November ist Movember Männer zeigen wieder Schnauzer
20.11.2014, 10:31 Uhr
Mit stattlicher Barttracht wirbt Christoph Waltz für Spenden für die Männergesundheit.
(Foto: obs)
Will Christoph Waltz das Leben von Tom Selleck verfilmen? Nein, sein Schnurrbart dient der guten Sache. Vor allem in englischsprachigen Ländern macht der Schnauzer in diesem Monat auf Männerkrankheiten aufmerksam.
Sollte einem dieser Tage ein Mann mit Schnurrbart begegnen, befindet er sich nicht zwangsläufig auf dem Weg zu einem Tom-Selleck-Doppelgänger-Treffen. Er macht sich vielleicht nur Gedanken um seine Gesundheit. Und um die aller anderen Männer. So wie Christoph Waltz. Der deutsch-österreichische Schauspieler kann sich durchaus sehen lassen mit seinem Schnauzer.
Während Duschen mit Eiswasser zumindest im nordeuropäischen November zu den Tätigkeiten gehören, von denen nicht nur Ärzte dringend abraten, erfreut sich der Wuchs eines Oberlippenbartes in diesem Monat größter Beliebtheit. Denn es ist Movember, in dem seit einigen Jahren auf Gefahr und Vorbeugung von Prostata- und Hodenkrebs sowie anderen Männerkrankheiten hingewiesen wird.
Rugby und Eishockey machen es vor
Die Aktion, die ihren Ursprung in Australien hat, mischt ihren Namen aus dem englischen Wort "moustache" für Schnurrbart und November. Wobei auch noch die Aufforderung "Move", also "beweg dich", mitschwingt. Der Rasierer allerdings soll im Movember stillstehen. Mann soll Schnurrbart zeigen und mit der Aktion, an der regelmäßig auch Prominente teilnehmen, Geld sammeln für Aufklärung und Forschung zu besagten Krankheiten.

Bereits im vergangenen Jahr ließ der Schalker Benedikt Höwedes seinen Bart sprießen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mittlerweile wird der Movember weltweit gefeiert, vor allem in Australien, den USA, Kanada und dem Vereinigten Königreich. Selbst Spiele wie "Football Manager 2015" stellen sich darauf ein und lassen den Spielern im November einen Bart wachsen.
Seit 2012 werden aber auch in Deutschland Spenden gesammelt, wenn auch über die Mutterorganisation. 10.438 Registrierungen meldet die offizielle deutsche Webseite in diesem Jahr. 171.153 Euro wurden bisher gespendet. Zum Vergleich: In den USA gibt es fast 160.000 offizielle Teilnehmer, die Spendensumme beläuft sich auf mehr als 7 Millionen Euro.
Während sich jedoch in den USA ganze Sportmannschaften einen Schnauzer wachsen lassen, sind es hier eher Einzelpersonen, die am Movember teilnehmen. Im vergangenen Jahr ließen sich etwa Dominic Maroh vom 1. FC Köln sowie Roman Neustädter und Benedikt Höwedes von Schalke 04 solch einen Schnauzer stehen, von dem man dachte, er hätte sich mit Jürgen Kohler aus der Bundesliga verabschiedet.
In diesem Jahr macht etwa der Zweitligist SV Darmstadt 98 mit, sogar mit einem eigenen Team. Auch fünf Spieler von 1860 München legen geschlossen den Rasierer zur Seite, obwohl die Bärte noch weit hinter dem Kohler-Modell zurückstehen. Daneben sind es vor allem Vertreter kleinerer Sportarten, die den Movember in Deutschland bekannt machen. Rugbyspieler zählen ebenso dazu wie Eishockeyvereine. So hat etwa der derzeitige DEL-Tabellenführer Adler Mannheim ein eigenes Movember-Team. "November ist Movember", heißt es auch bei den Starbulls Rosenheim aus der DEL2. Selbst Skifahrer Felix Neureuther lässt wachsen - und posierte auch gleich mit dem ebenfalls teilnehmenden Marcel Hirscher.
Daneben nehmen auch Firmen teil und bilden eigene Teams, darunter Google Deutschland, Ebay oder die Deutsche Bank.
Lanz lässt wachsen
Recht dünn sehen die meisten Bärte derzeit aus. Aber erstens ist der Monat noch nicht rum und zweitens sind die Regeln knallhart: Man soll am 1. November glattrasiert starten und dann einen Monat lang seinen Bart wachsen lassen, wobei Voll- und Spitzbärte verboten sind. Je nach Alter und Anlage gibt es dann zur Rasur Ende des Monats eine volle Oberlippe oder aber einen sanften Flaum. Aber gerade das ist beabsichtigt. Der vielleicht etwas rudimentär und überholt wirkende Oberlippenbewuchs soll Gespräche über jene Krankheiten anstoßen.
Durchgesetzt hat sich die Aktion hierzulande aber noch nicht. Gerade weil die Teilnehmer aus der Bundesliga noch recht spärlich sind und ein großer Star fehlt. Moderator Markus Lanz lässt sich allerdings bis zur letzten "Wetten, dass..?"-Sendung einen Schnauzer stehen. Es ist die Folge der verlorenen Stadtwette von Graz. Bis der Schnurrbart nicht mehr mit Tom Selleck, sondern mit der Vorsorge von Männerkrankheiten assoziiert wird, ist es aber noch ein langer Weg.
Ab einem Alter von 45 Jahren übernimmt die Krankenkasse eine jährliche Untersuchung zur Prostata-Krebsvorsorge. Dabei tastet der Arzt durch den Enddarm die Rückseite der Prostata ab. So werden vor allem größere Tumore entdeckt. Die Vorderseite der Prostata ist durch den Enddarm nicht zu ertasten. Eine unauffällige Tast-Untersuchung ist daher keine Garantie dafür, dass kein Krebs vorliegt.
Eine zusätzliche Vorsorgeuntersuchung ist möglich, aber umstritten. Der Patient muss die Kosten selbst tragen: Nach einer Blutabnahme wird das prostataspezifische Antigen PSA bestimmt. Liegt es über dem Normwert, kann das ein Hinweis auf Prostatakrebs sein. Der Wert ist aber auch bei gutartigen Veränderungen des Organs erhöht oder bei einer Entzündung. Fällt der PSA-Test verdächtig aus, muss daher eine Prostata-Gewebeprobe entnommen werden. Sollte sich der Krebsverdacht dadurch bestätigen, wird der Tumor bestrahlt oder operativ entfernt. Inkontinenz oder Impotenz können die Folge sein.
Viele Prostata-Tumore aber wachsen so langsam, dass sie zu Lebzeiten des Patienten nicht zu Beschwerden führen und das Leben der Betroffenen nicht verkürzen würden. Die Behandlungen sind also möglicherweise eine unnötige körperliche und psychische Belastung. "Ob Männer länger und vor allem besser leben, wenn sie diese Untersuchung regelmäßig durchführen lassen, steht noch nicht fest", heißt es beim Krebsinformationsdienst.
Die Deutsche Krebsgesellschaft rät, im Alter von 40 Jahren einmalig den PSA-Wert bestimmen zu lassen. Fällt der Wert hoch aus oder gibt es in der Familie Fälle von Prostatakrebs, sollte die Untersuchung häufiger erfolgen. Ziel ist es, aggressive Tumore rechtzeitig zu entdecken. Auch eine Ultraschalluntersuchung durch den Enddarm kann dann sinnvoll sein.
Quelle: ntv.de, mli