Für euch Vanessa Mai vertreibt die Wolken
21.04.2016, 15:20 Uhr
Für sie geht es gerade steil bergauf: Vanessa Mai.
(Foto: Sandra Ludewig / Sony Music)
Bei DSDS sucht Vanessa Mai den Superstar - und ist zugleich dabei, selbst einer zu werden. Die Ex-"Wolkenfrei"-Sängerin ist der neue Stern am Schlagerhimmel. Mit n-tv.de spricht sie über ihr Album "Für dich", Dieter Bohlen und Andrea Berg als Schwiegermutter.
n-tv.de: Ich sag mal: Hallo, Vanessa Mai - und nicht Hallo, Wolkenfrei …
Vanessa Mai: (lacht) Ja, sehr gerne.
Du hast dich nun doch entschieden, künftig unter deinem eigenen Namen und nicht mehr unter dem bisherigen Band-Pseudonym Wolkenfrei aufzutreten. Warum?
Das war eine natürliche Entwicklung. Nicht zuletzt durch DSDS ist der Name Vanessa Mai immer mehr in den Fokus geraten. Den Menschen fiel es zusehends schwer, das noch zuzuordnen: Ist das jetzt Vanessa Mai? Oder Wolkenfrei? Oder …? Darauf mussten wir reagieren. Zudem habe ich mich in der zurückliegenden Zeit weiterentwickelt. Ich fühle mich jetzt reifer und wollte etwas Neues. Deshalb gab es nicht nur die Entscheidung für den Namen Vanessa Mai, sondern auch dafür, das neue Album "Für dich" völlig neu klingen zu lassen.
Wenngleich ihr einst als Band agiert hattet, bestand Wolkenfrei schon beim Album "Wachgeküsst" nur noch aus dir. Warum sind deine beiden einstigen Mitstreiter eigentlich ausgestiegen?
Wir haben sehr schnell gemerkt, dass das mit unserer Musik gut funktioniert. Das war natürlich toll, aber zugleich wurde alles immer mehr und wir hatten auf einmal wahnsinnig viele Termine. Die beiden hatten aber auch Familien und Berufe. Alles zusammen war für sie einfach nicht mehr unter einen Hut zu bringen, so dass sie sich entscheiden mussten. Sie sagten zu mir: "Mädel, komm, du hast eine Riesenchance, gehe deinen Weg." Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.
Vermisst du die Band - oder fühlst du dich als Solokünstlerin ganz wohl?
Ich vergleiche das nicht. Beides ist auf seine Art schön. Ich habe die Zeit in der Band sehr genossen. Mit ihr und den beiden Jungs, die immer mit dabei waren, konnte ich sehr behütet in die Musikwelt einsteigen. Solokünstlerin zu sein, ist natürlich etwas ganz anderes. Als klar war, dass ich ab sofort alleine auf der Bühne stehen würde, war das natürlich schon sehr aufregend. Aber es war auch spannend, wie die Menschen darauf reagieren würden.
Ihr hattet euch ja bei einem Konzert deines Vaters kennengelernt. Du kommst aus einer musikalischen Familie …
Ja, mein Papa ist Musiker.
Das Konzert deines Vaters fand im "Sonnenhof" in Aspach statt, wo du auch geboren wurdest und aufgewachsen bist. Der "Sonnenhof" ist kein anderes Hotel als das von Andrea Berg und ihrem Mann. Kannten sich eure Familien?
Nein, nein. Die Band meines Vaters ist im "Sonnenhof" sozusagen die Hausband. Dadurch hatte ich natürlich auch immer wieder damit zu tun: Ich kannte das Hotel und wusste, dass es Andrea Berg gehört. Aber wir hatten keinen engeren Kontakt. Als wir dann als Band angefangen haben, war das Hotel "Sonnenhof" eine Riesenplattform für uns. Wir konnten dort regelmäßig auftreten, viel ausprobieren und wachsen. Dort ist eigentlich unsere Fanbase entstanden. Erst waren da zwei Leute vor der Bühne. (lacht) Irgendwann waren es dann 20, dann 50 und mittlerweile - ich darf ja immer noch dort auftreten - füllen wir den ganzen Saal. Das ist toll!
Dass du heute mit dem Stiefsohn von Andrea Berg verlobt bist, ist ja auch kein Geheimnis. Du könntest ja mal aus dem Nähkästchen plaudern: Was ist Andrea Berg für eine Schwiegermutter?
(lacht) Ich habe ja auch eine "richtige" Schwiegermutter - die eigentliche Mutter von meinem Verlobten. So sehe ich das auch eher. Andrea ist aber eine ganz tolle Künstlerkollegin und ein ganz toller Mensch. Dadurch, dass wir alle Musik machen, ist das natürlich schon eine ganz besondere Konstellation. Aber wir wissen das zu schätzen. Wir sind eine Familie und halten auch wirklich zusammen.
Trotz dieser ganzen musikalischen Verbindungen hast du eigentlich den Beruf der Mediengestalterin gelernt. War es ursprünglich überhaupt dein Ziel, Sängerin zu werden?
Ja, natürlich! (lacht) Ganz ehrlich: Die Ausbildung habe ich nur gemacht, damit ich was in der Tasche habe. Das hat sich einfach richtig und anständig angefühlt. Aber für mich war ganz klar, dass ich in dem Beruf nicht weiterarbeiten möchte. Ich war immer dabei, Musik zu machen, zu singen und irgendwo aufzutreten. Ich habe immer an dem Traum festgehalten, irgendwann von der Musik mal leben zu können. Einen Plan B gab es eigentlich nicht so wirklich. Den gibt es auch jetzt nicht. (lacht)
Wir könnten dich jetzt also nicht zum Beispiel als Mediengestalterin für unsere Webseite von der Musik abwerben …
Oh nein! Ich bin ja nun auch schon seit drei Jahren draußen. Bei dem Beruf muss man aber echt am Ball bleiben, um all die Entwicklungen mitzubekommen. Allerdings habe ich für Gestaltung schon noch ein Auge, etwa auch wenn es um das Design von CDs oder Booklets geht. Dabei hilft mir das, was ich gelernt habe, schon sehr.
Eins muss man dich natürlich fragen: Woher kommt deine Begeisterung für Schlager?
Als Kind, so mit sechs oder sieben, habe ich das erste Mal mit meinem Papa auf der Bühne gestanden und Schlager gesungen. Später habe ich auch sehr viel englischsprachige Musik gehört. Ich fand internationale Stars wie Britney Spears oder Christina Aguilera echt toll. Aber durch Wolkenfrei bin ich dann doch wieder zum Schlager gekommen. Ich fühle mich in dem Bereich auch wirklich sehr wohl. Zugleich lasse ich mich extrem ungern in Schubladen stecken.
Heißt das, du würdest deine Musik gar nicht im Bereich des Schlagers verorten?
Für mich gibt es nur eine Musikwelt. Man kann auch einfach sagen: Das ist deutsche Musik. Die Grenzen sind mittlerweile doch so fließend, dass man gar nicht mehr richtig unterscheiden kann, was Deutsch-Pop oder Schlager ist.
Mit Sängerinnen wie Andrea Berg, Helene Fischer oder der DSDS-Gewinnerin Beatrice Egli sprechen dennoch viele von einem Schlager-Revival. Wie erklärst du dir, dass diese Musik, die lange als eher altbacken galt, wieder so angesagt ist?
Ich glaube, das hat schon vorher angefangen - mit deutschsprachigen Songs wie "Tage wie diese" von den Toten Hosen. Auch bei der letzten Fußball-WM waren ja auf einmal deutsche Songs wieder total präsent. Das vermittelt so ein Einheitsgefühl, weil es ja nun mal einfach unsere Sprache ist. Natürlich haben Helene Fischer, Andrea Berg und auch Beatrice wahnsinnig viel dazu beigetragen. Alle drei sind Frauen, die wahnsinnig sexy sind und das alles mit entstaubt haben. Ich bin sehr froh, dass es diese Künstlerinnen gibt. Als noch junge Künstlerin kann ich jetzt durch diese Tür hindurch gehen, die Andrea und Helene aufgestoßen haben.
Nicht wenige vergleichen dich bereits mit Helene Fischer. Nervt dich das?
Nein, nerven klingt sehr böse. Ich fühle mich sehr geehrt, wenn man mich im gleichen Atemzug nennt. Aber ich tue alles dafür, dass man mich eigenständig wahrnimmt. Und ich glaube, dass das gerade auch gut gelingt. Ich bekomme sehr viel Zuspruch von meinen Fans. Und mal ehrlich: Ich stehe noch keine zehn Jahre so erfolgreich auf der Bühne und fülle auch noch kein Stadion. Von daher ist der Vergleich schon auch weit hergeholt.
Sehr bemerkenswert fand ich deine Dankesrede, als du den Musikpreis Echo in der Kategorie Schlager bekommen hast. Du meintest so etwas wie: "Na ja, vielleicht ist das ja mein erster, aber auch mein letzter Echo". Bist du eher skeptisch, was deine Karriere angeht?
Nein, mit Skepsis hat das nichts zu tun. Der Echo ist einfach der wichtigste Musikpreis in Deutschland. Ich hätte wirklich niemals damit gerechnet, ihn nach so kurzer Zeit zu bekommen. Deswegen hatte ich auch keine Rede vorbereitet. Als ich dann oben stand, um den Preis entgegenzunehmen, hat einfach mein Herz gesprochen. Ich habe mich riesig über den Preis gefreut! Und ich wollte sagen: Auch wenn das mein letzter Echo sein sollte, bleibt dieser Tag der bisher wichtigste in meiner Karriere.
Was Andrea Berg angeht, gibt es nun noch eine weitere Verbindung - nämlich die musikalische mit Dieter Bohlen. So wie Bergs jüngste Alben hat er jetzt auch dein neues Album "Für dich" produziert. Wie kam es dazu?
Durch DSDS. Die Idee ist während des Recalls auf Jamaika entstanden. Mein Manager kam auf mich zu und meinte, dass Dieter wahnsinnig Lust darauf hätte. Ich habe mich unheimlich geehrt gefühlt.
Was Dieter Bohlen anfasst, scheint ja immer irgendwie zu Gold zu werden. Was macht er anders als andere Produzenten?
Er ist als Produzent wahnsinnig visionär und sucht den Erfolg auch wirklich. Er weiß sehr genau, was er will und was zu einem passt. Und er versteht es auf einen einzugehen. Das macht ihn zum erfolgreichsten Produzenten in Deutschland. Mit ihm zu arbeiten, war für mich deshalb auch wirklich ein Meilenstein. Es war eine Riesenerfahrung für mich, mit ihm im Studio zu arbeiten.
Auch Musik und Texte auf dem Album stammen von Dieter Bohlen. Fast alles dreht sich um Liebe, Herzschmerz, Kribbeln im Bauch. Wie leicht oder schwer ist es dir gefallen, dich mit den Texten zu identifizieren?
Die Texte stammen nicht nur von Dieter. Auch Oliver Lukas, mit dem ich schon bei "Wachgeküsst" zusammengearbeitet habe, hat an ihnen mitgeschrieben. Von daher gab es da schon eine gewisse Vertrautheit. Auch wenn nicht alles autobiografisch ist, fällt es mir nicht schwer, mich damit zu identifizieren. Ich selbst habe bisher noch keine Texte geschrieben, da habe ich mich noch nicht ran gewagt. Aber für die Zukunft könnte ich mir das schon vorstellen.
Was DSDS angeht, scheint ihr in der Jury richtig gut zu harmonieren. In früheren Staffeln war das oft anders …
(lacht) Ja, es ist schon lustig, dass wir in dieser Staffel derart als Kuschel-Jury wahrgenommen werden, obwohl wir vier so unterschiedliche Typen sind. Aber der Eindruck ist nicht falsch: Wir verstehen uns gut und gehen harmonisch miteinander um, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind.
In den vergangenen Jahren wurde die DSDS-Jury um Dieter Bohlen nach einer Staffel immer wieder komplett ausgetauscht. Wärst du denn bereit, noch ein zweites Mal mitzumachen, wenn man dich fragen sollte?
Stimmt, bisher gab es da immer einen Wechsel und ich weiß nicht, ob das nach dieser Staffel anders sein wird. Ich habe mir darüber aber auch noch keine allzu großen Gedanken gemacht. Jetzt freue ich mich erst einmal über die Liveshows. Wie es danach für mich mit DSDS weitergeht, muss man sehen. Ich gehe im Herbst auf große "Für dich"-Tour - und auch sonst gibt es viele Termine. Aber grundsätzlich hätte ich nichts dagegen, bei DSDS noch einmal dabei zu sein.
Mit Vanessa Mai sprach Volker Probst
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Die "Für dich"-Tour führt Vanessa Mai im Herbst durch folgende deutsche Städte: Düsseldorf (29.9.), Kiel (30.9.), Hamburg (1.10.), Bielefeld (2.10.), Bremen (8.10.), Berlin (10.10.), Cottbus (13.10.), Freiberg (14.10.), Leipzig (15.10.), Dresden (20.10. & 21.10.), Erfurt (22.10.), Hannover (2.11.), Schwerin (3.11.), Tuttlingen (8.11.), München (9.11.), Gersthofen (10.11.), Filderstadt (18.11.), Alsdorf (24.11.), Mannheim (25.11.), Saarbrücken (26.11.), Wiesbaden (27.11.)
Quelle: ntv.de