Emotionale Intelligenz gefragt So erkennen Chefs unzufriedene Mitarbeiter
10.08.2019, 16:00 Uhr
Arbeitgeber sollten auf die versteckten Alarmsignale ihrer Angestellten achten.
(Foto: imago/Panthermedia)
Unmotivierte Angestellte schaden auf Dauer jedem Unternehmen. Die mangelnde Leistungsbereitschaft kann unterschiedliche Gründe haben. Oft trauen sich Mitarbeiter nicht, mit dem Chef darüber zu sprechen. Doch es gibt Alarmsignale, die aufmerksame Arbeitgeber rechtzeitig erkennen können.
Eine langanhaltende Unzufriedenheit führt häufig zu einer Kündigung: Entweder vonseiten des Mitarbeiters, etwa weil dieser eine neue Stelle gefunden hat, oder des Chefs wegen der schlechten Arbeitsleistung. Dieser negative Ausgang des Arbeitsverhältnisses kann aber vermieden werden, denn eine mangelnde Motivation entsteht schließlich nicht von heute auf morgen.
Häufig zeigen die Angestellten schon lange vor der Kündigung einige Alarmzeichen, die Chefs mit einer hohen Emotionalen Intelligenz (EQ) erkennen können. Wird rechtzeitig und richtig reagiert, kann der Mitarbeiter gehalten und dessen Motivation gesteigert werden. Arbeitgeber Scott Mautz verriet gegenüber "Business Insider", woran er chronische Unzufriedenheit bei seinen Mitarbeitern erkennt.
Der niedergeschlagene Blick
Wie kann ein aufmerksamer Vorgesetzter herausfinden, ob sich der Angestellte als Versager fühlt und sein Selbstbewusstsein angeknackst ist? Chefs sollten ihre Mitarbeiter nicht nur im Meeting anschauen, sondern auch danach. Der Blick verrät es. Wurde eine gewünschte Leistung nicht erbracht, zeigt sich eine traurige, niedergeschlagene Miene oder die Blicke werden ausweichend. Bemerkt ein Chef das, sollte er den Mitarbeiter ermutigen, damit es nicht zu einem völligen Vertrauensverlust kommt. Wie das geht? Mautz erinnert seine Angestellten dann daran, dass Scheitern nur vorkommt, wenn sich jemand nicht verbessern möchte, ganz aufhört oder es gar nicht erst versucht. Deshalb motiviert Mautz, indem er mit ihnen diskutiert, was hätte besser laufen können. Anschließend verspricht er, zu helfen, damit sich beim nächsten Mal Erfolg einstellt.
Nach einem Fehler sollten Arbeitgeber auch das Selbstvertrauen der Mitarbeiter wieder aufpäppeln. Es ist hilfreich, diese daran zu erinnern, dass kein Mensch perfekt und ein Vergleich mit den Kollegen nicht zielführend ist. Stattdessen sollten Angestellte sich an ihren eigenen Leistungen messen.
Ständiges Alleinsein
Allein zum Mittagessen, kaum Teilnahme an Firmenveranstaltungen, kein Small Talk nach dem Meeting: Zwar müssen nicht unbedingt enge Freundschaften am Arbeitsplatz geschlossen werden. Wenn Mitarbeiter jedoch kaum Kontakt mit den Kollegen haben, können sie das Gefühl bekommen, nicht ins Team hineinzupassen. "Geben Sie sich alle Mühe, um diesen Menschen das Gefühl zu geben, willkommen zu sein, und ermutigen Sie andere Mitarbeiter, dasselbe zu tun", empfiehlt Mautz.
Häufen sich zudem Beschwerden über einen Mitarbeiter oder bekommt der Arbeitgeber mit, dass dieser sogar gemobbt wird, ist schnell ein schwerwiegender Grund für die Isolation gefunden. Im Falle von Mobbing sollten Chefs tätig werden und versuchen, das Problem in einem Gespräch mit allen Beteiligten zu beseitigen.
Unsicherheit und Überforderung
Besonders neue Mitarbeiter fühlen sich schnell überfordert oder nicht ausreichend vorbereitet. Da kann schnell ein generelles Gefühl aufkommen, dass man doch nicht qualifiziert genug für den Job ist. Chefs erkennen das an Unsicherheiten während Präsentationen oder Meetings. Beispielsweise blättert der Betroffene hektisch in seinen schlecht organisierten Unterlagen, wenn er eine Frage beantworten soll. Anstatt das schlechte Gefühl des Mitarbeiters durch Kritik noch zu verstärken, können Arbeitgeber in dessen Weiterbildung investieren. Der Angestellte könnte beispielsweise einen erfahrenen Kollegen zur Seite gestellt bekommen oder an einer Weiterbildung teilnehmen.
Chronische Frustration
Fängt ein Mitarbeiter an, mit sarkastischen oder bösen Kommentaren gegen Kollegen zu schießen, kann das ein Zeichen von chronischer Frustration sein. Er fühlt sich höchstwahrscheinlich nicht genug wertgeschätzt und hat den Eindruck, karrieremäßig stecken geblieben zu sein. Das zeigt sich manchmal auch an einem gelangweilten Gesicht oder wenig Eigeninitiative bei der Bewältigung von Aufgaben. Arbeitgeber sollten diesen Beschäftigten öfter einmal Lob entgegenbringen, wenn diese ein Projekt erfolgreich bewältigt haben. Neue, herausfordernde Tätigkeiten können für mehr Motivation und Zufriedenheit sorgen. Es hilft zudem, gemeinsam mit dem Mitarbeiter dessen Karriereziel herauszufinden und ihm zu zeigen, wie er es erreichen kann.
Plötzlicher Rückzug
Das Privatleben vom Berufsleben zu trennen, gelingt nicht immer. Eine Scheidung, ein Todesfall oder andere unvorhergesehene Ereignisse können dazu führen, dass sich ein Mitarbeiter plötzlich anders verhält. Anzeichen können ein sehr verschlossenes, nervöses oder auch abgelenktes Verhalten sein. Hier sollten Chefs Empathie zeigen. Sie sollten den Angestellten fragen, ob alles in Ordnung ist und ihre Hilfe anbieten. Ein solch aufmerksamer Arbeitgeber wird von jedem Mitarbeiter geschätzt.
Stress und Nervosität
Fühlt sich ein Mitarbeiter erschöpft, ist ständig gereizt und unter Stress, erkennen das Chefs sehr schnell. Auch bei schlechterer Leistung und dem Vergessen von Details wird klar, dass etwas nicht stimmt. Hier sollte schnell gehandelt werden, denn dauerhaft überforderte Mitarbeiter können in einem Burnout landen. Dann sind monatelange Krankschreibungen keine Seltenheit. Mautz rät dazu, den Mitarbeiter zu fragen, ob dieser sich überfordert fühlt und wie er seine Prioritäten bei den gestellten Aufgaben setzt. Dann kann gemeinsam eine Strategie entworfen werden, wie dieses Problem in Zukunft der Vergangenheit angehört, sodass die Arbeit wieder mehr Spaß macht.
Quelle: ntv.de, imi