
Gillian Anderson als Jane Bond und David Duchovney als Bond-Boy?
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Auch auf die Gefahr hin, nun gepudert und geteert, mit Mascara-Bürstchen aufgespießt, im Haarspray-Nebel erstickt oder mit Hermès-Tüchern erdrosselt zu werden: Eine Frau als Bond ist doof. Egal, ob sie eine Super-Frau ist.
Das ist politisch total unkorrekt, ich weiß. Und voll unfeministisch. Aber manche Dinge gehen einfach nicht. Männer können auch keine Kinder kriegen. Doch von vorne: Bei einer Abstimmung auf Twitter stellte sich heraus, dass die meisten Twitterer Gillian Anderson gern als nächsten Bond-Darsteller sähen - wenn es denn eine Frau werden würde. Klar, es gibt viele Schauspielerinnen, die so eine Rolle wie den Bond gerne im Portfolio hätten - sicher auch Gillian Anderson. Und sie war und ist als Scully in "Akte X" ja auch noch immer super, aber ich finde, es gibt Grenzen! Es gibt ja auch durchaus Rollen für Superheldinnen, die auf keinen Fall von Männern dargestellt werden könnten: Angefangen bei Mary Poppins über Supergirl bis zu Catwoman. Man stelle sich diese Rollen "in männlich" vor! Und jetzt bitte nicht: "Aber in "Mrs. Doubtfire" war Robin Williams quasi "Mary Poppins"! Ja, quasi, aber er war eben nicht "Mister Poppins", sondern Mrs. Doubtfire.
Warum in Herrgotts oder Fraugotts Namen muss jetzt also die Rolle des agentigsten aller Agenten, James Bond, mit einer Frau besetzt werden? Merkt denn niemand, wie affig das ist? Es spricht ja nichts dagegen, eine neue Rolle für eine Super-Agentin zu erfinden! Aber man bedenke allein die Witzeleien, die es von Männern geben würde, sollte Bond weiblich sein: "Bond trinkt statt Martini jetzt ein Piccolöchen", wäre nur eine der vielen Angriffsfläche, die sich anböten.
Jetzt mal ehrlich: Angenommen es wird ein Bond/In-Film gedreht - wie soll die Darstellerin all den Vergleichen mit den bisherigen Jungs standhalten? Ein Brusthaar-Toupet wie Sean Connery haben, den aalglatten Charme eines Roger Moore, den noch aalglatteren Charme eines Pierce Brosnan, das Ruppige und die schmollende Unterlippe eines Daniel Craig - das passt doch vorne und hinten nicht. Und für die Erbsenzähler: Timothy Dalton und George Lazenby zählen jetzt mal nicht!
Frauen sind so böse
Das Ganze ist relativ lächerlich: Nachdem die Suche nach einem neuen Bond gestartet wurde und es darum ging, Schwarze, Schwule und andere Gruppen, als, sagen wir mal - überaus heterosexuell orientierte Typen - an den Haaren herbeizuziehen, kamen natürlich sofort auch weitere "Randgruppen" - Frauen, Kinder, Kranke, Alte, Gedöns - auf die Schnapsidee, den nächsten Bond aus ihren Reihen stellen zu müssen. Vor allem, nachdem Daniel Craig sich relativ unbegeistert dazu äußerte, noch einmal den Bond zu geben: Zu viele Verletzungen, zu viele Anstrengungen, immer dasselbe, selbst mehr Kohle konnte den blassblauäugigen Schweigsamen hinter dem heimischen Ofen - bisher - nicht hervorlocken.
Ja, sicher, man würde diese neue Bond-Episode völlig neu aufziehen: Aus Miss Moneypenny könnte ein total süßer Bürobote werden, M ist ja nach jahrelanger weiblicher Besetzung (Judi Dench) nun auch wieder männlich (Ralph Fiennes), Frauen sind in ihrem tiefsten Innern sowieso viel kreativer und könnten deswegen auch super schießende Lippenstifte und High-Heels mit Düsenantrieb erfinden, von Autos ganz zu schweigen. Eine einzige Frau ist letztendlich auch viel böser als alle Schurken zusammen, deswegen freuen wir uns bereits jetzt am meisten auf die Szenen mit dem Schlammcatchen, denn ein paar Schlägereien müssen schon sein. Auch eine Jane Bond wird ihre Gegner nicht mit bloßen Argumenten in Grund und Boden stampfen können. Pfui, böse, chauvinistisch, einzellermäßig - aber wahr!
Zum Teufel mit der politischen Korrektheit
Selbst der Mann, dessen Name am häufigsten im Zusammenhang mit der Bond-Nachfolge genannt wird, Idris Elba, sagt, dass er keine Lust habe, der "schwarze Bond" genannt zu werden: "Sean Connery war ja auch nicht der schottische Bond." Und jetzt kommt "Scully" - die erste außerirdische Bond? Die erste weibliche Bond? Bond mit statt an Brüsten? Monica Bellucci war im letzten Bond das älteste Bond-Girl ever - und hatte Sex mit dem vier Jahre jüngeren Agenten. Die Szene war absolut in Ordnung und zeigte auf, dass Bond nicht immer nur blutjunge Dinger zum Vernaschen braucht.
Aber gleich alles ändern? Wäre das nicht ein bisschen so, als würde ein schwarzer Schauspieler die Rolle des John F. Kennedy spielen wollen? Das zumindest findet Yaphet Kott, der 1973 in "Leben und Sterben lassen" als böser Dr. Kananga nach Bonds Leben trachtete. Er sagt auch: "Zum Teufel mit der politischen Korrektheit", was bei ihm tatsächlich authentisch wirkt, bei Roger Moore jedoch für Kopfschütteln sorgte: "Bond sollte englisch-englisch sein", und damit meinte er, dass ein schwarzer Bond unrealistisch sei, ein schwuler aber auch: "Das ist nicht das, was sich Ian Fleming dachte, als er Bond schuf," so Moore.
Also, nicht falsch verstehen: Frauen müssen dringend Regisseure sein, ausgezeichnet werden mit Oscar und Co, sie müssen mindestens genauso viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen und ihnen dürfen keine Türen verschlossen bleiben. Aber nein! Sie müssen nicht Bond sein.
PS: Die einzige Frau Bond, die es bisher gegeben hat, war Teresa Di Vicenzo (auch Tracy genannt) in "Im Geheimdienst Ihrer Majestät", dargestellt von Diana Rigg, die Bond (George Lazenby) heiratet, dann aber von Blofeld erschossen wird.
Quelle: ntv.de