Fußball

Lehren des 8. Bundesliga-Spieltags Hihi, die Bayern sind kitzelig

Spaß-Burschen.

Spaß-Burschen.

(Foto: imago/Eibner)

Eine prima Woche hat der FC Bayern gespielt, findet der Klub-Boss. Und verweist dabei auch auf seinen eigenen Anteil. Der BVB spielt so besser nicht weiter und Norbert Meier setzt ein Zeichen gegen den Schiedsrichter-Hass.

Rummenigge findet Bayerns erogene Zonen

Der FC Bayern ist keine Maschine. Nein, auch der FC Bayern hat Gefühle. Das weiß niemand besser als Klubchef Karl-Heinz Rummenigge. Und als väterlicher Freund hat er freilich einen Erziehungsauftrag. Den musste er vergangene Woche mit Wucht durchdrücken. Zu pubertär waren die Münchener unterwegs. Bockig, lustlos, irgendwie schien alles egal. So geht das nicht. Da musste der Papa also mal laut werden. Die ganze aufmüpfige Bande hat er mal amtlich eingenordet. Ein paar Tage und zwei Spiele später hat sich das bereits nachweislich ausgezahlt. Die Bayern gewinnen in der Champions League mit 4:1 gegen den PSV Eindhoven und am achten Spieltag der Fußball-Bundesliga mit 2:0 gegen Angstgegner Borussia Mönchengladbach.

Zwei Siege am Stück, das hatte es in München zuletzt Ende September gegeben. Angesichts dieser neuen Erfolgsserie wollte nun natürlich jeder wissen, wie dem FCB-Granden das Wachküssen des eingenickten Riesen denn so plötzlich gelungen sei. Und Rummenigge, der seine pädagogischen Praktiken der Welt nicht als exklusives Wissen vorenthalten wollte, erklärt: "Man muss die Mannschaft manchmal auch ein bisschen kitzeln." Mit Hihi-Haha-und-Hoho-Fußball walzte sich der Fußball-Rekordmeister schließlich über seine letzten beiden Gegner hinweg. Dass es dabei dennoch den einen oder anderen Minutenschlaf gab? Mein Gott! So ein Riese ist halt träge, vor allem wenn er gerade erst geweckt wurde.

So geht's nicht, lieber BVB

Borussia Dortmund hat sich im Sommer ja bekanntermaßen eine launige Spektakeltruppe zusammengekauft, die die Bayern tüchtig ärgern sollte. Und so rauschhaft, wie sich die Liga das erwarten konnte, so schnell, wild und wüst donnerte der BVB über seine Gegner hinweg. In der Liga, in der Champions League. Selbst die 0:1-Niederlage bei den Rasenballsportlern in Leipzig am zweiten Spieltag war noch einigermaßen geschmeidig für jedes Fan-Auge.

Musste in Ingolstadt lange leiden: Thomas Tuchel.

Musste in Ingolstadt lange leiden: Thomas Tuchel.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Doch dann ging's vor drei Wochen zum TSV Bayer 04 nach Leverkusen, mithin zu einer Mannschaft, die aktuell nicht so genau weiß, ob sie richtig gut oder einfach nur maßlos überschätzt ist. Jedenfalls verlor die Mannschaft von Thomas Tuchel dort mit 0:2. Und seitdem hängt der schwarzgelbe Express im Kerngeschäft Bundesliga irgendwie neben dem Gleis. War das 1:1 gegen die Hertha noch ein Betriebsunfall der unspektakulären Art, schließlich ballern sich die Berliner derzeit in immer realere Champions-League-Träume, so lässt sich das 3:3 gegen Ingolstadt an diesem achten Spieltag trotz großer Verletzungssorgen nicht mehr ganz so schön reden. "So kannst du nicht spielen", schreibt die "Bild"-Zeitung dem Trainer die Worte etwas verdichtet in die Mund. Gesagt hat er es im Original (völlig wertfrei, wie er betont) ein wenig ausführlicher: "Wir waren in der gesamten ersten Halbzeit nicht bereit. Mit dieser Körperspannung und mangelnder Schärfe kannst du nicht Bundesliga spielen." Als Anklage an seine Bubi-Bande will Tuchel das aber nicht verstanden wissen: "Ich bin weit davon entfernt, einen Vorwurf zu formulieren. Es geht viel besser. Aber in der Summe, was wir da verlangen, habe ich Verständnis." Stellt sich nun nur die Frage: Verlangt der Trainer vielleicht ein bisschen viel?

Wenn der Trainerwechsel nix mehr taugt, …

Es steht nicht gut um den HSV. Das weiß auch Coach Markus Gisdol.

Es steht nicht gut um den HSV. Das weiß auch Coach Markus Gisdol.

(Foto: imago/Michael Schwarz)

... dann bleibt ja eigentlich nur noch, die ganze Mannschaft rauszuwerfen. In Hamburg hätten die Fans sicher nichts gegen eine solche Idee. Und wenn dann auch noch die sportliche Leitung mit aufs Elbfloß Richtung Nordsee gesetzt würde, dann fände die Fan-Seele endlich ihren Frieden. Was da derzeit trotz Trainerwechsel zu Markus Gisdol wieder einmal rund um den HSV passiert, vergrault aber nicht nur die Zuschauer, es kotzt auch die verantwortlichen Arbeitnehmer an. So wütete Keeper Rene Adler nach dem peinlichen 0:3 gegen Eintracht Frankfurt: "Ich habe keine Lust, immer das Arschloch zu sein. Wir haben uns abschlachten lassen, das ist auch eine Einstellungsfrage". Die müssen sich die auch die Fußballer des VfL Wolfsburg dringend gefallen lassen. Im letzten reinen Leidenschaftstempel der Liga, dem Jonathan-Heimes-Stadion in Darmstadt, waren sie stets darum bemüht, ihre Samtpfötchen möglichst kratzerfrei zu halten. Gegen eine Mannschaft, die vor allem darauf aus ist, sich ihre Punkte im Kampf zu verdienen, führt das in der Summe zu einem jämmerlichen 1:3. Und das, obwohl der neue Coach, Interimslösung Valérien Ismaël, doch im Training so viel mehr Leidenschaft als zuletzt ausgemacht hatte. Nach dem Desaster rief der endlich wieder erfolgreiche Nationalspieler Mario Gomez den Abstiegskampf aus. Der indes kann nur gewonnen werden, wenn der Wille stimmt. Und dafür ist nun wahrlich nicht nur der Trainer verantwortlich.

Trainer und Schiedsrichter sind keine Feinde!

Nun, es gibt den Fall Roger Schmidt. Leverkusens Trainer wird wohl später in seinem Leben keine Stiftung zum Wohl von Unparteiischen gründen. Zu oft liegt Schmidt mit den Meinungen der Schiedsrichter über Kreuz oder widersetzt sich ihnen gar. Den aktuellen Spinner-Fall (Trainerbeleidigung) haben unsere Experten von "Collinas Erben" aufgeschrieben. Auch sein Kollege Peter Stöger vom 1. FC Köln gehört nicht zu den Menschen, die sich für Entscheidungen der Referees begeistern können. Nicht zuletzt hat die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur nun seine beiden legendären Sätze zum Spruch des Jahres gekürt: "Ich habe dem Linienrichter meine Brille angeboten. Aber auch das hat er nicht gesehen." Und am Wochenende bei der Niederlage seines Effzeh im Spitzenspiel bei der Hertha haderte der Österreicher im Berliner Olympiastadion wieder mit der Bewertung entscheidender Szenen. Auch wenn er dazu nichts sagen wollte: "Ich werde mich nie wieder zu Schiedsrichter-Entscheidungen äußern. Das kommt nicht so gut."

Was dagegen gut kommt, weiß offenbar Norbert Meier. Der nämlich hat den Vierten Offiziellen nach dem zwischenzeitlichen 2:1 gegen Wolfsburg (Endstand 3:1) einfach mal besprungen. Euphorisch und völlig enthemmt warf er sich Tobias Christ um den Hals. Es war quasi ein Akt von Hilflosigkeit, denn nach dem Treffer durch Laszlo Kleinheisler (68.) fand Meier so schnell keinen Knuddel-Ersatz. Im Rückblick scheint Meier seine Flugeinlage aber doch ein wenig unangenehm zu sein. Bei den Erklärungsversuchen jedenfalls widersprach sich Meier ein bisschen. "Ich bin weggerutscht, er war dann meine kleine Stütze. Ich habe mich beim Jubeln in der Richtung geirrt." Der Besprungene reagierte gelassen auf die Darmstädter Überraschungs-Klette. "Er hat mich aber gebeten, es nicht nochmal zu tun", berichtete Meier. Gänzlich rückgängig würde er seine spontane Aktion aber trotzdem nicht machen wollen. "Vielleicht ist es doch mal ganz gut, wenn sich Trainer und Schiedsrichter nicht im Clinch begegnen."

Leipzig findet den Dosenöffner

Hat er das wirklich gesagt? Ja, er hat. "Der Dosenöffner war das 1:0 durch Naby Keita". Das Zitat stammt von Trainer Ralph Hasenhüttl, gesprochen nach dem 3:1-Erfolg gegen Werder Bremen. Wie der Österreicher bei Sky bekannte, nutzt er diese Formulierung gerne. Verrückt bei einem Klub, der überhaupt nur wegen des Erfolgs erweckender Dosen existiert. Ob intelligente Selbstironie oder blöder Zufall, lustig ist's irgendwie schon. Denn was wirft das jetzt für zynische Fragen auf? Hat der Österreicher noch nie Red Bull getrunken? Und wenn doch, dann immer nur aus Glas oder Flasche, weil er nicht wusste, wie er sonst an die Brause kommen sollte? Diesen Spott kann Hasenhüttl freilich ertragen. Denn auch wenn er an der Dose kein Riese ist, die Mannschaft von RB hat er prima im Griff. Nach acht Runden sind die jungen Bullen immer noch ungeschlagen und mittlerweile Bayern-Verfolger Nummer eins. Schade eigentlich, dass das Kräftemessen von Rekordmeister und Superaufsteiger - die Sachsen knackten jetzt den 1. FC Kaiserslautern, der als Aufsteiger 1997/1998 die ersten sieben Saisonspiele nicht besiegt worden war - erst am 16. Spieltag steigt. Oder vielleicht auch nicht? Denn wenn's so weitergeht, könnte der Liga am 33. Spieltag ein spätes Finale um die Meisterschaft winken.

Starke Hertha - nicht nur auf dem Platz

Wer mit Gott im Bunde ist, der kann nur glücklich sein. Gestern war der Allmächtige im Berliner Olympiastadion zu Besuch. Zumindest vermutet das Herthas Coach Pal Dardai - und war daher glücklich. Denn im Duell der Überraschungsteams gegen Köln (2:1) hatte seine Elf zwar am Ende ein kleines bisschen Dusel, verdiente sich den Sieg aber über 90 Minuten vollauf. Sportlich präsentiert sich die "alte Dame" fidel und fröhlich wie lange nicht. Doch auch abseits der grünen Wiese zeigt sich der Klub stark und richtet sich dabei gegen Idioten aus der eigenen Fanszene. Die hatte im Spiel gegen die Kölner ein homophobes Banner gezeigt. "Lasst doch den Blödsinn sein! Hertha BSC distanziert sich seit jeher von jeglicher Form von Diskriminierung", twitterten die Berliner nach dem Spiel. In der Ostkurve war in großen Buchstaben zu lesen: "WH 96: Lieber eine Mutter als zwei Väter." Hintergrund ist eine verbale Auseinandersetzung der Ultra-Fangruppen der beiden Klubs. Wie bei anderen Vereinen äußern sich Teile der Berliner Anhängerschaft homophob. Allerdings unterstützt der Verein viele Projekte gegen Diskriminierung und die "Hertha-Junxx", den ersten schwul-lesbischen Fanklub der Bundesliga. Doch trotz des Klub-Bekenntnisses wird der DFB-Kontrollausschuss ermitteln.

Quelle: ntv.de

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