"Tatort" mit Ulmen und Tschirner Fröhlicher sterben in Weimar
04.02.2017, 12:21 Uhr
Dorn und Lessing ermitteln in einer Porzellanmanufaktur.
(Foto: MDR/Anke Neugebauer)
Der Giftmord an einem Polizisten beschäftigt Nora Tschirner und Christian Ulmen bei ihrem dritten "Tatort"-Auftritt. Wie gewohnt sorgen eine geballte Ladung Wahnsinn und geschliffene Dialoge für ungewöhnlich viel Spaß am Tod.
Lupo liebt Dornengewächse. Das trifft auf die preisgekrönten Rosen in seinem Garten genauso zu wie auf die menschliche Vertreterin in seinem Polizeirevier. Blöd nur, dass Kira Dorn (Nora Tschirner) ihren unscheinbaren Kollegen so gar nicht zur Kenntnis nimmt. Das ändert sich schlagartig, als die Freundin des Polizisten, völlig entnervt von dessen Obsession für die stachelige Kommissarin, seine geliebten Rosen mit einer Heckenschere köpft - und dabei von einer Bombe über den Jordan geschickt wird, die eigentlich für Lupo bestimmt war. Als Lupo kurz darauf auch noch mit Rizin vergiftet wird, ist sich der Pechvogel der ungeteilten Aufmerksamkeit Dorns zwar sicher - hat aber auch nur noch zwei Tage zu leben.
Warum irgendjemand solche Mühe darauf verwenden sollte, das Mauerblümchen in Polizeiuniform um die Ecke zu bringen, ist solange unklar, bis sich herausstellt, dass Lupo nicht nur der uneheliche Sohn eines patriarchischen Porzellanmagnaten ist, sondern auch frischgebackener Besitzer einer Thüringer Burg.
"Der scheidende Schupo" löst bereits in den ersten Minuten genau die Erwartungen ein, die die ersten zwei Episoden des Weimarer "Tatorts" in den vergangenen Jahren geweckt haben: Dorn und Lessing (Christian Ulmen), ihr Kollege und Lebensgefährte in Personalunion, ermitteln auch diesmal wieder in einem Fall, der mit Giftmord, Erbmotiv und großem Verdächtigenkarussell klassischer kaum angelegt sein könnte - und sich innerhalb kürzester Zeit in eine abgedrehte Groteske mit jeder Menge Irrungen und Wirrungen verwandelt.
Selbst im Todeskampf noch überkorrekt
Regisseur Sebastian Marka inszeniert diesen Krimi herrlich morbide und so leichtfüßig, dass es eine Freude ist, Dorn und Lessing beim Ermitteln zuzusehen - auch, weil die restlichen Charaktere mindestens genauso viele Spleens an den Tag legen wie die beiden Hauptdarsteller. Selbst der Hartgeldkriminelle Ringo (Florian Panzner) und die eiskalte Porzellanerbin Desiree (Katharina Heyer) werden so zu Sympathieträgern.
Murmel Clausen und Andreas Pflüger zeichnen für das intelligent geschriebene Drehbuch verantwortlich und legen ihren Figuren immer wieder echte Perlen in den Mund: "Du hast Andrea in die Luft gejagt - und sie wird immer noch größtenteils vermisst", wirft der selbst im Todeskampf noch überkorrekte Lupo etwa ihrem Mörder entgegen. Zwar verfehlen ein paar der quasi pausenlos fallenden Wortspiele ihre Wirkung, insgesamt aber bekommt "Der scheidende Schupo" die Gratwanderung zwischen klamaukigen Szenen, intelligentem Humor und spannender Handlung erstaunlich gut hin.
Gegen Ende des Streifens gibt es, wie für Weimar mittlerweile Gang und Gäbe, einen Twist, der sich gewaschen hat - und Nora Tschirner und Christian Ulmen liefern einmal mehr den Beweis dafür, dass sich TV-Experimente lohnen.
Quelle: ntv.de