Fußball

So läuft der 34. Spieltag Mit "Messer" im Mund in den Abstiegskampf

Zu Beginn der Rückrunde besiegte Werder Bremen Fortuna Düsseldorf mit 1:0 - jetzt stehen sich beide Mannschaften im Fernduell gegenüber.

Zu Beginn der Rückrunde besiegte Werder Bremen Fortuna Düsseldorf mit 1:0 - jetzt stehen sich beide Mannschaften im Fernduell gegenüber.

(Foto: imago images/Sven Simon)

Steigt Werder Bremen zum ersten Mal seit 40 Jahren ab - oder sorgt vielleicht Claudio Pizarro kurz vor dem Karriereende doch noch für ein Wunder von der Weser? Düsseldorf hat alle Trümpfe in der Hand, Gladbach und Leverkusen fechten ein Geld-Duell aus - und Bayern will Tore.

Macht Pizarro das Wunder wahr?

Die Vorzeichen sind klar: Es braucht ein Wunder von der Weser, will Werder nicht zum ersten Mal seit 40 Jahren absteigen. Das Problem ist auch klar: In dieser Saison gibt es bei den Bremern so ziemlich alles - außer Wunder. Besonders, wenn sie mit vielen Toren gesegnet sein sollen. Werder muss gegen den 1. FC Köln (alle Spiele 15.30 und im Liveticker auf ntv.de) gewinnen und selbst das ist bei der erschreckenden Heimbilanz (ein Sieg, drei Unentschieden, zwölf Niederlagen, neun zu 35 Tore) alles andere als ein Selbstläufer. Immerhin haben die Kölner ihrerseits erst vier Spiele in der Fremde gewonnen. Dann muss aber auch noch Fortuna Düsseldorf bei Union Berlin verlieren. Die Köpenicker sind zwar heimstark (sieben Siege), aber zeigten am 33. Spieltag beim 0:4 gegen Hoffenheim schon mal, was es heißt, wenn es für eine Mannschaft um nichts mehr geht. Düsseldorf ist zwar das auswärtsschwächste Team der Liga, holte auf gegnerischen Plätzen aber immerhin sechs Unentschieden - und das würde diesmal wohl genügen. Denn das Pulver für die vier Treffer, die Werder dann bräuchte, haben die Hanseaten schon beim 5:1 über Paderborn verschossen.

Der erste Bremer Gang in die 2. Liga seit 40 Jahren scheint also unaufhaltsam. Werder-Coach Florian Kohfeldt will zwar "bis zur allerletzten Sekunde" kämpfen, aber wird seine Mannschaft das auch tun? Gegen Mainz am vergangenen Spieltag hätten die Hanseaten sich schon an Düsseldorf vorbeischieben können, doch weil zwar gekämpft, aber mal wieder zu wenig Tore erzielt wurden, bleibt Bremen nun nur noch diese Minichance. "Es darf uns auf keinen Fall ein zweites Mal passieren, dass wir unsere Aufgabe nicht erfüllen, wenn auf anderen Plätzen möglicherweise für uns gespielt wird", warnte daher Sportchef Frank Baumann. Über den Spielstand in Berlin wollen sie sich auf der Bremer Bank ab 15.30 Uhr stets informieren. Auf dem eigenen Platz gelte, so Kohfeldt ungewohnt martialisch, nun nur noch eines: "Messer zwischen die Zähne und raus da."

Und so hat Düsseldorf eigentlich beste Chancen, den Relegationsplatz zu verteidigen. "Wir haben unser Schicksal selbst in der Hand. Für uns geht es um sehr, sehr viel - und das muss man spüren", sagte Fortuna-Coach Uwe Rösler. Das Spiel bei Union habe "Finalcharakter": "Wir müssen abliefern." Rösler beerbte dieses Jahr Friedhelm Funkel - ein Schritt, den Werder im eigenen Verein als nicht notwendig ansah. Und mit ihm steht die Fortuna nun vor den Bremern und kann deren Abstieg aus eigener Kraft besiegeln. Besonders bitter wäre dieser für einen der besten Stürmer, den die Bundesliga je hatte: Claudio Pizarro macht nach dieser Saison Schluss und hofft darauf, mit seinen Toren (dieses Jahr ist er noch ohne Torbeteiligung) sich noch zwei Relegationsspiele mehr herauszuschlagen. 2018 stieg er mit dem Bremer Gegner aus Köln bereits in die 2. Liga ab - ebenso wie seine Teamkollegen Leonardo Bittencourt und Yuya Osako. Sollte "Piza" sein Torkonto aber auf 200 hochschrauben (197 Mal hat er in seiner Karriere bereits eingenetzt), hat Werder vielleicht doch noch die Chance auf ein Wunder von der Weser. Tipp: Selbst Pizarro kann den Werder-Abstieg nicht verhindern, Bremen spielt nur 1:1 gegen Köln und die Fortuna ringt den Unionern ein 2:2 ab.

Gladbach und Bayer brauchen das große Geld

Das kommt doch bekannt vor: Schon in der vergangenen Saison stritten sich Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen um den letzten verbleibenden Champions-League-Platz. Die Fohlen können zu Hause gegen Hertha BSC zum dritten Mal innerhalb von fünf Jahren (nach 2015 und 2016) in die Königsklasse einziehen - und haben dabei ungleich bessere Karten als der Werkself-Widersacher, der vor der Partie gegen Mainz zwei Punkte und neun Tore Rückstand hat. Ein Unentschieden würde Gladbach also wohl genügen. "Der Optimismus ist groß", sagte Trainer Marco Rose daher. Selbst Platz drei ist ja noch möglich.

Es geht beim Duell der beiden NRW-Klubs natürlich um eines: das Geld. Die Champions-League-Millionen funkeln in Zeiten der Corona-Krise extra magisch. "Wenn wir das ganz große Ziel erreichen würden, dann würde uns das nicht nur sportlich guttun", sagte Gladbachs Geschäftsführer Sport, Max Eberl. "Sondern wir hätten dann auch als Verein ganz andere Möglichkeiten, über diese Krise hinwegzukommen." Ähnlich sieht das natürlich Leverkusen, bei denen besonders ein Name mit dem Geld gleichgesetzt wird: Kai Havertz. Spielt die Werkself in der nächsten Saison "nur" in der Europa League, ist er wohl weg. Auch weil Bayer die kolportierten 100 Millionen Ablöse dann mehr als gut gebrauchen könnte. Trainer Peter Bosz glaubt derweil noch an den Verbleib seines Megatalents: "Er hat Vertrag, wenn nichts anderes passiert, gehe ich davon aus, dass er auch nächste Saison bei uns spielen wird." Immerhin könnte Leverkusen auch mit dem Gewinn der Europa League noch auf den Champions-League-Zug aufspringen. Tipp: Leverkusen besiegt Mainz zwar deutlich mit 3:0, aber Gladbach zieht nach dem 2:1 über die Hertha in die Königsklasse ein.

Und sonst so?

VfL Wolfsburg - Bayern München: So ein klein wenig kann der FC Bayern München doch noch erreichen: Einen Eintrag in die Geschichtsbücher nämlich. Mit vier Treffern in Wolfsburg würden die Münchner die 100-Tore-Marke durchbrechen, was vorher erst einem Team gelang. Natürlich auch den Bayern, in der Saison 1971/72. Damals schossen sie sogar 101 Tore. Fünf Treffer gegen Wolfsburg hat Robert Lewandoswki 2015 sogar mal in knapp sechs Minuten geschafft. Dass die Wölfe die Tore (kein Wortspiel beabsichtigt!) derart öffnen, ist aber eher unwahrscheinlich. Denn Oliver Glasners Mannschaft will den sechsten Platz gegen über der TSG Hoffenheim verteidigen und damit die direkte Qualifikation zur Europa League (ohne den Umweg über die ungeliebte Qualifikation) klarmachen. Tipp: 1:3.

Borussia Dortmund - TSG Hoffenheim: Die Männer aus Sinsheim haben in Dortmund ihrerseits eine ähnlich komplizierte Aufgabe zu meistern. Der BVB kann zwar tabellarisch nichts mehr gewinnen oder verlieren, möchte eine ähnlich peinliche Pleite wie im letzten Heimspiel gegen Mainz aber zum Saisonabschluss vermeiden. Schließlich geht es auch um möglichst viele Punkte Abstand zu Schalke 04, wie Sportdirektor Michael Zorc auf der Pressekonferenz am Donnerstag erklärte. Gut, dass Torjäger Erling Haaland in Topform ist - und dass er, was für BVB-Fans wahrscheinlich wichtiger wäre als ein Sieg an diesem Spieltag, wohl noch länger beim BVB verweilen möchte. "Ich habe hier einen langfristigen Vertrag unterschrieben und bin gerade erst angekommen", sagte der Norweger im Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Deshalb denke ich überhaupt nicht darüber nach, den Klub schon wieder zu verlassen." Tipp: 2:0.

FC Augsburg - RB Leipzig: RB Leipzig könnte von Mönchengladbach noch von Platz drei verdrängt werden (Platz vier ist nur auf dem Papier möglich) und damit wichtige TV-Gelder verpassen. Julian Nagelsmann will nach nur einem Sieg aus den vergangenen vier Partien unbedingt wieder einen Dreier einfahren und die Stellung der Leipziger als drittstärkste Macht im deutschen Fußball untermauern. Der FCA könnte mit einem Sieg und den passenden anderen Ergebnissen sogar von Platz 16 auf Rang elf springen. Tipp: 0:2.

SC Freiburg - FC Schalke 04: Nach der Pleite beim FC Bayern am 33. Spieltag mussten die Breisgauer sich aus dem Kampf um Europa verabschieden. Bei den Schalker gibt es derweil ganz andere Probleme. 15 Spiele hat der Revierklub nicht mehr gewonnen, ein weiterer Patzer und der Negativtrend würde bis in die nächste Spielzeit überdauern. "Unabhängig von unserer Serie ist es um ein Vielfaches schöner, mit einem positiven Erlebnis in die Sommerpause zu gehen", sagte Trainer David Wagner am Donnerstag beim virtuellen Mediengespräch. Außerdem: Fiele der finanziell angeschlagene S04 noch weiter in der Tabelle zurück, würden weitere Millionen fehlen. Wie es beim Krisenklub der Rückrunde rund um Boss Clemens Tönnies weitergeht, dürfte auch in der Sommerpause spannend bleiben. Tipp: 2:1.

Eintracht Frankfurt - SC Paderborn: Es ist der letzte Bundesligaauftritt der Paderborner in diesem Jahr, aber stolz kann die Mannschaft von Steffen Baumgart trotzdem sein. Mutig und kämpferisch zeigten sie sich in jedem Spiel bis auf ganz wenige Ausnahmen. Auf diese Art und Weise dürfte in der 2. Liga der Aufstieg durchaus wieder gelingen in den kommenden Spielzeiten. Ein erfolgreiches Ende einer schwierigen Saison wollen die Frankfurter mit einem Heimsieg klarmachen. Nachdem es vor einigen Wochen noch stark nach Abstiegskampf roch bei der Eintracht, kann Adi Hütters Team nun sogar noch achter werden. Tipp: 3:1.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Ich habe leider lange keinen Supermarkt oder Bäcker von innen mehr gesehen."

Werder Bremens Trainer Florian Kohfeldt auf die Frage, ob die Leute in Bremen ihn im Geschäft oder beim Bäcker aufmuntern. Wegen der strengen Hygiene-Regeln der DFL sind die Profis und Trainer der Bundesligisten angehalten, sich so wenig wie möglich in der Öffentlichkeit aufzuhalten.

Quelle: ntv.de

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