Ratgeber

Banken ächzen unter Minizinsen Drohen Kunden höhere Gebühren?

Das Zinstief macht den Banken zu schaffen. Die Aufsicht mahnt: Die Branche muss gegensteuern, wenn sie nicht unter die Räder kommen will. Ist das Ende der Gratis-Konten nahe?

Viele Kunden betreten Bankfilialen nur zum Geldabheben.

Viele Kunden betreten Bankfilialen nur zum Geldabheben.

(Foto: imago/STPP)

Die goldenen Zeiten im Bankgeschäft sind vorbei. Sparer bekommen die Minizinsen längst zu spüren - und auch die Banken ächzen zunehmend darunter. Wie ernst die Lage ist, zeigt ein aktueller Stresstest von Bafin und Bundesbank. Sollten die Zinsen noch weiter sinken und die Banken sich nicht rechtzeitig darauf einstellen, drohen erhebliche Gewinneinbrüche. Das wird Folgen haben - auch für Kunden.

Aussitzen sollte die Branche die Niedrigzinsphase auf keinen Fall, warnt Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret: "Es gibt strukturelle Herausforderungen, darauf müssen sie strukturelle Antworten geben. Einfach darunter durchtauchen zu wollen, ist eine brandgefährliche Herangehensweise."

Die Botschaft scheint angekommen zu sein. Quer durch alle Bankengruppen stimmen Vorstände und Funktionäre auf härtere Zeiten ein. "Es ist kein Geheimnis, dass die Niedrigstzinsphase der klassischen Finanzwirtschaft zu schaffen macht", sagte Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon Anfang September bei einer Branchentagung in Frankfurt. "Deshalb müssen wir unser Geld zusammenhalten und sparen." Nach Einschätzung des genossenschaftlichen Spitzenverbandes BVR werden "die unerwünschten Nebenwirkungen der Geldpolitik ... in den nächsten Jahren für alle Beteiligten noch stärker spürbar werden".

Filialen werden weichen

Eine mögliche Stellschraube zum Gegensteuern: Filialen. Aus der Fläche zurückziehen will sich offiziell kein Bankvorstand. Doch weil immer mehr Geschäfte ins Internet abwandern und viele Bankkunden so gut wie nie einen Fuß in eine Niederlassung setzen, muss die teure Infrastruktur eingedampft werden. BVR-Präsident Uwe Fröhlich beispielsweise dämpfte nach einem Erfolgsjahr 2014 die Erwartungen und stimmte auf weiteres Filialsterben ein: 10 bis 20 Prozent weniger Standorte binnen drei Jahren seien vorstellbar. Die Deutsche Bank will in den nächsten Jahren bis zu 200 eigene Filialen schließen.

Der Bundesverband öffentlicher Banken (VÖB) rechnet damit, dass Bankleistungen generell "tendenziell teurer" werden. Fraglich ist, ob sich Banken weiterhin kostenlose Girokonten leisten können. Der Finanzaufsicht Bafin ist die Gratismentalität seit Langem ein Dorn im Auge. Bankenaufseher Raimund Röseler betont: "Wir mischen uns nicht in die Preispolitik von Kreditinstituten ein. Aber wir beobachten, dass die Preispolitik für Gratisdienstleistungen auf dem Prüfstand steht."

Keine Zinswende in Sicht

Und die Minizinsen sind nur eine Herausforderung. Junge Fin-Techs machen den etablierten Banken Konkurrenz, die Branche ist gefordert, massiv in digitale Bankdienstleistungen zu investieren. Auch wenn nach Einschätzung der Aufseher keines der rund 1500 jetzt getesteten kleinen und mittleren Institute akut gefährdet ist, werden nicht alle auf Dauer im hart umkämpften deutschen Bankenmarkt überleben können. "Manche Banken werden kleiner werden müssen, manche aus dem Markt ausscheiden", sagte Röseler. "Ich erwarte aber keine sehr große Konsolidierungswelle." Dafür seien die regionalen Unterschiede gerade bei kleineren Banken und Sparkassen meist zu groß.

Eins ist sicher: An den niedrigen Leitzinsen wird sich absehbar nichts ändern. Die US-Notenbank Fed zögert die erste Anhebung seit der Finanzkrise 2008 weiter hinaus. Und auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat deutlich gemacht, dass sie die Märkte noch bis mindestens Herbst 2016 mit extrem billigem Geld fluten wird.

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Quelle: ntv.de, Jörn Bender und Erik Nebel, dpa

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