Kino

Sarandon meint es doch nur gut Mama macht's "mit besten Absichten"

Marnie Minervini schafft es, mit einem Hintern auf mehreren Hochzeiten zu tanzen.

Marnie Minervini schafft es, mit einem Hintern auf mehreren Hochzeiten zu tanzen.

(Foto: dpa)

Mama ist doch die Beste - findet Mama. Und da Susan Sarandon quasi das Schweizer Taschenmesser unter den Muttis ist, ist sie natürlich universell einsetzbar. Denkt sie. Ihre Tochter sieht das anders. Ihr dabei zuzugucken ist allerdings großes Kino.

Es ist so traurig - der Mann ist tot. Marnie Minervini (Susan Sarandon) ist untröstlich. Allerdings geht es ihr ein bisschen besser als anderen Witwen, die ihrem Mann hinterhertrauern: Der gute alte Gatte hat ihr nämlich ein nicht unbeträchtliches Vermögen hinterlassen. Und da Marnie sich langweilt, beschließt sie, von New Jersey nach Los Angeles zu ziehen, nicht nur wegen des besseren Klimas, sondern - und vor allem - wegen ihrer Tochter Lori (Rose Byrne). Lori lebt alleine - nicht freiwillig, ihr Freund hat sie wegen einer anderen verlassen - und ist zwar sehr erfolgreich als Drehbuchautorin, aber kreuzunglücklich.

Susan Sarandon weiß sich in Szene zu setzen.

Susan Sarandon weiß sich in Szene zu setzen.

(Foto: imago/Future Image)

Ausgestattet mit ihrem beachtlichen Bankguthaben und dem festen Vorsatz, ihre Tochter mit mütterlicher Liebe, Ratschlägen und Verkuppelungsaktionen ab sofort zu überschwemmen, hat Marnie es sich in ihrem neuen, tollen Apartment gemütlich gemacht, das iPhone immer griffbereit. Doch die Unmengen an SMS, Überraschungsbesuchen und Mutter-Tochter-Gesprächen (eher eindimensionaler Art) zwingen Lori bald dazu, klare Grenzen zwischen ihrer Mutter und ihrem Privatleben zu ziehen. Das stellt die schicke Sechzig-plus-Frau vor neue Herausforderungen, auf die sie zuerst überhaupt keine Lust hat. Wozu zum Beispiel eigene Freundinnen suchen, wenn sie doch die ihrer Tochter haben kann? Und diese lassen sich erst einmal auch bereitwillig auf das Spiel ein, denn Marnies Kreditkarte sitzt wirklich locker und eine günstige Babysitterin/Weddingplannerin/Chauffeurin kann jede Frau in Los Angeles gebrauchen.  

Doch Marnie findet im Laufe der Zeit und mehreren "dezenten" Hinweisen ihrer Tochter, sich rauszuhalten, Mittel und Wege, ihren unendlichen Optimismus und ihre energische Großzügigkeit in neue Bahnen abseits ihrer Tochter zu lenken. Sie verändert das Leben anderer Menschen sowie ihr eigenes und findet eine neue Bestimmung: Das fängt mit ehrenamtlichen Besuchen im Krankenhaus an und endet damit, dass sie sich tatsächlich nochmals auf einen anderen Menschen einlassen will.

Susan Sarandon als Marnie Minervini und J.K. Simmons als Zipper in love.

Susan Sarandon als Marnie Minervini und J.K. Simmons als Zipper in love.

(Foto: dpa)

Susan Sarandon spielt diese Marnie einfach nur großartig: die Kamera darf nahe an das Gesicht der tatsächlich bereits 69-Jährigen, und sagen wir es mal so: Sollte daran jemals etwas "gemacht worden sein", dann ist das verdammt gut gemacht worden. Eher aber wirkt es so, als sei die Schauspielerin eine von der Sorte, die den "natürlichen Jungbrunnen" besitzt. Man nimmt ihr ab, dass sie zu denen gehört, die einfach ein gutes Leben haben und selbst wenn es mal nicht läuft, dann eben das Beste daraus macht. Obendrein spielt Sarandon mit einer Natürlichkeit, gepaart mit der Naivität dieser Superreichen, die sich den Kosmos außerhalb von Edel-Boutique, Golfplatz und Therapeut erst langsam wieder zurückerobern müssen - und dann feststellen, dass da oft die besten Leute zu finden sind. Manchmal sogar Polizisten.

Marnies Polizist heißt zwar albernerweise Zipper, aber ansonsten stimmt an dem Kerl einfach alles. Das erkennt sie nicht sofort, das charmante Rumgebalze des von J.K. Simmons dargestellten Spät-Romantikers ist jedoch anbetungswürdig. Im Original heißt der Film "The Meddler": Damit ist eine Person gemeint, die sich ständig in andere Angelegenheiten einmischt; es wäre gar nicht mal so übel, wenn sich eine Marnie Minervie oder noch besser eine Susan Sarandon ein bisschen in unser Leben hier einmischt.

"Mit besten Absichten" läuft am 14. Juli in den deutschen Kinos an.

Quelle: ntv.de

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