Kino

"Sin City: A Dame to Kill For" Eva Green hat nichts anzuziehen

Eine Dame, für die man töten könnte? Eva Green und Josh Brolin in "Sin City: A Dame to Kill For".

Eine Dame, für die man töten könnte? Eva Green und Josh Brolin in "Sin City: A Dame to Kill For".

(Foto: 2014 Sony Pictures Releasing GmbH)

Eine laszive Frau macht sich Männer untertan. Ein Senator malträtiert sein eigen Fleisch und Blut. Eine Stripperin stellt sich ihm entgegen. Sie alle gehen über reichlich Leichen. Die Fortsetzung von "Sin City" vermischt das alles zu einer zynischen Masse.

Die Fortsetzung des Kinohits "Sin City" wirft die großen Fragen des Lebens auf: Welche Farbe hat spritzendes Blut in einem Schwarz-Weiß-Film? Wie viele Köpfe, Arme und Beine kann man in 100 Minuten abschlagen? Sieht Mickey Rourkes Nase auch in echt so aus? Und warum hat Eva Green nichts anzuziehen?

Mickey Rourke als Marv: ein Kämpfer mit Herz.

Mickey Rourke als Marv: ein Kämpfer mit Herz.

(Foto: 2014 Sony Pictures Releasing GmbH)

"Sin City: A Dame to Kill For" beantwortet all diese Fragen. In unnachahmlicher Weise: brutal, rachsüchtig und sexistisch. Sein Publikum wird der Streifen der Regisseure Robert Rodriguez ("Machete") und Frank Miller, dem Autor der Comicvorlage, trotzdem finden. Denn natürlich sind viele Kinogänger gespannt auf die Fortsetzung der Comicverfilmung von 2005.

Eines jedenfalls haben beide Streifen gemein: Sie prunken mit einem Staraufgebot. Wieder dabei ist etwa Bruce Willis, der aber - anders als Trailer und Ankündigungen suggerieren - nur Kurzauftritte hat. Er beging ja ohnehin am Ende des ersten Teils Selbstmord. Auch Mickey Rourke spielt wieder mit und sorgt als grimmiges Stehaufmännchen mit einem Herz aus Gold immerhin für etwas Spaß.

Den Reizen erlegen

Denn die anderen Darsteller bleiben hinter ihren sonstigen Leistungen zurück: Jessica Alba spielt erneut Nancy Callahan, die im ersten Teil als Mädchen missbraucht, jedoch von Cop Hartigan (Willis) gerettet wurde. Nun will sich die Stripteasetänzerin, gepeinigt von Visionen über Hartigan, am Vater ihres damaligen Peinigers rächen: dem mächtigen Senator Roark (Powers Boothe), wobei ihr Marv (Rourke) hilft.

Jessica Alba spielt wieder Nancy Callahan, die als Stripperin arbeitet.

Jessica Alba spielt wieder Nancy Callahan, die als Stripperin arbeitet.

(Foto: 2014 Sony Pictures Releasing GmbH)

Roark steht auch im Mittelpunkt einer weiteren Story: Johnny (Joseph Gordon Levitt) ist ein Draufgänger und Spieler, der immer gewinnt. Als er allerdings bei einem Hinterzimmer-Pokerspiel Roark um einen Haufen Geld erleichtert, setzt dieser seine Schläger auf ihn an, die ihn übel zurichten. Nach einem Arztbesuch (eine der wenigen guten Szenen des Films mit Christopher Lloyd) und einer Begegnung mit einer Kellnerin (Kurzauftritt für Lady Gaga) will sich Johnny an Rourke rächen - dabei verbindet beide mehr als sie denken.

Den größten Raum nimmt dann allerdings die Geschichte um Dwight McCarthy ein, der diesmal von Josh Brolin statt Clive Owen gespielt wird. Ava (Eva Green), seine Ex-Freundin, bittet den Privatdetektiv um Schutz vor ihrem Ehemann, der sie angeblich misshandelt. Dwight zögert zunächst, schließlich weiß er um ihre verlogene Art. Doch schließlich erliegt er den Reizen der verführerischen Dame, auch wenn er dafür von ihrem Leibwächter Manute (Dennis Haysbert) verprügelt wird. Zusammen mit Marv dringt Dwight in das Anwesen von Avas reichem Ehemann ein. Doch damit beginnt das Spiel um Lüge und Begierde gerade erst.

Wie schon im ersten Teil, werden diese Handlungsstränge nicht chronologisch erzählt, sondern miteinander verwoben - allerdings längst nicht so kunstvoll wie etwa in "Pulp Fiction". So haben zwischendrin auch noch andere Schauspielstars kleine Auftritte, etwa Ray Liotta, Rosario Dawson und Jamie Chung als Killerin mit Samuraischwert. Selbst Autor und Co-Regisseur Miller huscht mehrfach durchs Bild.

Kein Mut zum Experiment

Die Regisseure Miller (l.) und Rodriguez (M.) mit Darsteller Rourke.

Die Regisseure Miller (l.) und Rodriguez (M.) mit Darsteller Rourke.

(Foto: 2014 Sony Pictures Releasing GmbH)

Doch so verführerisch diese Namen auch klingen, sie reichen bei Weitem nicht, um den Film sehenswert zu machen. Die Darsteller agieren mal überzogen, mal hölzern und oft einfach emotionslos. Dafür sorgen auch die mit bitterem Ernst vorgetragenen prätentiösen Sätze, die oft aus dem Off gesprochen werden. Kostprobe? "Diese Stadt ist wie eine Frau oder ein Kasino: Einer wird gewinnen." Oder: "Der Tod fühlt sich wie das Leben in Sin City an." Diese Sätze freilich bleiben den Männern vorbehalten. Die Frauen sind dazu da, ihre körperlichen Reize zu zeigen - wenn sie nicht gerade bis an die Zähne bewaffnet Menschen töten. Eva Green etwa zieht in den meisten Szenen blank - und die Kamera weidet sich daran. Ihre düstere, verführerische Ausstrahlung, die Wiedergeburt der Femme fatale des Film Noir, bleibt so in billiger Pseudoerotik stecken (dass das funktionieren kann, zeigt sie demnächst etwa im Western "The Salvation").

Bleibt also die sehenswerte grafische Umsetzung des Films, mit der bereits der erste Teil für Aufsehen sorgte. Die expressionistischen, holzschnittartigen Schwarz-Weiß-Bilder, die an einigen Stellen durch grelle Farben ergänzt werden, sind gleich geblieben. Zudem wird der Film in 3D gezeigt und setzt dies stellenweise auch sehenswert ein. Schade ist aber, dass es keine neuen visuellen Ideen gibt, keine Entwicklung, keinerlei Mut zum Experiment, mit dem der Vorgänger vor neun Jahren noch überraschen konnte.

Was bleibt, ist ein dröger, zynischer Gewaltfilm nach altem Rezept, der sich vor allem um ein Thema rankt: Rache, kalt und blutig serviert. Thematisierte der erste Teil noch die Jagd nach einem Kinderschänder, geht dem Nachfolger jegliche inhaltliche Relevanz ab. "Sin City: A Dame to Kill For" ist ein schwacher Film, der weder die ironische Brechung von Rodriguez' "Machete"-Reihe vorweisen kann noch irgend einen anderen Unterhaltungswert. Nachdem bereits die Fortsetzung von Frank Millers "300" äußerst schwach ausfiel, kann man sich auch diesen Film getrost schenken.

"Sin City: A Dame to Kill For" startet am 18. September in den deutschen Kinos.

Der Comic "Sin City" von Frank Miller ist in sieben Teilen bei Cross Cult erschienen. Die direkte Filmvorlage "Eine Braut, für die man mordet" bei Amazon oder bei iTunes bestellen. Die gesamte "Sin City"-Reihe in einem Band ist auf Englisch erhältlich.

Quelle: ntv.de

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