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Der "Tatort" im Schnellcheck Kai aus der Kiste

Besuch aus der Vergangenheit: Kai (Lars Eidinger, r.) fühlt eine besondere Verbindung zu Borowski (Axel Milberg).

Besuch aus der Vergangenheit: Kai (Lars Eidinger, r.) fühlt eine besondere Verbindung zu Borowski (Axel Milberg).

(Foto: NDR/Thorsten Jander)

"Borowski und der gute Mensch" sorgt für das Wiedersehen mit einem alten Bekannten: Bei einer Knastrevolte gelingt es Kai Korthals, dem "stillen Gast", zu entfliehen. Für Kommissar Borowski ein Wechselbad der Gefühle: Zunächst gewohnt desinteressiert, spielt er später schließlich mit seinem Leben.

Was passiert?

Die Theatergruppe der forensischen Klinik geht bei der Probe so engagiert zu Werke, man könnte glatt meinen, es handele sich um professionelle Schauspieler, und nicht etwa um Patienten. Schillers "Die Räuber" steht auf dem Programm, der ewige Kampf zwischen Gut und Böse. Der Mann, der für die Hauptrolle vorgesehen ist, kennt dieses Spiel der Gegensätze nur zu gut - und hat ohnehin seinen eigenen Plan: Revolte, Chaos, Zerstörung. In-mitten all dieses Durcheinanders gelingt ihm schließlich die Flucht.

Als Kommissar Borowoski (Axel Milberg) davon hört, weckt das bei ihm schlimmste Erinnerung, denn jenen Mann, der sich da plötzlich auf freiem Fuß befindet, kennt der Grantler von der Förde nur zu gut. Es ist der ominöse "stille Gast", Kai Korthals (Lars Eidinger). Doch Borowski wäre nicht Borowski, ginge er nun nachvollziehbar engagiert zu Werke, vielmehr sorgt Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) für den nötigen Drive bei den Ermitt-lungen. Und Korthals, der kapriziöse Kai? Der zieht eine blutige Spur durch die Stadt, kommt fast ein wenig zur Ruhe. Und muss sich schließlich doch seinem ärgsten Widersacher stellen.

Worum geht es wirklich?

Schon zweimal verkörperte Lars Eidinger den schwer gestörten Mörder Kai Korthals, den Mann, der durch Wände geht. Zum ersten Mal 2012 in "Borowski und der stille Gast", drei Jahre später dann in der Fortsetzung, der ersten überhaupt in der Geschichte des "Tatorts", der Titel damals "Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes". Beide Male lieferten sich Borowski und Korthals psychologisch eigenwillige Duelle, besonders Eidinger war im Anschluss Zielscheibe guter Kritiken, sein Spiel in der Balance zwischen Genie und Wahnsinn, betörend und bräsig, einfühlsam und mörderisch. Warum also nicht ein drittes Mal? Das wird sich auch Autor Sascha Arango gedacht haben, der mit diesem nicht minder unterhaltsamen Kapitel die Trilogie zum Abschluss bringt.

Wegzapp-Moment?

Was den Gänsehaut-Faktor angeht, sind die Szenen zwischen Korthals und der blinden Telefon-Seelsorgerin Teresa (Sabine Timoteo) angeht, schon ziemlich starker Tobak, ins-besondere im Vorwege ihrer ersten Begegnung. Und sonst? Bei allem Verständnis für Continuity-Stress bei so einer Produktion, aber so oft wie die Bierflasche beim Schnitt-Gegenschnitt zwischen Borowski und Korthals auf dem Küchentisch hin- und herwandert, könnte man fast meinen, der stille Gast verfügt auch über die Fähigkeit zur Telekinese.

Wow-Faktor?

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Die Gefahr, einen absonderlichen Antihelden wie Korthals zu überzeichnen, ist relativ groß, und immer gelingt es Regisseur Ilker Catak nicht, Witz und Wahnsinn in der Balance zu halten, dennoch: Als schaurig-schönes Wiedersehen mit einem der absonderlichsten Protagonisten der "Tatort"-Geschichte, ist der Wow-Faktor von "Borowski und der gute Mensch" ausgesprochen hoch.

Wie war's?

8,5 von 10 Punkten - aller guten Dinge sind drei, auch diesmal ist drin, was drauf steht: Exquisites Eidinger-Entertainment.

Quelle: ntv.de

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