Ohrhörer mit seltenem Talent Luxuriöse Bowers & Wilkins Pi7 S2 klingen großartig
24.02.2023, 17:48 Uhr Artikel anhören
Die Pi7 ragen recht weit aus dem Ohr heraus.
(Foto: Bowers & Wilkins)
Die Bowers & Wilkins Pi7 S2 sind üppige Bluetooth-Ohrhörer mit ausgezeichneter Klangqualität, die auf Augenhöhe mit den Airpods Pro 2 ist. Auch die aktive Geräuschunterdrückung überzeugt und die Ladebox hat eine ganz besondere Fähigkeit. Nur die zugehörige App ist alles andere als luxuriös ausgestattet.
Die britische Edelschmiede Bowers & Wilkins bringt die zweite Generation seiner Bluetooth-Ohrhörer Pi7 auf den Markt. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von rund 400 Euro gehören sie zur Luxusklasse und sollen entsprechend höchste Ansprüche befriedigen. Im Test gelingt dies den Ohrhörern weitgehend.
Groß und auffallend
Die Pi7 S2 haben das etwas extravagante Aussehen ihrer Vorgänger geerbt: Aus den Kissen, die in der Ohrmuschel sitzen, ragen zwei metallisch schimmernde Zylinder relativ weit heraus. Das Design ist ansprechend, daher dürfen die jeweils 7 Gramm leichten Edel-Stöpsel ruhig etwas auffallend sein. Die Verarbeitung der nach IP45 gegen Spritzwasser geschützten Ohrhörer ist erwartungsgemäß hochwertig. Und für Ohrhörer, die fest im Gehörgang sitzen müssen, sind sie relativ bequem zu tragen.
Das Ladecase, in dem die Pi7 S2 magnetisch sicher an der Oberseite andocken, ist deutlich größer als bei den meisten anderen aktuellen Bluetooth-Ohrhörern. Es ist mit seinem Metalldeckel ebenfalls hübsch anzusehen, macht mit seinem hohl klingenden Plastikkörper aber sonst nicht allzu viel her. Für seine Größe ist es mit 47 Gramm allerdings ziemlich leicht.
Die Maße der Box sind vermutlich auf ihre besondere Fähigkeit zurückzuführen: Sie kann per USB-C-Kabel angesteckt, Stereoanlagen und andere Geräte per Bluetooth mit den Pi7 S2 verbinden. So kann man beispielsweise zu Hause seine Schallplatten mit den Stöpseln hören oder im Flugzeug kabellos die Bordunterhaltung genießen.
Klingen fast wie ein Großer
Vorausgesetzt, die in nur drei Größen mitgelieferten Silikonaufsätze passen perfekt, bieten die Ohrhörer Nutzern ein Klangerlebnis, das nahe an den Sound von guten Bügel-Kopfhörern heranreicht. Ihr Ton ist dem der von ntv.de sehr geschätzten Sennheiser Momentum True Wireless 3 oder dem der Apple Airpods Pro 2 zumindest gleichwertig - und das will schon etwas heißen.
Bowers & Wilkins erreicht das unter anderem, in dem es die Höhen einem zusätzlichen Treiber überlässt. Das ist bei Bluetooth-Ohrhörern ungewöhnlich, Huawei verwendet ein ähnliches Design bei den Freebuds Pro 2. Durch die Arbeitsteilung sind Höhen und Mitten sauber getrennt, was in einem äußerst klar definierten Klang resultiert. Dazu liefern die Pi7 S2 sehr kräftige, aber elastische und nie aufdringliche Tiefen.
Insgesamt ist der Ton warm, bleibt aber trotzdem neutral. Beeindruckend ist auch die breite und luftige Stereobühne der britischen Ohrhörer.
Spartanische App
Eigentlich muss man an dem ausgezeichnetem Klang nichts ändern. Aber nicht jeder hat das gleiche Hörvermögen und Geschmäcker sind bekanntlich ja auch verschieden. Den Sound ändern kann man aber nur mit Drittanbieter-Apps. Die zugehörige Anwendung bietet nicht mal einen rudimentären Equalizer mit ein paar Klang-Modi, geschweige denn eine individuelle Anpassung.
Im Vergleich zu den üppigen Apps beispielsweise von Sony, Sennheiser oder Jabra bietet "Music" von Bowers & Wilkins so gut wie keine Einstellungsmöglichkeit. Auch an der Touch-Steuerung mit ein, zwei, drei Tippern oder langen Berührungen kann man nichts ändern. Das macht sie einerseits einfach, andererseits fehlt beispielsweise die Möglichkeit, zugunsten einer Lautstärkeregelung auf den Aufruf digitaler Assistenten zu verzichten.
Auf hochauflösende Übertragung ausgelegt
Ein außergewöhnliches Extra hat die App aber doch zu bieten. Man kann Streamingdienste wie Tidal oder Deezer direkt einbinden, um hochauflösende Musik zu hören. Dank einer 24-Bit-Übertragung sind die Pi7 S2 dazu in der Lage. Man kann aber auch genauso gut die Apps der Dienste verwenden.
Für eine möglichst verlustfreie Übertragung unterstützen die Ohrhörer unter anderem den Bluetooth-Codec aptX HD. Die Verbindung ist auch auf längeren Distanzen stabil, laut Bowers & Wilkins auf bis zu 25 Meter. Schade: Zwei Geräte lassen sich nicht gleichzeitig verbinden, obwohl Bluetooth 5.0 dies zuließe.
Starkes ANC
Nichts zu meckern gibt es an der aktiven Geräuschunterdrückung (ANC) der Stöpsel. Auf diesem Gebiet müssen sie sich zwar den Airpods Pro 2 oder den Bose QuietComfort Earbuds II geschlagen geben. Aber die Pi7 S2 sind nahe dran und dämpfen vor allem Verkehrsrauschen ebenfalls sehr effektiv.
Gut funktioniert auch die automatische Anpassung der ANC-Intensität und erfreulich ist, dass die Ohrhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung hörbar nicht anders als ohne klingen. Auch das typische ANC-Eigenrauschen hält sich in sehr engen Grenzen. Und wenn es darauf ankommt, die Umgebung gut wahrzunehmen, hat man in der App tatsächlich die Möglichkeit, die Stärke des Transparenzmodus selbst zu bestimmen.
Die Ausdauer ist mit bis zu fünf Stunden bei deaktiviertem ANC nicht berauschend, mit Geräuschunterdrückung darf man nicht mehr als vier Stunden erwarten. Zur Not genügen aber 15 Minuten in der Ladebox, damit die Pi7 S2 wieder rund zwei Stunden durchhalten. Das auch induktiv aufladbare Case bietet vollgetankt Reserven von bis zu 16 Stunden.
Fazit
Die Bowers & Wilkins Pi7 S2 sind mit ihrem tollen Klang und sehr gutem ANC tatsächlich Luxus für die Ohren, der Bluetooth-Sender im Case macht sie außergewöhnlich. Doch ihr Preis ist enorm hoch. iPhone-Besitzer sind mit den deutlich günstigeren Airpods Pro 2 vermutlich besser bedient. Für Android-Nutzer sind die fast ebenso guten, 100 Euro preiswerteren Vorgänger der Pi7 S2 eine interessante Alternative.
Quelle: ntv.de