So läuft der 28. Spieltag Der FC Bayern jagt die Eichhörnchen
31.03.2018, 08:00 UhrAch, hört doch bitte auf mit der Deutschen Meisterschaft! Der FC Bayern hat am 28. Spieltag der Fußball-Bundesliga ganz andere Sorgen als die Schale. Wobei die in der "alten" Münchner Arena eine erstaunliche Premiere feiern könnte.
Wie geht's dem FC Bayern - und wird er Meister?
Die 28. Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga ist nun wirklich das unwichtigste Thema, um das sich der FC Bayern an Ostern kümmern muss. Zumal der erste Schalen-Triumph in der Münchner Arena – jaja, eine perfekt gemachte Meisterschaft in der Heimspielstätte im Ortsteil Fröttmaning gab's noch nie – ziemlich unwahrscheinlich ist. Mehr dazu erfahren Sie, wenn Sie fleißig weiterlesen (wenn das mal kein Appetitmacher ist!). Was die Münchner aktuell vielmehr beschäftigen wird, sind die vielen "Oh guck mal,ein Eichhörnchen"-Ereignisse, die in den Medien abgehandelt werden. Während den Alphazauderern Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge die nationale Schadenfreude über die überraschende "Is' nich"-Watsch'n von Traineroption Thomas Tuchel letztlich relativ wurscht sein kann, eskaliert das Kandidaten-Karussell für die Nachfolge von Jupp Heynckes in der Öffentlichkeit. Gehandelt wird mittlerweile im Prinzip jeder Name abseits von Peter Neururer und Felix Magath. Fakt ist ja: Es pressiert.

Wer trainiert kommende Saison den FC Bayern?
Das tut's bei der Personalie Robert Lewandowski indes nicht, die Torgarantie besitzt noch einen Vertrag bis 2021. Und dennoch ist der Pole derzeit vermutlich der Hauptgrund für einen gesteigerten Aspirin-Konsum an der Säbener Straße. Denn dringender als je zuvor zieht's den "Unverzichtbaren" zu Real Madrid. Laut "AS" hat er die Münchener bereits um Freigabe für einen Wechsel im Sommer gebeten - trotz erst am Montag erneuerter Unverkäuflichkeits-Erklärung von Rummenigge. Und der kontert den bayrischen Personal-Wahn derweil selbst mit einem "Oh guck mal, ein Eichhörnchen"-Ereignis. Vor dem Top- und womöglich Meistermachspiel gegen Borussia Dortmund (18.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) verkündet der "Kalle" im "Bayern-Magazin" das Erfüllen einer gehegten Sehnsucht: Die Münchner Arena bekommt ab der Spielzeit 2018/19 ein neues Gesicht. 25.000 Sitze werden ausgetauscht, damit die Bestuhlung künftig Vereinsname, das Klub-Motto "Mia san Mia" sowie das Wappen abbildet. "Im Sommer wird also wahr, wovon wir seit Jahren geträumt haben. Die Arena wird künftig klar als Heimat des FC Bayern, seiner Mannschaft und seiner Fans erkennbar sein."
Und sportlich so? Nun, weil die Nationalmannschaften experimentierten und slapstickten und Erkenntnisse sammelten, war in den vergangenen Tagen nicht so viel los. Manuel Neuer joggte aber wieder und erklärte, wie seine Therapie so läuft - was umgehend die Doping-Jäger neugierig machte. Coach Jupp urlaubte auf seinem Bauernhof in Schwalmtal (er ist aber wieder zurück in München, wie die "Bild" recherchierte) und Arjen Robben drängt auf Klarheit zu seiner Zukunft. Die, so kokettiert er, müsse nicht unbedingt (was wir für Quatsch halten), könne aber (was wir nicht für Quatsch halten) in München liegen. Eine erneute Gala gegen den BVB, das Tor zur 28. Meisterschaft - und zack gäb's prima Argumente für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit. Tipp: 3:1, Doppelpack Robben, aber keine Schale ... (Sie müssen noch weiterlesen. Wenn Sie abkürzen wollen, dann ab zum Schalke-Absatz).
Wie geht's dem BVB?
Unterschätze niemals die Wucht von Bildern! Vor allem nicht, wenn's um brenzlige Personalien geht. Und so eine ist Peter Stöger ja aktuell. Den Bewegtbild-Statements des Dortmunder Cheftrainers zum Topspiel beim FC Bayern wird auf der Klub-Homepage ein statisches Miesepeter-Foto vorangeschaltet. War's das nun für den Österreicher? Nein, nein. Sicher nicht. Und mit Mobbing hat das auch nichts zu tun, denn in der Vier-Foto-Rotation finden sich auch lächelnde Varianten des 51-Jährigen. Eigentlich eine pfiffige Idee der schwarzgelben Medienabteilung, denn irgendwo zwischen mies und gut pendelt wohl tatsächlich der innere Zufriedenheitskompass des Trainers.
In der Bundesliga ist er (wir unterschlagen das sieglose Kapitel 1. FC Köln mal freundlich) nicht zu schlagen. Zwölf Spiele mit dem BVB, sieben Siege, fünf Remis, keine Niederlage. Doch der ersehnte Ruhe-Engel als Wächter der gestressten BVB-Seele ist Stöger nicht. Sein Fußball ist eine langweilige Anti-Klopp-Variante, kaum kompatibel mit dem Furor-Anspruch des Klubs und vieler Fans. Und so diskutieren sie heftig, ob der BVB den Vertrag im Sommer einfach auslaufen lassen sollte - oder ihn doch verlängern. Diese Variante würde den Verein allerdings vom ersten ins zweite Paradoxon führen: Denn alle denkbaren Kandidaten für die nächste Saison sind auch Kandidaten beim FC Bayern. So, nun aber wieder Fußball - und freiwillig den Miesepeter spielen: "Unser Plan ist es nicht, dass sie gegen uns die Meisterschaft fest machen. Die Vorzeichen sind relativ klar verteilt. Sie haben den Anspruch, die beste Mannschaft zu sein. Das erfüllen sie. Wir wollen zweitbeste Mannschaft sein, dieses Ziel haben wir noch nicht erreicht."
Okay, Themenwechsel: Wie geht's Mario Götze? Für alle, die nun ob der Frage überrascht sind, Folgendes: Der Weltmeistermacher war von Bundestrainer Joachim Löw nicht für die Top-Tests der Nationalelf gegen Spanien und Brasilien eingeladen worden und muss um eine Nominierung für die ausgerufene Mission Titelverteidigung bangen. Also, wie geht's? "Ich habe ihn in diesen zehn Tagen ziemlich klar erlebt, nicht zu Tode betrübt oder am Boden zerstört. Er versucht, bei diesem Großereignis dabei zu sein und weiß, dass er noch die Möglichkeit hat. Er hat wohl die Info bekommen, was man sich von ihm erhofft und erwartet. Ich habe danach einen sehr guten und motivierten Eindruck von ihm gehabt. Er nimmt die Situation so an, wie sie ist", so Stöger. Eine Tiptop-Parallele zum Trainer. Der übrigens nun seine erste Liga-Niederlage kassiert (Tipp). Alles weitere siehe oben.
Warum wird der FC Bayern nicht Meister?
Weil es den FC Schalke 04 gibt. Der schlägt daheim den SC Freiburg (15.30 Uhr) mit 1:0 (oh, jetzt haben wir den Tipp vorweggenommen), stellt den Klubrekord von sechs Siegen in Serie ein und verhindert damit den vorzeitigen Titeltriumph der Münchner. Ein klitzekleines Fünkchen Rache für die last minute "geraubte" Schale am 19. Mai 2001 und den unentgeltlichen Wechsel ihres Spielmachers Leon Goretzka. Der nämlich schmerzt der königsblauen Kasse gewaltig. Und sie schreit gleich nochmal laut "Aua", weil vermutlich auch Max Meyer geht, ohne dass irgendjemand dafür löhnen müsste. Der Weg zum Geld führt also nur über die Champions League. Und deswegen ist die Meisterrache auch nur nebensächlich, Manager Christian Heidel sagt: "Eine Champions-League-Teilnahme verändert einen Verein." Das hat auch Domenico Tedesco schon getan: Selten waren die Schalker in den vergangenen Jahren so stabil und effektiv. Aber wohl auch selten fußballerisch so unaufregend. Ein Satz, der am Trainertalent knallhart abprallt. "Das trifft uns nicht", sagt er. "Wir würden am liebsten 20 Mal pro Spiel aufs Tor ballern. Aber in erster Linie wollen wir gewinnen. Man muss wissen, wo die eigenen Stärken sind."
Wer rettet den HSV?
Hamburgs Trainer Christian Titz nutzte die Punktspiel-Pause, um den verunsicherten Profis seine Spielidee, die gegen Hertha BSC (1:2) für die beste Halbzeit seit langem gesorgt hatte, weiter zu vermitteln. Zudem setzt er beim seit 14 Partien sieglosen HSV verstärkt auf Teambuilding. Gar keine einfache Aufgabe, beim immer noch tüchtig aufgeblasenen Profikader ein kompatibles Event zu finden. Und so traf sich der Kader am Mittwoch nach dem Training dann auf einer Bowling-Bahn zum Mannschaftsabend. An den Vortagen hatte Titz in zwei Trainingsspielchen Sieger und Verlierer ermitteln lassen. Das unterlegene musste das siegreiche Team einladen und die Zeche zahlen. Wer fehlte? Die HSV-Sorgenkinder Walace, "Papa" und Mavraj. Wobei erstgenannter sich seine Portion Freizeitspaß ja schon unerlaubterweise beim Vergnügungstrip nach Mailand geholt hatte und künftig von sämtlichen After-Work-Events befreit ist. Besser läuft's in Sachen Reintegration für die reumütige griechische Krawallbürste Papadopoulos: Die darf sich gegen den VfB nämlich Hoffnungen auf einen Einsatz machen, Bowling-Ausladung hin oder her.
Im Schwabenländle ist die Stimmung derweil auch ohne polychrom kolorierte Schuhe an den Füßen prächtig. Zwar darf sich Stuttgarts Trainer Tayfun Korkut (anders als sein geschasster Vorgänge Hannes Wolf) nicht mit dem Titel "Trainer des Jahres" schmücken, das dürfte ihm aber schnuppe sein. Der VfB ist unter Korkut noch immer ungeschlagen – und zwar seit nunmehr sieben Spielen. Womit Korkut wiederum, das hat der "Kicker" herausgefunden, erfolgreicher ist als Bundestrainer Joachim Löw in seiner Anfangszeit als VfB-Coach. Klappt's heute mit dem Sieg gegen den HSV (was ziemlich wahrscheinlich ist), zieht Korkut mit Matthias Sammer und Willi Entenmann gleich, um dann am ewigen Babbel-Rekord von neun ungeschlagenen Spielen seit Amtsantritt zu sägen. Tipp: 2:0.
Was ist sonst noch so los?
1899 Hoffenheim – 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr): Julian Nagelsmann hat schlechte Laune. Einmal mehr nerven ihn die Länderspieltermine. "Die Regelung ist eine absolute Katastrophe", schimpft er vor dem Ligaspiel gegen Köln. Und jetzt? Machste nix. Lebbe geht halt weida. Auch für den Effzeh. Wobei die Formulierung für die rheinische Gemütslage ein bisschen zu negativ ist. "Die Stimmung ist gut, aber wir singen jetzt nicht "Nie mehr Zweite Liga" in der Kabine", sagt Trainer Stefan Ruthenbeck. "Es wird gelacht, vor und nach dem Training. Aber wir sind jetzt nicht super euphorisch." Erstmals seit dem 2. Spieltag ist Köln nicht mehr Letzter, der Rückstand auf Mainz und Wolfsburg beträgt nur noch fünf Punkte. Zudem spielt der Effzeh vor den beiden Konkurrenten und kann diese unter Druck setzen. Tipp: 1:1
Bayer Leverkusen – FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr): Spannender als das Spiel gegen die Augsburger ist aus Bayer-Perspektive die Zukunft von Nationalmannschaftskeeper Bernd Leno. Der nämlich wird heftig angeflirtet, von Atlético Madrid, vom FC Arsenal und auch vom SSC Neapel. Leno, so heißt es, sei nicht abgeneigt, würde allerdings 25 Millionen Euro kosten und damit teuerster deutscher Keeper werden. Und sonst so? Puh, naja, vielleicht das hier: Der lange verletzte Verteidiger Jeffrey Gouweleeuw steht beim FCA vorm Comeback. Tipp: 2:0.
Hannover 96 – RB Leipzig (Samstag, 15.30 Uhr): Wieder so ein Spiel, wo der sportliche Reiz angesichts der heftig schwächelnden Gastgeber - vier Pleiten in Serie - und der konstanzbefreiten Gäste nicht geneigt ist, eine Staatseuphorie auszulösen. Aber immerhin in Sachsen dürften sie vorab erhöhten Puls bekommen. Denn der vom FC Bayern und dem BVB umworbene Coach Ralph Hasenhüttl sagt plötzlich: "Ich hatte in den letzten Tagen Zeit, mir Gedanken über meine Zukunft zu machen. Ich sehe nicht, dass ich mit diesem Verein und dieser Mannschaft das Limit schon erreicht habe. Ich kann mir gut vorstellen, weiter mit dieser Mannschaft zu arbeiten." So viel ja ( ) nein ( ) vielleicht (x) in Sachen Bayern-Flirt muss gewürdigt werden, Tipp: 0:2.
Hertha BSC – VfL Wolfsburg (Samstag, 20.30 Uhr): Bruno Labbadia hatte einen schlechten Start, schlechter sogar als jeder andere VfL-Trainer vor ihm. Doch der Retter a.D. lässt sich nicht entmutigen. In der Länderspielpause ließ er seine abstiegskampfuntauglichen Kreativchaoten Spielaufbau und Torabschlüsse üben: Denn daran mangelt's. Mit gerade einmal 274 Abschlussversuchen ist der VfL die zweitschlechteste Mannschaft der Liga. Noch schlechter ist nur, Obacht, die Hertha. Sie bringt's auf gerade einmal 251 Abschlüsse. Tipp: 0:0, kann ja nur.
Werder Bremen – Eintracht Frankfurt (Sonntag, 15.30 Uhr) Bestünde die Bundesliga aus Konjunktiven, dann läse sich die aktuelle Situation von Werder prächtig: In der "Kohfeldt-Tabelle" lägen die Bremer mit 28 Punkten auf Rang acht und würden am Sonntag gegen die Frankfurter Eintracht um das Upgrade auf einen Champions-League-Platz spielen. Blöd nur, dass es in der Realität noch die Spiele vor dem Trainerwechsel gab, und so ist, Achtung Phrasenschach (I), noch alles drin: "theoretisch können wir am Ende ja sogar Letzter werden." Ob sich Florian Kohfeldt in Anbetracht der Konkurrenz (ein unisono gebrülltes "Huhu hier unten" vom HSV und vom 1. FC Köln) darüber tatsächlich Sorgen machen muss, sei mal dahingestellt. Fakt ist nämlich, dass Grün-Weiß unter Motivationsmonster Kohfeldt spielt und punktet wie ein Spitzenteam. Und so orakelt der "Kicker" bereits: "Wäre Kohfeldts Werder sogar reif für die Champions League?" Die Antwort ist wie immer ein klares Jein – mehr Eindeutigkeit gibt es vielleicht nach dem europäischen Eignungstest gegen die Eintracht, die sich ja schon an den Gedanken gewöhnt hat, in der kommenden Saison international zu spielen. Oder mit den Worten von Marco Russ gesagt: "Die Europa League wäre für die Fans schon der Wahnsinn. Was da erst in der Champions League los wäre…" Die Frage können wir zwar auch nicht beantworten, dafür aber eine konjunktivische These aufstellen: Schlüge nämlich Kohfeldts Werder die Kovac-Elf, dann würde das die Liste der möglichen Bayern-Trainer um einen weiteren Kandidaten bereichern. Allein schon deswegen der Tipp: 1:0.
FSV Mainz 05 – Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 18 Uhr): Sandro Schwarz ist Trainer des FSV Mainz 05. Er spielt zum Abschluss des 28. Spieltags erstmals zuhause gegen Borussia Mönchengladbach. Und er könnte Geschichte schreiben. Denn noch nie hat ein Mainzer Coach seines erstes Heimspiel gegen die Elf vom Niederrhein verloren. Jürgen Klopp und Martin Schmidt holten jeweils einen Punkt, Thomas Tuchel gewann sogar. Tipp: Die Serie reißt, 0:1.
Wer spielt das beste Phrasenschach (I)?
"Wenn Sie Trainer beim FC Bayern sind, das ist wie Lebenselixier, das ist Jungbrunnen pur." Jupp Heynckes kann den Job nur empfehlen.
Wer spielt das beste Phrasenschach (II)?
"Das ist oft die Kita oder der Kindergarten, dass ich meine Kinder holen muss." So antwortete Augsburgs Trainer Manuel Baum auf die Frage, wie er bei einem Anruf mit der Münchner Vorwahl 089 reagiere.
Quelle: ntv.de