Unterhaltung

"Supertalent" - die Auftaktshow Von Akt bis Aldi

Bruce Darnell (l.), Dieter Bohlen (r.) und neu im Team: Inka Bause.

Bruce Darnell (l.), Dieter Bohlen (r.) und neu im Team: Inka Bause.

(Foto: RTL / Stefan Gregorowius)

Deutschlands Talente sind: nackte Männer mit Bratpfannen vorm Penis, Jungs mit jeder Menge Gel im Haar und Kinder, die Lieder auf YouTube lernen. Warum man dennoch einschalten sollte? Bessere Psychedelika gibt’s nur auf Rezept.

Zwei Herren mit einem ganz besonderen - nun ja - Talent.

Zwei Herren mit einem ganz besonderen - nun ja - Talent.

(Foto: RTL / Frank W. Hempel)

Männer mit Humor sind cool. Und nackte Männer mit Humor? Auch dagegen ist erstmal nichts einzuwenden. Wenn nackte Männer aber mit irgendwelchen Pfannen vor ihrem Gemächt rumblödeln und dies als "Talent" verkaufen wollen, ist das schon weniger "pfunny". Colm O'Grady und Kevin Brooking wollen mit ihrer subtilen Nacktperformance das Publikum erobern, aber mit Verlaub: Sich gegenseitig Bratpfannen vor die primären Geschlechtsmerkmale zu halten, ist mittlerweile Standard in deutschen Schlafzimmern, genauso, wie sich die Brustwarzen mit Starthilfekabel abzuklemmen.

Deutschland sucht wieder "Das Supertalent". In der beliebten Familienshow gibt es in der neunten Staffel auch ein neues Gesicht in der Jury. Die "Bauer sucht Frau"-Moderatorin, Inka "Spielverderber" Bause hat zwischen Titan-Dieter und Drama-Bruce Platz genommen. Dass Inka eine Frohnatur ist, hat ja schon Schäfer Rainer festgestellt, aber ob sie auch das Zeug zum Talentscout hat, wird sich in den kommenden 14 Shows erst zeigen.

"How much lucky!"

Kennen Sie das? Sie sehen jemanden rumhampeln und Ihr erster Impuls ist: Nein, das ist überhaupt nicht lustig! Aber irgendwann müssen Sie trotzdem lachen, wissen aber gar nicht, warum. Wenn das geschieht, funktioniert Ihr Körper 1a! Das ist Ihr Schutzmechanismus, um Ihre eigene Fassungslosigkeit besser zu verkraften. Lachen aus Verzweiflung muss man nämlich bei dem französischen Pantomime Fabien Kachev, der versucht, so lustig wie Mr. Bean zu sein, dabei aber ganz gruselige Geräusche von sich gibt. Frage: Muss man bei Pantomime nicht die Gusche halten und leise sein?

Kleine Sänger - nicht unbedingt immer der Renner.

Kleine Sänger - nicht unbedingt immer der Renner.

(Foto: RTL / Frank W. Hempel)

Was in Talent-Shows meistens auch nach hinten losgeht, sind Auftritte von Kindern. Der 5-jährige Yunis Balliu singt "Papaoutai", einen französischen Song von "Stromae", den er "auf YouTube" gelernt hat. Auf die Frage, ob er nervös ist, antwortet der Kleine mit der Prinz-Eisenherz-Frisur: "Nö, nur aufgeregt." Dann schaut er etwas ängstlich zu seiner vor übertriebenen Stolz platzenden Mutter und eine Vermutung drängt sich auf: Eine untalentierte Mutti schickt ihr Kind lieber in eine Castingshow statt auf den Spielplatz.

Talentfrei ist auch der Gesang des "Aldi Süd"-Verkäufers Tarkan Simsek. Der 21-Jährige, der ungefähr zwei Tonnen Gel in den Haaren hat, versucht sich an einem Song von Adele. Moderator Hartwichs Kommentar aus dem Off: "Aber die Stimme ist von Aldi Nord". Obwohl Tarkan schlimmer als eine verrostete Fahrradklingel klingt, ist er sehr sympathisch und obendrein ein Vorbild für seine Altersgenossen. Denn der Fliegeträger hat vor seiner Karriere als Schnatterente eine astreine Ausbildung abgeschlossen. Nur mit dem Englisch hapert es noch. Viel Glück heißt bei Tarkan schlicht: "How much lucky!" Und das wünscht man ihm auch, spätestens, wenn er wieder bei Aldi Süd "einkassieren" muss.

Gibt’s die Drogen auch rezeptfrei?

Ebenfalls nervig sind die stets schlümmen Vorgeschichten der Kandidaten. Der eine ist adipös und hat den Tod seines Hamsters nicht verwunden, der andere hat eine katastrophale Kindheit erlebt und kämpft heute noch mit einem Trauma.

Nina Dingsbums kann nicht viel. Hat aber auch nicht viel an.

Nina Dingsbums kann nicht viel. Hat aber auch nicht viel an.

Aber manchmal braucht der fiese Schicksals-Alarm einfach nur das richtige Ventil, um rausgelassen zu werden. Dieses hat zumindest die 20-jährige Carolina Anselm gefunden. Engelsgleich trällert sie die Spatzen von der Hochspannungsleitung und trägt dabei ein schlichtes Ramones-Shirt. Obwohl Carolina vermutlich keinen blassen Schimmer hat, wer die Ramones waren, ist Dieter froh, "dass sie mit ihrer Stimme so schön ausgebrochen ist".

Ausgebrochen scheint auch so manch anderer Kandidat - und zwar aus der geschlossenen Abteilung mit nicht verifizierten Geisteskrankheiten. Da ist zum Beispiel die nippelbeklebte Nina Nochwas, die als Talent Arschwackeln und Tanzen angibt. Als die Jury sie von der Bühne pfeffern lässt, dackelt sie mit den Worten ab: "Okay, ich geh jetzt schlafen". Hat man das jetzt verstanden? Sehn'se!

Irgendein Wandertag-Programm muss auch Deutschlands ältester Tabledancer, Ernst Spätling absolviert haben. Der 67-Jährige aus Mätzing wackelt ohne Sinn und Verstand auf der Bühne, dass man ihn unweigerlich fragen möchte: Gibt’s deine Drogen auch rezeptfrei?

Goldener Buzzer für das Goldkehlchen

Aber es gibt sie noch: die großen Talente! Der erst 15 Jahre alte Beau aus Eppelhorn, Alessio Greco, sichert sich mit einer deutschen Version von Andreas Gabaliers "Amoi seg ma uns wieder" den direkten Weg ins Finale. Goldener Buzzer - mehr Lob geht nicht! Und obwohl man sich fragt, warum die diversen Goldkehlchen sich nicht bei DSDS anmelden, ist man ganz froh, dass es, zwischen all den Zombies, Seelöwenbezwingern und Extremkünstlern, nur einen bescheidenen Jungen mit Gitarre und guter Stimme braucht, um die Hütte zu rocken.

Gerockt hat übrigens auch das Schleuderbrett Duo "Sons Company" aus Schweden. Die blonden Ikeaner, Anton und Einar, springen abwechselnd auf einer selbstgebauten Wippe in die Luft und machen schöne Saltos. Das Ganze ist zwar akrobatisch anspruchsvoll, jedoch möchte man sich nicht ausmalen, was die Jungs, einmal falsch aufgekommen, für ihren neuen Zahnersatz blechen müssen.

Wie die Hüpfer flog auch die Zeit dahin - der beste Beweis für die Kurzweiligkeit der Show. Mehr Talente und weniger Wahnsinn gibt’s dann vielleicht beim nächsten Mal.

Quelle: ntv.de

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