücken die Macher der Serie jedoch Aktuelles etwas mehr in den Hintergrund. Schließlich sollen die ersten komplett live ausgestrahlten dreißig Minuten "Lindenstraße" den Zuschauern ihre Helden und Heldinnen noch ein bisschen näher bringen. Ein kurzes Kopfschütteln von Moritz "Momo" Sperling (Moritz Zielke) zum Terror-Liveticker ist auch schon alles, was man in der 1559. Folge in punkto Aktualität präsentiert bekommt. Der Rest spielt sich ausnahmslos im Inneren der "Lindenstraße" ab. Und dort herrscht im Dezember 2015 nur hinter wenigen Türen eitel Sonnenschein.

Erich ist der 20.Serientote in der Lindenstraße

Momos Sohn Nico (Jannik Scharnweber) beispielsweise kommt nicht vom pubertären Charme seiner Freundin Lara (Greta Short) los. Eigentlich will der Twen mit dem Zug ins ferne Kiel, doch daraus wird nichts. Beim gemeinsamen Abschiedsplätzchenbacken mit Lara werden Zutaten vertauscht und der Herd zu hoch gedreht. So kommen die beiden nicht richtig zu Potte und landen schließlich irgendwann wild schmusend auf der Couch.

Die dunkelsten Wolken ziehen allerdings hinter der Tür von Mutter Beimer (Marie Luise Marjan) und ihrem Erich (Bill Mockridge) auf. Der wehrt sich immer noch nach Kräften gegen den Rest der Hausgemeinschaft. Aus der "Lindenstraße" ausziehen? Nie und nimmer. Erich will bleiben und zieht damit den Zorn vieler Noch-Mitbewohner auf sich.

Nachdem in der Wohnung der beiden der Strom ausfällt und ein Pflasterstein durchs Fenster geschmissen wird, hilft auch das Frohe-Weihnachten-Getue auf dem Nikolausmarkt vor der Haustür nicht mehr. Helga hat die Faxen dicke. Sie braucht frische Luft. Kurz vor dem letzten "Live-Cut" kehrt sie in die Wohnung zurück. Und dann liegt er plötzlich da: der mittlerweile 20. Serientote der "Lindenstraße". Es ist Erich.

Mord oder Herzinfarkt?

Dem ersten Verdacht auf Herzinfarkt folgt kurz vor dem Einspielen der berühmten Serientitelmelodie ein noch größerer Schock. Detektivisches Nachschnüffeln von Helgas Sohn Klausi (Moritz A. Sachs) ergibt: Es könnte auch Mord gewesen sein. Allen Beteiligten steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Und das kommt Live sogar noch eine Spur authentischer und berührender rüber. Well done, die Damen und Herren!

Zwar zwinkert der "Leichnam" des Verstorbenen kurz mit den Augen. Auch das Heben und Senken von Erichs Brustkorb ist deutlich zu erkennen. Aber Schwamm drüber. Da schaut der Zuschauer drüber hinweg. Schlussendlich zählt nur eins: Die "Lindenstraße" ist und bleibt echt – egal ob aufgezeichnet oder live.

Und so finden sich alle Verantwortlichen nach getaner Arbeit noch einmal kurz vor den liebevoll geschmückten Weihnachtsmarktständen zusammen und prosten ihrem treuen Publikum daheim vor laufenden Kameras zu. Er sei sehr stolz auf seine Belegschaft, flüstert Hans W. Geißendörfer zum Abschied ins Mikrofon von An- und Ab-Moderator Thorsten Schorn. Der gibt ab an Doktor Ludwig Dressler (Ludwig Haas), und dieser wiederum gibt nach einem kurzen Grinsen weiter an Andreas Cichowicz vom ARD-"Weltspiegel". Die Lichter gehen aus. Das war’s. Na dann: Auf die nächsten dreißig Jahre

Quelle: ntv.de

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