Fußball

Die Lehren des 21. Spieltags FC Bayern spottet, RB Leipzig berappelt sich

"Hertha hat von Anfang an nur Zeitspiel gemacht": Thomas Müller.

"Hertha hat von Anfang an nur Zeitspiel gemacht": Thomas Müller.

(Foto: imago/Eibner)

Der FC Bayern feiert sich und seine Mentalität, nur Thomas Müller macht sich über die arme Hertha lustig. RB Leipzig steuert weiter in Richtung Champions League - und in Dortmund hoffen sie auf ein Ende der Diskussionen.

1. Der FC Bayern produziert Adrenalin

Und wieder ein Rekord: Seit der Saison 1992/93 werden die Daten in der Fußball-Bundesliga ganz genau erfasst. Seitdem hat keine Mannschaft später ein Tor geschossen als der FC Bayern an diesem 21. Spieltag in Berlin. Robert Lewandowski traf nach exakt 95 Minuten und 56 Sekunden zum 1:1 und damit die wackere Hertha mitten ins Herz. Die Münchner sind auf gutem Weg, aus der Ausnahme eine Regel zu machen: Sie schlagen in der Nachspielzeit zu, in dieser Saison bereits zum dritten Mal. Die anderen erklären das gerne mit Glück. Die Bayern selbst verweisen auf ihre Siegermentalität, auch wenn es nur zu einem Remis gereicht hat.

"Wir kämpfen immer bis zum Ende": Robert Lewandowski.

"Wir kämpfen immer bis zum Ende": Robert Lewandowski.

(Foto: imago/Matthias Koch)

Torschütze Lewandowski konstatierte: "Wir kämpfen immer bis zum Ende. Da versuchst du alles, was noch möglich ist. Adrenalin und Selbstbewusstsein gehen hoch. Die Fans werden noch länger darüber reden." Und: "Wenn du in letzter Sekunde ein Tor schießt, bedeutet das für die ganze Mannschaft, dass du im nächsten Spiel noch stärker wirst." Kapitän Philipp Lahm sagte: "Bei anderen Teams heißt es, sie haben eine super Moral. Bei uns ist es der Bayern-Dusel." Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Nur eins steht fest: Mit einem Bonus für die Münchner hat das nichts zu tun. Das haben Collinas Erben bereits am Sonntag erklärt. Bei aller Zufriedenheit mit sich und der Welt war es allerdings nicht die feine Art, wie sich Thomas Müller hinterher über die Berliner lustig machte: "Hertha hat von  Anfang an nur Zeitspiel gemacht", sagte der Nationalspieler und  spottete: "Sie sollen sich mal anschauen, wie viele Krämpfe es ab der 50. Minute gab bei einer Mannschaft, die keine englischen Wochen hat." Ansonsten muss sich der Tabellenführer keine Sorgen machen, dass seine Leistungen auf dem Weg zum fünften Meistertitel hintereinander nicht ausreichend gewürdigt werden. Doch eins hat diese Partie im Olympiastadion trotz allem gezeigt: Dieser FC Bayern unter Trainer Carlos Ancelotti ist und bleibt bei aller Klasse verwundbar. Es muss sich nur jemand finden, der das auch ausnutzt.

2. Die Hertha zeigt, wie es gehen kann

Berlins Trainer Pal Dardai hat ein Problem: "Mit der Art und Weise bin ich sehr zufrieden. Aber jetzt habe ich eine traurige Mannschaft nach einem grandiosen Spiel." In der Tat hatten seine Spieler mit einer gehörigen Portion Leidenschaft dem FC Bayern das Leben sehr schwer gemacht. Der Rest ist bekannt. Aber immerhin: Die Hertha präsentierte sich nicht etwa ängstlich, sondern bot dem Tabellenführer mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Stirn. Und am Ende fehlte nur ein kleines bisschen Glück - und Können. Schließlich wäre es vermutlich eine gute Idee gewesen, Arjen Robben in dieser mittlerweile schon legendären 96. Minute nach dem Freistoß des Kollegen Thiago Alcántara nicht aus 14 Metern frei schießen zu lassen. Taten die Berliner aber - und so angelte sich Lewandowski den Abpraller und traf. "Das hätten wir besser verteidigen müssen", räumte Dardai dann auch ein - nachdem er sich ein wenig beruhigt und im frischen Zorn von einem "Bayern-Bonus" gesprochen hatte. Er hat gute Gründe, sich über seine Mannschaft zu freuen. Sie war ganz nahe dran. Und das mit der Qualifikation für den Europapokal kann ja immer noch klappen.

3. RB Leipzig lässt nicht locker

So sieht die Freude über den ersten Auswärtssieg des Jahres aus.

So sieht die Freude über den ersten Auswärtssieg des Jahres aus.

(Foto: imago/Eibner)

"Es war wichtig, die drei Punkte zu holen, um den anderen zu zeigen, dass wir noch heiß sind", erklärt Emil Forsberg. Denn ja, die Jungs von Ralph Hasenhüttl können es eben doch noch: Siegen. Nach zwei Niederlagen hintereinander hat der Bundesliga-Neuling - ja, das gerät schon in Vergessenheit - seine kleine Serie an Misserfolgen gestoppt. Und das gegen ebenfalls aufstrebende Borussen aus Mönchengladbach. Obwohl nun 45 Punkte auf dem Konto und den zweiten Tabellenplatz fest im Griff, war es für die Leipziger tatsächlich der erste Auswärtssieg in diesem Jahr. Mit den drei Punkten dieses Wochenendes rücken die Leipziger sogar etwas näher an den scheinbar schon enteilten FC Bayern heran. Und die spielen gerade ja bekanntlich nicht den überzeugendsten Fußball. Dennoch besteht ein Respektsabstand von fünf Punkten nach ganz oben.

"Ich glaube, wir waren von zwei guten Mannschaften die etwas bessere. Heute haben wir uns das Quäntchen Glück dann auch erarbeitet - verdient, wie ich finde", sagte Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl nach dem Spiel - das übrigens wieder einmal von Protesten gegen den Leipziger Verein überschattet wurde. "Wir verurteilen jeden geworfenen Stein... der Euch Kunden nicht getroffen hat", stand auf einem Banner. Doch wenn der Aufsteiger in seinem ersten Bundesliga-Jahr der Vereinsgeschichte sofort den Sprung in die Champions League schafft - und das scheint absolut machbar, schließlich ist der Tabellendritte Dortmund schon sieben Zähler weg - werden sie in Leipzig über derlei Sprüche vermutlich nur noch lachen.

4. Der BVB arbeitet gegen den Imageschaden

Nichts wünschen sie sich bei der Dortmunder Borussia mehr, als dass nicht mehr die ganze Republik über die Fans des BVB diskutiert. Der Imageschaden ist nach den Geschmacklosigkeiten und Prügeleien bei und vor dem Spiel gegen RB Leipzig ohnehin schon groß genug. Immerhin haben sie nun die Partie vor der gesperrten Südtribüne mit ihren knapp 25.000 Stehplätzen hinter sich. Es ist alles gut gegangen. "Ich bin froh, dass heute von Dortmund ein friedliches Zeichen ausgegangen ist", sagte Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange. Seine Behörde verbuchte es als Erfolg, dass Beamte zwei Männer erkannten, die vor zwei Wochen rund um das Spiel gegen Leipzig gewalttätig gewesen sein sollen. Sie wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen, gegen sie wird ermittelt. Und sportlich hat die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel die ihr gestellte Aufgabe beim 3:0 gegen arg schwache Wolfsburger prima gelöst. Als Belohnung steht der BVB nun auf Platz drei der Tabelle. "Wir haben jetzt zehn Punkte aus den vergangenen fünf Spielen geholt." Das sei gut, sagte Tuchel. Und er freute sich darüber, ohne Gegentor geblieben zu sein: "Wir sind derzeit sehr fleißig und diszipliniert in der Abwehr." Zur Causa Südtribüne bemerkte er: "Die Mannschaft hat das hervorragend gemacht und sich nicht beeindrucken lassen. Ich hoffe, dass wir das nicht noch einmal erleben."

5. Wolfsburg mutlos, Werder gut gelaunt

Sieht dieser Mann zufrieden aus? Valérien Ismaël.

Sieht dieser Mann zufrieden aus? Valérien Ismaël.

(Foto: imago/Team 2)

Wie sieht's eigentlich im Kampf gegen den Abstieg aus? Kurz gefasst: Fünf Mannschaften kämpfen um zwei Plätze, die ohne Wenn und Aber die Rettung bedeuten. Wobei der SV Darmstadt 98 nach der Niederlage bei der TSG Hoffenheim wieder etwas abgeschlagener am Tabellenende steht. Der VfL Wolfsburg ist jedenfalls wieder dort, wo er auf keinen Fall hinwollte - wenn er überhaupt jemals weg war. Die Mannschaft von Trainer Valérien Ismaël ist nach dem mutlosen Auftritt in Dortmund nur noch drei Punkte vom Relegationsplatz entfernt. 22 Punkte nach 21 Spieltagen - so wenige hatten die Wolfsburger zuletzt in der Saison 2005/2006 auf dem Konto. Seinerzeit entgingen sie am letzten Spieltag dem Abstieg. Maximilian Arnold sagte nach der Niederlage: "Das war zu mutlos, nicht resolut genug, nicht präsent genug. Jetzt müssen wir uns schütteln und weitermachen."

Das ist insofern ein guter Plan, als dass am Freitag der SV Werder Bremen ins Stadion am Mittellandkanal kommt. Er und sein Trainer Alexander Nouri werden das nach dem Erfolg in Mainz, dem ersten Sieg in diesem Jahr, leidlich gut gelaunt tun. "Es ist eine Befreiung, denn die vier Niederlagen in Serie waren hart", sagte Nationalspieler Serge Gnabry. Apropos gute Laune: Auch der FC Ingolstadt ist, nicht erst seit dem 2:0 in Frankfurt, weit davon entfernt, sich aufzugeben. "Meine Mannschaft hat genau die Mentalität und den Glauben gezeigt, um solche Dinge wegzustecken", sagte Trainer Maik Walpurgis. Und der Hamburger SV? Ist auch noch in der Verlosung. Und das nicht allein, weil Aaron Hunt beim 2:2 gegen den SC Freiburg einen Elfmeter verschoss und so den Sieg verschenkte.

6. Die Hoffenheimer reifen gut

Julian Nagelsmann blieb gelassen: "Wir sind nicht mehr nur die Kraichgau-Brasilianer wie zu den Zeiten, als ich noch als Zuschauer auf der Tribüne saß", sagte der Trainer der TSG Hoffenheim, nachdem seine Mannschaft sich enorm hatte anstrengen müssen, um das Schlusslicht aus Darmstadt zu besiegen. "Ich glaube, wir haben da eine Entwicklung gemacht: Auch gegen unangenehme Gegner Geduld zu zeigen." Somit bleibt die TSG punktgleich mit der Dortmunder Borussia und steuern auf Kurs in Richtung Europapokal. Zumindest die Europaliga muss kein Traum bleiben, vielleicht reicht es am Ende gar für Platz vier, der zur Qualifikation für die Champions League berechtigt. Oder, Herr Nagelsmann? "Klingt schön, ist aber ein weiter Weg." Andrej Kramaric, der sein Team mit zwei Toren erlöste, gab sich da schon ein wenig optimistischer: "Ich glaube, wir können in dieser Saison etwas erreichen - ich sage aber nicht was." Wir sind gespannt.

Quelle: ntv.de

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