Film-Pop für das Hier und Jetzt Lachen, Weinen & Tanzen mit Schweighöfer
14.02.2017, 17:12 Uhr
Lädt musikalisch zur kleinen Philosophiestunde: Matthias Schweighöfer.
(Foto: picture alliance / Britta Peders)
Matthias Schweighöfer hat viele Talente: Er gehört zu den erfolgreichsten Schauspielern Deutschlands, hat eine eigene Filmproduktionsgesellschaft, ist Synchronsprecher, hat mal ein Modelabel gegründet und Musik macht er auch noch. Nachdem er 2014 zum Soundtrack des Films "Der Nanny" bereits den Song "Fliegen" beigesteuert hat, veröffentlicht der 35-Jährige nun sein Debütalbum "Lachen Weinen Tanzen" - eine Pop-Platte mit filmästhetischem Anspruch und nachdenklichen Texten. Im n-tv.de Interview verrät er, was Musik in ihm auslöst, dass er gern zu Justin Bieber tanzt und was es mit der neuen Amazon-Serie "You Are Wanted" auf sich hat.
n-tv.de: Matthias, welche Musik bringt Sie zum Lachen, welche zum Weinen und welche zum Tanzen?
Matthias Schweighöfer: Zum Tanzen, muss ich ehrlich zugeben, bringt mich "Where Are Ü Now" von Justin Bieber. Lachen muss ich, wenn ich zu Bon Ivers "22, A Million" jogge. Und zum Weinen bringt mich "The Blue Notebooks" von Max Richter.
"Lachen Weinen Tanzen" ist der Name Ihres ersten Albums. Sie sind Schauspieler, haben mal ein Modelabel gegründet und eine eigene Produktionsfirma. Warum jetzt auch noch Musik?
Warum nicht? Ich höre wahnsinnig gerne Musik und habe an den Scores für meine Filme schon immer mitgearbeitet. Auf meinem Clavinova häuften sich seit zehn Jahren mehr und mehr Ideen. Meine Freunde Josef Bach und Arne Schumann, mit denen ich auch die Musik für "Der Nanny" geschrieben habe, meinten dann eines Tages, dass ich da doch mal dran arbeiten soll und es schade wäre, das alles wegzuschmeißen. Ich hatte gerade acht Monate frei, also haben wir angefangen. Später kamen noch Nisse und Jasmin Shakeri ins Boot, mit denen ich die Texte geschrieben habe - und plötzlich hatten wir ein ganzes Album fertig.
Und das, obwohl sie lediglich "ganz okay Klavier und sehr schlecht Gitarre" spielen, wie Sie mal gesagt haben?
Ich bin wirklich Laie. Ich habe nie in Schülerbands gespielt und es war auch nicht so, dass meine Eltern musikalisch gewesen wären. Die können beide nicht singen, soweit ich weiß. Ich selbst spiele alles nach Gehör. Aber irgendwie ist das auch ganz schön, denn so kommt alles direkt vom Herz.
Verraten Sie uns Ihre erste musikalische Erinnerung?

Im Kino sah man Schweighöfer zuletzt mit Til Schweiger in "Vier gegen die Bank".
(Foto: picture alliance / Stephan Rabol)
Der Traumzauberbaum von Reinhard Lakomy. Das ist so ein Hörbuch aus den 80ern, das es damals im Osten gab. Ich hatte das auf Platte, als ich vier oder fünf Jahre alt war.
Was löst Musik in Ihnen aus?
Alle möglichen Gefühle. Mal macht sie mich traurig, dann kann ich dazu zwei Stunden durchjoggen. Ich kriege durch Musik auch wahnsinnig viel Fantasie. Durch Musik ist für alles das richtige Gefühl da und man kann sich noch mehr in Situationen hinein versetzen. Manchmal, wenn ich beim Joggen Musik höre, stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn ein Film mit einer bestimmten Szene anfängt - und schon bin ich in einer Verstärkung dieser Emotion.
Gefühle hervorrufen, das soll auch Ihr Album. Für welche Situationen ist "Lachen Weinen Tanzen" der richtige Soundtrack?
Wenn man im Sommer an den See fährt und laut mitsingt. Man macht das Fenster auf, ein warmer Wind weht rein, es geht durch die Stadt und über das Land. Donald Trump hat mal keinen komischen Spruch von sich gelassen. Das wäre schön. Oder auch abends, wenn man sich eine Flasche Wein oder ein Bier aufmacht, eine Kerze anzündet und sich der Freundin oder dem Freund gegenüber setzt.
Ich finde, man könnte das Album auch "kleine Philosophiestunde mit Matthias Schweighöfer" nennen.
(lacht) Kann sein. Das sind einfach Themen, über die ich mir Gedanken mache.
Ihre Privatsphäre ist Ihnen normalerweise heilig. Wie viel Matthias Schweighöfer steckt in diesen Songs?
Vieles ist wirklich autobiografisch aus meinen Leben. Es war mir wichtig, dass mein erstes Album ehrlich und nicht erfunden ist. Die Sehnsucht, die in dem Album steckt, die Wünsche und Träume, die Kraft, das bin schon ich.
Die Liebe ist auf Ihrem Album ein großes Thema.
Gibt es Tage, an denen Sie nicht einmal über die Liebe nachdenken? Das habe ich mich neulich gefragt - und ich glaube, die Antwort lautet nein. Man denkt doch jeden Tag an die Liebe. Oder man fühlt sich einsam. Oder beschäftigt sich mit zwischenmenschlicher Wärme, was ja auch wieder Liebe ist. Liebe und Wärme ist das, was uns noch verbindet.
Im Titelstück geht es derweil darum, den Moment zu genießen. Wie gut sind Sie darin?
Es gelingt mir mal besser und mal schlechter. Manchmal habe ich das Gefühl, dass man früher irgendwie viel mehr Zeit für alles hatte. Letzte Woche saß ich beim Dreh in der Maske, da waren sechs Leute im Raum und alle, wirklich alle hingen an ihren Handys - keiner hat sich unterhalten. Sechs Menschen, die eigentlich etwas ausdiskutieren könnten, aber alle sind nur mit der Außenwelt beschäftigt. Ich finde, man muss sich immer wieder ermahnen, im Hier und Jetzt zu sein.
Durchzogen ist das Album von mehreren Interludes. Hatten Sie beim Aufnehmen des Albums einen filmästhetischen Anspruch?
Genau das war die Idee hinter dem Album. Wir haben uns gefragt: Wer braucht noch ein Deutschpop-Album? "Lachen Weinen Tanzen" ist ein Filmpop-Album. In jedem Song gibt es entweder eine große Orchester-Partitur oder andere Sounds, die im Film vorkommen. Dadurch fühlt man sich immer wie in einem Film.
Was haben Musik und Film gemeinsam?
Sie sind beide Spiegel der Seele. Und sie vermitteln beide ein Gefühl. Das kann positiv oder negativ sein. Und es hat am Ende immer etwas mit einem selbst zu tun.
Auf dem Bildschirm sind Sie das nächste Mal ab dem 17. März zu sehen - in "You Are Wanted", der ersten Amazon-Serie aus Deutschland. Darin werden Sie zum Opfer eines Hacker-Angriffs, bei dem Ihre Identität umgeschrieben wird. Warum ist das guter Stoff für eine Serie?
Weil dieses Thema so gut in die Zeit passt. Was passiert, wenn ein Hacker dein Leben verändern will und was könnte man eigentlich ausrichten? So etwas passiert ja tatsächlich schon längst. Und ich behaupte mal, ganz viel kriegen wir noch nicht mal mit. Da sind wir außen vor.
Macht Ihnen das Angst, als Vater von zwei kleinen Kindern?
Schon. Zurzeit ist ja sowieso alles sehr wackelig. Ich bin mal gespannt, was die nächsten Jahre so abgeht. Wenn ich überlege, was inzwischen alles auf dem Internet und Computern basiert … Stellen Sie sich mal vor, ihre iTunes Bibliothek stürzt ab und Sie haben kein Backup. Oder ihre Fotos. Dann war’s das, das ist total krass. Wenn dann noch der Strom weg ist, hilft nicht mal mehr ein Backup.
Keine schöne Vorstellung. Was anderes: Vor ein paar Tagen sind Sie beim deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contests aufgetreten. Hätten Sie nicht Lust, nächstes Jahr für Deutschland anzutreten?
Das ist mir zu heikel. Das wäre so, als würde ich einer Horde Kritiker einen Kinofilm zeigen, den ich das erste Mal teste, und lasse sie dann über meine Zukunft entscheiden. Das würde ich nicht machen.
Mit Matthias Schweighöfer sprach Nadine Wenzlick
Das Album "Lachen Weinen Tanzen" bei Amazon bestellen oder bei iTunes downloaden
Quelle: ntv.de